Wagner bewirbt sich mit Nachdruck
MÜNCHEN (mp) - Während Konkurrent Mario Gomez im VfB-Trikot gegen Hannover ohne Tor blieb, bewarb sich Münchens Sandro Wagner am Samstagabend mit Nachdruck um einen Platz im WM-Kader.
Nach seinen beiden Toren gegen Borussia Mönchengladbach zeigte sich der 30-Jährige gewohnt selbstbewusst: „Ich hab’s verdient, da mitzufahren.“Später legte er nach: „Ich bin mir sicher, dass ich bei der WM dabei bin.“Freier von Selbstzweifel hätte er sich nicht ausdrücken können. Wobei diese große Klappe vielleicht genau das sein könnte, was Joachim Löw davon abhält, den wuchtigen Mittelstürmer mit spät in Schwung gekommener Karriere zu nominieren. Die Frage, die sich der Bundestrainer stellen könnte, könnte lauten: „Will ich einen dabei haben, der für Unruhe sorgt, wenn er nicht spielt? Oder ist er einfach zufrieden, dass er im Kader steht?“Wagner wird sich diese Gedanken vermutlich nicht machen. Zu verlieren hat er ja auch herzlich wenig.
Er spielt bei den Bayern eine Rückrunde, die einer WM-Nominierung würdig wäre: Der 30-Jährige hat in zwölf Pflichtspielen acht Tore erzielt, alle 71 Minuten eines. Dass Wagner gedenkt, in diesem Tempo weiterzumachen, unterstrich seine Selbsteinschätzung: „Ich bin in der Form meines Lebens.“
Er profitiert dabei auch von der Rotationslust seines Trainers Jupp Heynckes. „Ich finde, das ist ein großer Vorteil, dass wir viele Spieler heute schonen konnten“, sagte Wagner. Zweimal traf er nach Vorlage von Thomas Müller und drehte somit die frühe Gladbacher Führung von Josip Drimic (9.) in ein 2:1 (37., 41.). Nach der Pause legten Thiago (51.), David Alaba (67.) und der für Wagner eingewechselte Robert Lewandowski (82.) nach.
Auch wenn Borussia-Keeper Yann Sommer den dritten WagnerTreffer und damit die totalen Festspiele verhinderte – dem Selbstbewusstsein des bulligen Bayernstürmers konnte dies nichts anhaben.
MÜNCHEN - Vielleicht hat BayernPräsident Uli Hoeneß tatsächlich gedacht, einfach nur in aller Ruhe ein Fußballspiel anschauen und den Abend danach gemütlich ausklingen lassen zu können. Vielleicht war er deshalb sogar über sich selbst überrascht, als Hoeneß den Hoeneß rausließ, weil ihm dieser schöne Fußballabend in München nur während des Spiels vergönnt war. Denn in Ruhe gelassen wurde Hoeneß nach dem hoch verdienten 5:1 (2:1) der Bayern gegen Borussia Mönchengladbach keine Sekunde lang. Fragen über Fragen prasselten auf ihn ein – und sie hatten fast alle nur ein Thema: Wie ist das mit der Verpflichtung des neuen Bayern-Trainers Niko Kovac gelaufen?
Schon das erstbeste Interview lief so unvermeidlich in eine Richtung, die dem Bayern-Präsident gar nicht schmeckte, dass er einen Sky-Reporter prompt anpflaumte: „Wir sind hier nicht bei der Staatsanwaltschaft.“Diese Art von Befragung kennt Hoeneß freilich. Ähnlich bedrängt fühlte er sich offenbar von der Frage, wann der erste Kontakt der Bayern mit Kovac zustande gekommen sei, dass er sich zu einem Wutausbruch hinreißen ließ, wie ihn die Fußballwelt seit Jahrzehnten von ihm kennt. „Das geht Sie einen Mist an“, herrschte er den Sky-Reporter an – und ließ ihn stehen.
Gemeinsam mit Rummenigge in der Mixedzone vor Journalisten
Wenige Minuten später tauchte der Bayern-Präsident in der Mixedzone auf, wo sich der Großteil der Journalisten nach dem Spiel tummelt und Reaktionen einfängt. Bemerkenswert: Hoeneß hatte sich Verstärkung mitgebracht. Gemeinsam mit dem Bayern-Vorstandsvorsitzenden KarlHeinz Rummenigge stellte er sich der wartenden Meute. Dass sich diese beiden Schwergewichte zusammen an dieser Stelle aufbauen, hat Seltenheitswert.
Hoeneß wiederholte zwar nicht, dass er es für eine „ziemliche Unverschämtheit“(das hatte er am Sky-Mikrofon gesagt) halte, dass EintrachtSportvorstand Fredi Bobic behauptet hatte, die Information zur KovacVerpflichtung sei keinesfalls aus Frankfurt gekommen – was nichts anderes hieß, as ass es die Münchner gewesen sein sollen. Sehr wohl aber wies Hoeneß erneut nachdrücklich alle Schuld von sich: „Wir haben nichts dazu beigetragen, dass diese Sache an die Öffentlichkeit kam.“„Aus unserer Sicht gibt es keine Irritation“, ergänzte Rummenigge, der zu beschwichtigen versuchte. „Es kamen vonseiten der Bayern keine Informationen nach außen. Absolut Blieb immer noch die Frage, wann der Kontakt zu Kovac aufgenommen wurde. War das tatsächlich erst am vergangenen Donnerstag? So richtig antworten wollte Hoeneß nicht, immer wieder wich er aus. Zwar habe er die Kovac-Brüder – mit Niko wird Co-Trainer Robert von Frankfurt nach München wechseln – kürzlich zufällig bei einem Geburtstag getroffen. „Das ist aber nicht der richtige Ort, um Vertragsverhandlungen zu führen“, sagte der Präsident des Vereins, der Treffen in dieser Sache auch schon mal an einer Autobahnraststätte organisiert hat.
Nach minutenlangem Dauerbeschuss in Sachen Kovac/Bobic/ Frankfurt tat ein Reporter Hoeneß dann doch den Gefallen und stellte ihm eine Frage zum aktuellen sportlichen Zustand des FC Bayern. Sofort strahlte Hoeneß mit Rummenigge um die Wette. „Endlich kommen wir zu den wichtigen Dingen des Lebens“, freute sich der Präsident. Bis auf die ersten zehn Minuten sei es ein großartiger Auftritt gegen Gladbach gewesen, kommentierte er die fünf Tore nach frühem Rückstand. Er habe das Spiel weitestgehend genießen können, ohne Nervenbelastung.
Hoeneß hätte ergänzen können: „Da wusste ich aber noch nicht, was mich nach dem Spiel erwartet.“Gepasst hätte es jedenfalls – an einem Abend, an dem im Nachgang nur wenig über ein über weite Strecken unterhaltsames Fußballspiel gesprochen wurde.