Kluftinger-Autoren reisen durch die Zeit
Michael Kobr und Volker Klüpfel sorgen mit schrulligem Ermittler für viele Lacher
BIBERACH - Ein bisschen Flowerpower, ein schrulliger Ermittler namens Kluftinger und jede Menge Erinnerungen: Die Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr touren in den kommenden Monaten mit ihrem Programm „Der Sinn des Lesens – Die Jubiläumstour“durch Deutschland. Auftakt war am Dienstagabend in der Stadthalle Biberach. „Es macht Laune und man bekommt Appetit auf das neue Buch“, lautet das Fazit der Besucherinnen Sabine Schuler und Lucia Steinhauser aus Ringschnait. Ende April ist der zehnte Kluftinger-Teil mit gleichnamigen Titel in den Regalen zu finden.
Ein Feuerwerk, auch wenn nur auf einer Leinwand animiert, darf bei diesem Jubiläum nicht fehlen: Vor 15 Jahren ist der erste Kluftinger-Roman „Milchgeld“erschienen. Volker Klüpfel und Michael Kobr erschufen eine Kultfigur, die nicht nur Morde rund um Altusried aufklärt, sondern auch Kässpatzen über alles liebt. „Wir wollen zum ersten Mal nicht auf der Bühne streiten“, verspricht Volker Klüpfel dem bunt gemischten Publikum in der Stadthalle. Egal, ob jung oder alt; Männlein oder Weiblein – fast in jedem Haushalt der Region dürfte sich mindestens ein Kluftinger-Buch befinden. Der Vorsatz des friedvollen Umgangs der Autoren untereinander hält an diesem Abend allerdings nur wenige Sekunden an. Alles andere wäre aber auch eine böse Überraschung fürs Publikum gewesen, kauften die Zuhörer ihnen dieses Versprechen doch von Beginn an nicht ab.
Bei der Lesung bekommen die Besucher aber nicht nur zwei Autoren geboten, die sich häufig kabbeln. Es gibt auch eine Zeitreise zurück in die Kindheit und Jugend der Schriftsteller. Überdimensionierte Brillen in den 80er-Jahren, Jeans-Look in den 90ern – dank des modischen Spürsinns von Klüpfel und Kobr sieht man jedem gezeigten Foto sofort an, aus welcher Zeit es stammt. Insgesamt kommt die Bühneninszenierung schlicht daher. Ein aufblasbares Sofa, zwei Tische, ein Bürostuhl sowie ein Holzstuhl bilden die Kulisse. Diese wirkt zusammengewürfelt, aber doch irgendwie stimmig. Ist sie doch so gegensätzlich wie die Autoren selbst. Kobr trägt Hemd, hat volles Haar und hält sein Manuskript im Hochformat in den Händen. Klüpfel dagegen setzt auf T-Shirt, steht zu seinen Geheimratsecken und hat im Querformat bedruckte Textblätter vor sich.
Vermutlich ist dieser Gegensatz auch ein Erfolgsgeheimnis der Kluftinger-Reihe. Was im zehnten Teil passiert – darauf hat es bei der Lesung selbstverständlich auch erste Antworten gegeben. So geht es diesmal um Kluftinger selbst, sein Tod wird mittels eines Kreuzes auf dem Friedhof angekündigt. Gleichzeitig wird der Leser erfahren, warum ihn seine Ehefrau Erika als Butzele liebkost, wie Langhammer zu seinem Erzfeind wurde und wie er sich als Babysitter schlägt. Denn Sohn Markus und Schwiegertochter Yumiko machen ihn zum Opa, das „Duzi-Duzi-Fieber“greift auch bei dem weniger vor Emotion strotzenden Ermittler um sich. Auf den ersten Seiten wird darüber hinaus das Geheimnis schlechthin gelüftet: Wie heißt denn Kluftinger überhaupt mit Vorname? Wobei es richtig eigentlich „Vornamen“heißen müsste. Mehr sei an dieser Stelle aber nicht verraten.
Wie der Programmtitel „Der Sinn des Lesens“schon andeutet, wird es auch philosophisch. Was wäre gewesen, wenn Kluftinger einem „noch geheimeren Geheimbund“im Auftrag des Papstes auf den Fersen gewesen wäre? Was, wenn Kluftinger ein poetisches, hochtrabendes Werk geworden wäre? Was, wenn Kluftinger in „Spatzen Wars“nicht im Allgäu, sondern im All ermittelt hätte? Fragen über Fragen, das Publikum kommt aus dem Lachen an diesem Abend kaum mehr heraus. „Wir sind seit Jahren bei den Lesungen mit dabei. Es ist immer wieder genial und lustig“, sagt Manuela Baumeister aus Bad Buchau. Carmen Beck ergänzt: „Der Humor der beiden findet sich eins zu eins in den Büchern wieder.“Beide freuen sich schon auf den zehnten Teil, Carmen Beck hat ihn bereits als E-Book vorbestellt.
Ganz spontan zu der Lesung sind Sabine Schuler und Lucia Steinhauser gekommen. Die beiden 55 Jahre alten Frauen haben sogar noch Plätze in der ersten Reihe ergattert. „Der Allgäuer Dialekt gefällt mir einfach“, sagt Sabine Schuler. „Und mit den Themen, über die die beiden sprechen, kann man sich einfach identifizieren. So manch Modesünde haben wir auch mitgemacht.“