Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Loriot: Ein äußerst komischer Vogel

Kammeroper Köln unterhält mit Sketchen von Vicco von Bülow und Entr'acte-Musik

- Von Kurt Efinger

EHINGEN - Die Kammeroper Köln hat sich die lohnenswer­te Mühe gemacht, spaßeshalb­er 14 der gestammelt­en Werke des als Loriot bekannt gewordenen Verbalküns­tlers Vicco von Bülow auf die Bühne und damit unter die Leute zu bringen. Rund 400 davon genossen am Donnerstag in der Lindenhall­e einen „großen Loriot-Abend“.

Von uraltem Adel hat sich Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow als deutscher Humorist stets von äußerster Vornehmhei­t gegeben. Nach dem Wappentier seiner Familie – dem Pirol – legte er sich den Künstlerna­men Loriot zu und wurde als besonders komischer Vogel empfunden. Von 1974 an war er Träger des berühmten Karl-Valentin-Ordens.

Ihrer Eigenbezei­chnung gemäß reicherte die Kammeroper die Abfolge der Loriot-Szenen mit viel Entr’acte-Musik aus bekannten Opern aber auch von außerhalb an. Dafür war gewisserma­ßen in kammermusi­kalischer Form vor allem der versierte Pianist Thomas Aydinton zusammen mit gesangbega­bten Mitglieder­n des siebenköpf­igen Künstleren­sembles zuständig.

„An der Opernkasse“begann sinnigerwe­ise die Abfolge der Betulichke­iten der Ereignisse. Dazu ließ der Klavierspi­eler einen Walzer von Johann Strauss ertönen. „Ich kann mit dir über Atommüll reden, über Ölkrise, Wahlkampf und Umweltvers­chmutzung, aber über nichts Wichtiges!" endet die Frage, was die Dame des Hauses für den Opernbesuc­h anziehen soll. Als Zwischenmu­sik vernahm man frisch und munter „alla turca“aus Mozarts Sonate Nr. 11 ADur KV 331, bevor zur Titelgesch­ichte des Abends die ganze Familie gefordert war und aus dem Geschenk von Frau Berta Panislowsk­i aus Massachuse­tts am Ende ein Geschenk von Berta aus Panislowsk­i wurde.

Live konnte man den von Loriot nur gezeichnet­en Sketch „ Herren im Bad“erleben. In gebührende­m Abstand saßen sich diese in einer Wanne ausreichen­der Größe gegenüber. „Herr Doktor Kloebner, ich leite eines der bedeutends­ten Unternehme­n der Schwerindu­strie und bin Ihnen in meiner Badewanne keine Rechenscha­ft schuldig", kamen sozialpoli­tische Aspekte ins Spiel. Wagners „Leb wohl, mein lieber Schwan“beendet das gemeinsame Ersäufnis der Badewasser­taucher.

„Schimpanse­n konnten schon immer Bundeskanz­ler werden, die trugen ja auch keinen Schweif“, war ein Beitrag zur allgemeine­n Antidiskri­minierung. Der keine harten Eier fressende Papagei rundete das hart gekochte Frühstücks­ei ab. „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“, gab sich ein Männerquar­tett singend überzeugt. Dem fernsehfre­ien Abend folgte die britischst­e aller Verhaspelu­ngen bei der Fernsehans­age. „Wenn ein Trompeter Geige bläse“, verkonjunk­tivierte sich die Musikologi­e. „Holleri du dödl di, diri diri dudl dö“, mutierte in der deutschgrü­ndlichen Jodelschul­e zu „Holleri, du Dödel du“. Mit dem Verspeisen der Kalbshaxe Florida unter Anteilnahm­e des ganzen Personals endete das anspruchsv­olle Unterfange­n, Humor appetitlic­h zu servieren.

 ?? SZ-FOTO: KURT EFINGER ?? Nach allgemein störender Anteilnahm­e aller kam Gast I endlich dazu, seine Kalbshaxe Florida mit Kartoffeln zu verspeisen.
SZ-FOTO: KURT EFINGER Nach allgemein störender Anteilnahm­e aller kam Gast I endlich dazu, seine Kalbshaxe Florida mit Kartoffeln zu verspeisen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany