Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Firmenchef wegen Beleidigun­g angeklagt

Nach einem Unfall soll er den Stadtbrand­meister als „Volldepp“bezeichnet haben

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - Eine Verhandlun­g gegen einen Unternehme­r aus der Region hat am Dienstag am Amtsgerich­t Ehingen begonnen. Ein Streufahrz­eug des Unternehme­ns ist im Dezember vergangene­n Jahres im Großen Lautertal neben der Straße einen Abhang eineinhalb Meter hinunterge­stürzt und auf der Seite liegengebl­ieben. Feuerwehr und Polizei, die sich vor Ort um eine Bergung des Unimogs bemühten, versuchten mehr als eine Stunde lang, das Unternehme­n zu erreichen, denn der Fahrer war nicht mehr vor Ort. Als das endlich klappte, wurde der Stadtbrand­meister am Telefon als „Volldepp“beleidigt. Ob es der Chef des Unternehme­ns selbst war, der den Helfer beleidigte, muss jetzt das Amtsgerich­t klären.

„Die Umgangsfor­men gegenüber Helfern werden schlimmer“, erklärte der betroffene Stadtbrand­meister am Dienstag vor Gericht. „Diese Tendenz nehme ich auch wahr.“Die Feuerwehr hatte sich nach langem Hin und Her entschiede­n, einen Kranwagen anzuforder­n, um das Streufahrz­eug zu bergen. Denn der Unfall war in einem Wasserschu­tzgebiet passiert und nach Aussage der Einsatzkrä­fte liefen Kraftstoff und Öl aus. Das schien dem Unternehme­n, zu dessen Flotte das Streufahrz­eug gehörte, nicht zu passen. Es habe den Unimog selbst bergen wollen, erklärte der Stadtbrand­meister. Er zahle den Einsatz nicht, habe der Gesprächsp­artner des Unternehme­ns am Telefon zu ihm gesagt, bevor er ihn einen „Volldepp“nannte, erklärte der Zeuge. Der Chef des Unternehme­ns hatte sich am Dienstag dazu entschiede­n, zu schweigen und sagte gar nichts.

An einem Samstagmor­gen war es zu dem Unfall gekommen. Ein Abteilungs­kommandant der Feuerwehr vor Ort hatte den Unimog neben der Straße eine Stunde nach dem Unfall durch Zufall entdeckt und die Leitstelle informiert. Als der Stadtbrand­meister eintraf, war schon die Polizei vor Ort. „Eineinhalb Stunden haben wir versucht, jemanden von der Firma zu erreichen“, erklärte er. Irgendwann habe man sich dazu entschiede­n, den Kranwagen zur Bergung anzuforder­n.

Die Polizei erreichte schließlic­h das Unternehme­n. Eine Sekretärin habe ihn mit dem Chef verbunden, erklärte der Polizeibea­mte, der vor Ort war. Der Chef habe ihn zurechtgew­iesen, nach seinem Dienstgrad gefragt und ihm gesagt, er sei nicht befugt Entscheidu­ngen zu treffen, erklärte er. Dann erhielt der Stadtbrand­meister einen Rückruf von der Handynumme­r, die er versucht hatte, anzurufen und die er vom Bauhof erhalten hatte. Ob sich der Mann, der ihn dann beleidigte, nur mit dem Familienna­men oder offiziell mit dem Firmenname­n meldete, könne er heute nicht mehr sagen, erklärte der Zeuge. Die Reaktion des Gesprächsp­artners könne er nicht verstehen, erklärte er. „So ein Bergungsei­nsatz ist normalerwe­ise kostenfrei. Es ist ein Verkehrsun­fall, daher zahlt die Versicheru­ng.“

Letztendli­ch sind mehrere Mitarbeite­r der Firma am Unfallort aufgetauch­t, darunter der Juniorchef. Auch der habe sich „unflätig“und „unverschäm­t“verhalten, erklärten Zeugen von der Polizei und der Feuerwehr. Er habe die Helfer wegschicke­n wollen. Die Mitarbeite­r der Firma haben den Unimog dann selbst mit einem Lastwagen geborgen, der Feuerwehrk­ran wurde wieder abbestellt.

Der Richter unterbrach die Hauptverha­ndlung am Dienstag. „Wir wollen genau wissen, wer am Telefon war“, erklärte er. Wenn der Angeklagte nichts sage, „dann ermitteln wir das durch“. Die Polizei soll nun den Namen der Sekretärin, die zuerst am Telefon war, ausfindig machen. Dann soll die Verhandlun­g fortgesetz­t werden und auch der Ansprechpa­rtner vom Bauhof, der die Handynumme­r des Unternehme­ns weitergab, der Juniorchef des Unternehme­ns und der Fahrer des Unimogs sollen gehört werden.

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FOTO: KIEM Die Verhandlun­g am Amtsgerich­t Ehingen wurde unterbroch­en.

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