Der Kreml in Erklärungsnot
Die Nachricht aus Den Haag kam nicht überraschend. Die Experten der OPCW sind nach eingehender Prüfung durch unabhängige Labors zum gleichen Schluss gekommen wie die britische Regierung: Der ExSpion Sergej Skripal, dessen Tochter Julia und ein englischer Polizist wurden mit einem sehr reinen, für militärischen Nutzen entwickelten Nervenkampfstoff vergiftet.
Der OPCW-Bericht nennt Nowitschok nicht beim Namen, die chemische Formel lässt aber keinen anderen Schluss zu. Damit wird der Tatverdacht gegen Russland erhärtet, zumal Moskau ein langes Register völkerrechtlicher Vorstrafen hat: der radioaktive Giftmord am Dissidenten Alexander Litwinenko in London; die An- nexion der Krim; die Vertuschung von Chemiewaffeneinsätzen der Assad-Regierung im syrischen Bürgerkrieg. Der Kreml habe Fragen zu beantworten, findet der britische Außenminister Boris Johnson und hat damit Recht.
Großbritannien zufolge stellt Russland seit zehn Jahren Nowitschok zum militärischen Einsatz her. Diese heftig bestrittene Behauptung sollte die OPCW möglichst rasch einer gründlichen Prüfung unterziehen. Wenn sie stimmt, verstößt die Vetomacht des UN-Sicherheitsrates in eklatanter Weise gegen ihre Verpflichtungen. Dann müsste auch Deutschland seine Haltung gegenüber Russland überdenken.
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