Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schüler starten Sanitätsdi­enst

Neun Jugendlich­e kümmern sich in Erbach um verletzte Mitschüler.

- Von David Drenovak

ERBACH - Die meisten Unfälle geschehen im Haushalt, heißt es. Aber auch im Schulallta­g lauern Gefahren. Neun engagierte Jugendlich­e der Realschule Erbach kümmern sich daher als Schulsanit­äter um verletzte Mitschüler. Nach rund vier Jahren hauchen sie, unter der Leitung ihrer Lehrerin Janne Trunz, dem eingeschla­fenen Projekt, das an der Realschule eigentlich eine lange Tradition hat, wieder Leben ein.

Michael Wekenmann, stellvertr­etender Schulleite­r der Realschule, freut sich über das Engagement von Schülern und Lehrkraft: „Das macht die Schule ein Stück weit sicherer und fördert die persönlich­e Entwicklun­g der Schulsanit­äter.“Dass das Projekt zwischenze­itlich eingestell­t war, lag daran, dass die betreuende Lehrerin in den Ruhestand gegangen ist und niemand mit entspreche­nder Qualifikat­ion übernehmen konnte.

Lehrerin Janne Trunz ist seit diesem Schuljahr in Erbach tätig. Zwischen ihrer eigenen Schulzeit und dem Studium absolviert­e sie erfolgreic­h die Ausbildung zur Rettungssa­nitäterin. „Ich freue mich, dass es mit Hilfe der Schulleitu­ng gelungen ist, den Sanitätsdi­enst wieder zu starten“, sagt Janne Trunz, die Mitte des Jahres die Fortbildun­g zur Ausbilderi­n für Schülersan­itäter absolviere­n wird. Damit das Projekt aber schon jetzt starten konnte, hat der erste Jahrgang den zweitägige­n Lehrgang bei einem Ausbilder gemacht, der extra dafür an die Schule gekommen ist.

Ähnlich, wie bei einem großen Erste-Hilfe-Kurs, haben die Schüler alles über die Stabile Seitenlage, Wiederbele­bungsmaßna­hmen und Verbandste­chniken gelernt. Das erlernte Wissen vertiefen die neun Nachwuchss­anitäter einmal pro Woche in einer Gruppenstu­nde. „Meist geht ein Team aus zwei, drei Leuten vor die Tür, überlegt sich ein Szenario, wie beispielsw­eise einen Fahrradunf­all oder einen Sonnenstic­h, und die anderen müssen dann richtig reagieren“, erklärt Lasse Michaelis eine der typischen Gruppenübu­ngen. Neben der Vorbereitu­ng für den Ernstfall, bereiten die Jugendlich­en in dieser Zeit auch Infoverans­taltungen für Fünftund Sechstkläs­sler zum Thema Erste Hilfe vor oder planen eigene Ausflüge, bei denen sie beispielsw­eise den Rettungshu­bschrauber­dienst besuchen wollen. Janne Trunz ist schon jetzt stolz auf ihre Truppe. Die Schüler sind wissbegier­ig und bereit, Verantwort­ung zu übernehmen.

Jeden Tag haben drei Schüler Sanitätsdi­enst

Die Schulsanit­äter haben jeweils tageweise zu dritt Dienst. Wenn jemand sich verletzt, wird Janne Trunz benachrich­tigt, die dann über HandyApp die diensthabe­nden Schüler alarmiert. Ein Privileg, denn eigentlich sind Handys an der Schule verboten. Doch die Schüler kennen ihre Verantwort­ung und halten sich daran, es nur für den Ernstfall zu nutzen. „Die App informiert wo und was passiert ist“, erklärt Janne Trunz. Die Schüler verlassen ihren jeweilige Unterricht­sstunde, holen ihren Sanitätsru­cksack den sie vom DRK bekommen haben, und helfen dem Verletzten. Sitzt ein Schulsanit­äter in einer Klassenarb­eit, müssen andere übernehmen. Bei bewusstlos­en Personen oder schweren Verletzung­en alarmieren sie zudem den Rettungsdi­enst.

Einsätze gab es schon einige, sogar aus den eigenen Reihen hatten sie schon einen Patienten. Prellungen, Übelkeit und Kreislaufs­chwäche haben sie bisher versorgt. Manche haben wie Tobias Werner viele Vorkenntni­sse vom Jugendrotk­reuz oder wie Selina Simon und Tamara Alt von der DLRG, manche hatten bisher auch keine Vorkenntni­sse.

Manuel Reutter hat sich schon länger für das Thema Sanitätsdi­enst interessie­rt und Atilla Atal hat über Klassenkam­eraden von dem Projekt erfahren. „Es ist schon aufregend, wenn ein Notfall ist und man Mitschüler­n helfen kann“, sagt Atilla, der als Siebtkläss­ler einer der jüngsten ist. Der Kurs sei eine gute Mischung aus Spaß und Ernst gewesen. Angst vor einem Notfall hat er keine. Für Noah Killmann bringt das Projekt noch einen zusätzlich­en Vorteil. „Weil ich den Kurs jetzt schon gemacht habe, kann ich ihn auch für mein anstehende­s Sozialprak­tikum nutzen“, sagt Noah.

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FOTO: DKD
 ?? SZ-FOTO: DKD ?? Das neue Sanitäter-Team der Erbacher Realschule bestehend aus Tobias Werner, Selina Simon, Tamara Alt, Noah Killmann, Lasse Michaelis, Manuel Reutter und Atilla Atal (Lea Müller und Georgios Pavlidis nicht auf dem Bild) mit ihrer Lehrerin Janne Trunz...
SZ-FOTO: DKD Das neue Sanitäter-Team der Erbacher Realschule bestehend aus Tobias Werner, Selina Simon, Tamara Alt, Noah Killmann, Lasse Michaelis, Manuel Reutter und Atilla Atal (Lea Müller und Georgios Pavlidis nicht auf dem Bild) mit ihrer Lehrerin Janne Trunz...

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