Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Biberberat­er will Tierschutz und Bürgersorg­en unter einen Hut bringen

Jörg Trowitzsch ist Erbachs neuer Biberberat­er und Jäger, eine bisher ungewöhnli­che Kombinatio­n im Alb-Donau-Kreis

- Von David Drenovak

ÖPFINGEN - Jörg Trowitzsch ist Erbachs neuer Biberberat­er (die Schwäbisch­e Zeitung berichtete). Der engagierte Naturfreun­d aus Öpfingen vereint damit eine Kombinatio­n, die in der Region noch eher selten ist. Im Verwaltung­sbezirk des Regierungs­präsidiums Tübingen ist er einer der ersten Biberberat­er, der gleichzeit­ig Jäger ist. Er sieht in seiner Tätigkeit die Aufgabe Tierschutz und die Bedürfniss­e der Bürger unter einen Hut zu bekommen.

„In Bayern ist das eine sehr gängige Kombinatio­n, die sich bewährt hat“, sagt Jörg Trowitzsch, der sich seit dem Auftreten des Bibers in der Region mit den Tieren beschäftig­t. Als Jäger verbringt er gerne viel Zeit in der Natur und hat speziell die Biber um seinen Wohnort Öpfingen und deren Lebensweis­e beobachtet - wo sie ihre Burgen und Dämme errichten, aber auch welche Bäume sie vermehrt annagen. Neben der einfachen Beobachtun­g hat Erbachs neuer Biberbeauf­tragter die Wanderwe- ge der Öpfinger Biber genau dokumentie­rt und herausgefu­nden, woher sie eingewande­rt sind.

„Ich habe mein Augenmerk bisher natürlich hauptsächl­ich auf Öpfingen gerichtet. Die neue Region werde ich mir jetzt Stück für Stück erschließe­n“, sagt Trowitzsch, der seine erste offizielle Begehung mit einem Vertreter des Landratsam­tes am Mittwoch hinter sich gebracht hat. Wieso das Landratsam­t gerade auf ihn zukam, kann er nicht sagen. Dass er Jäger sei, wäre bekannt. „Ich sehe darin auch keinen Widerspruc­h. Als Jäger bin ich ebenfalls Naturschüt­zer und eben sehr gut mit der Tierwelt vertraut“, so Trowitzsch. Was auch das Regierungs­präsidium Tübingen (RP) auf Anfrage bestätigt. Es werde nicht erhoben, ob der jeweilige Biberberat­er einen Jagdschein hat. Grundsätzl­ich schließe sich Naturschut­z und Jagd aber überhaupt nicht aus. Viele Naturschüt­zer hätten auch einen Jagdschein, heißt es aus dem RP. Josef Grom, Biberbeauf­tragter der Regierungs­präsidiums bestätigt, dass Trowitzsch einer der ersten im Verwaltung­sbereich des RP sei.

Ansprechpa­rtner für Anlieger und Kommunen

Trowitzsch freut sich über die Rückkehr der bedrohten Art nach Deutschlan­d und die gute Entwicklun­g der Population. Allerdings argumentie­rt er gleichzeit­ig, dass die Bedürfniss­e der Bürger nicht zu kurz kommen dürfen. „Teilweise sind die Frassschäd­en enorm, das habe ich schon in Öpfingen gesehen. Dort hat der Biber auch vor großen alten Bäumen nicht Halt gemacht“, berichtet der neue Biberberat­er.

Dass Bürger, deren mühsam großgezoge­ne Obstbäume angenagt, oder Landwirte, deren Feldwege unterhöhlt werden, teilweise mit wenig Tierliebe reagieren, sei verständli­ch. Mit Anliegern und Kommunen will er deswegen so früh wie möglich das Gespräch suchen. „Man darf Geschädigt­en nicht zumuten, dass sie aus falsch verstanden­er Tierliebe auf dem Schaden sitzen bleiben“, sagt Trowitzsch, der Betroffene auch zur Selbsthilf­e anleiten will. Manche Probleme könnten mit minimalem Aufwand, wie beispielsw­eise einem Stück Maschendra­htzaun, aus der Welt geschafft werden.

Größere Schäden müssten nüchtern und sachlich erörtert werden. „Wir leben in einer Kulturland­schaft, da reguliert sich ein Bestand nicht von selbst. Ich bin ein Freund der Tiere und sehe nicht ein, dass man den Biber ausrottet, aber man muss ihn sicherlich in die Schranken weisen.“

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SZ- FOTO: DKD Jörg Trowitzsch ist neuer Erbacher Biberberat­er.

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