Musikkapell Ersingen feiert 60. Geburtstag
Fritz Wanner gründete einst die zwölfköpfige Kapelle aus der sich später der Musikverein entwickelte
ERSINGEN (sz) - Fritz Wanner gründete die Ersinger Musikkapelle. Damit begann die musikalische Geschichte des Dorfes.
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ERSINGEN - Die musikalische Geschichte Ersingens ist untrennbar mit einem Namen verknüpft: Fritz Wanner. Als Gründungsmitglied, Vorsitzender, Dirigent und nicht zuletzt als Musiker, hat er die Kapelle und den Musikverein des Erbacher Teilorts geprägt wie kein anderer. Heute, 60 Jahre nach den ersten Tönen, wirft er gerne einen Blick zurück auf das Erreichte, auch wenn anfangs einige Hürden zu nehmen waren.
Mit zwölf Leuten habe alles begonnen, erzählt Fritz Wanner. Eigentlich wollte er schon 1957 anfangen, der erste Versuch habe aber nicht geklappt. „Eine Musikkapelle, das war damals etwas Neues, wir waren junge Leute und die Ersinger waren skeptisch“, beschreibt der Ersinger Musikpionier die damalige Situation, die auch aktuellen Vereinsgründern bekannt vorkommen dürfte. Ein Jahr später war es dann aber soweit. Von der Gemeinde habe er zur Gründung 500 Mark bekommen und die Genehmigung eine Haussammlung im Dorf zu machen. „Dabei sind 580 Mark zusammen gekommen, die haben wir aber gleich wieder für den ersten Bass ausgegeben.“Vom restlichen Geld wurden Trompeten gekauft, weil das damals die günstigsten Instrumente gewesen seien. Grundlage für eine Tradition die noch immer besteht, bis heute stellt der Musikverein Ersingen die Musikinstrumente für die Anfänger. „Wir haben noch Instrumente, die gespielt werden, die von damals sind“, berichtet der aktuelle Musikvereinsvorsitzende Mark Lintl.
Der Schlagzeuger saß bei den Proben im Flur
Musik hat in der Familie Wanner eine lange Tradition, schon der Vater war Musiker in Attenweiler. Enkel, Großneffen und andere Familienmitglieder sind heute noch im Musikverein aktiv. In der ersten Ersinger Kapelle spielten fünf, später sieben Familienmitglieder. Folglich fanden die Proben im Wohnzimmer der Wanners statt. „Irgendwann war das Zimmer so voll, dass der Schlagzeuger mit der Pauke im Gang auf der Treppe sitzen musste. Der erste Auftritt der Kapelle fand bereits Heilig Abend 1958 statt. Trotz starken Schneefalls zogen die wackeren Zwölf musizierend durch die Ersinger Gassen. Damit begründete die Musikkapelle das Korrendespielen, das bis heute bestand hat und heuer zum 60. Mal stattfinden wird.
1960 zogen die Musiker zum Proben in die Kegelbahn der Krone um. Im gleichen Jahr gründeten Wanner und seine Mitstreiter den Musikverein und spielten beim Wertungsspiel des Kreismusikfests in Unterstadion mit. Kleinere Musikertreffen mit Vereinen aus Öpfingen, Rißtissen und Griesingen folgten. „Wir sind damals viel rum gekommen. Wir waren sogar beim Bundesmusikfest in Friedrichshafen“, erzählt
Wanner. Gerade einmal zehn Jahre nach seiner Gründung richtete der Verein sein erstes eigenes Kreismusikfest aus. 1974 folgte das erste Frühlingsfest, das später zum Maifest wurde und auch heuer wieder kurz bevor steht und erstmals fünf Tage dauert. Bei den schönen Erinnerungen muss Fritz Wanner dann doch eine kleine Freudenträne verdrücken: „Damals hat das ganze Dorf zusammen geholfen. Ich hätte am Anfang nicht gedacht, dass die Ersinger Musik so zum Erfolg wird, es war viel harte Arbeit.“
Zu Spitzenzeiten hatte die Kapelle bei 700 Einwohnern einhundert aktive Musiker. Aktuell sind es respektable 64. „Früher hat man einfachere Stücke gespielt, viel Polka oder Walzer.“Die Kapelle habe die üblichen Jubiläumsständchen aber auch auf Hochzeiten gespielt. Im Laufe der Zeit seien die Ansprüche und die Stücke immer hochwertiger geworden, resümiert Wanner. Als ehemaliger Dirigent des Vereins verfolgt er immer noch interessiert die Entwicklungen in der Blasmusikszene liest die Musikerzeitung und ist, wenn es geht, immer noch bei den Auftritten der Ersinger dabei. Er selbst hat Flügelhorn gespielt. Während seiner aktiven Musiker- und Dirigentenlaufbahn hat er an 1150 Auftritten sowie 5300 Proben teilgenommen. Zu seinen Lieblingskomponisten zählen immer noch Gustav Lotterer und Siegfried Rundel. Die Noten zu Rundels „Saluto Lugano“hat Wanner dem Musikverein gestiftet. Das Stück wird noch heute regelmäßig bei Auftritten gespielt.
2001 legte Wanner seinen Taktstock beiseite und konzentrierte sich fortan darauf, sein musikalisches Wissen als Ausbilder an den Nachwuchs weiterzugeben. Im selben Jahr nahm er auch einen Jungen, der spielend vor dem Proberaum saß, an der Hand und brachte im das Klarinettenspiel bei. Heute, 17 Jahre später, ist der damals zehnjährige Mark Lintl Vorsitzender des Musikvereins und tritt in die Fußstapfen seines ehemaligen Lehrers. „Wir planen gerade eine ,Diamantene Musikprobe’, bei der wir mit den verbliebenen Gründungsmitgliedern feiern und uns für ihr Engagement bedanken wollen“, sagt Lintl.
„Wir sind damals viel rum gekommen. Wir waren sogar beim Bundesmusikfest in Friedrichshafen.“Fritz Wanner Gründer des Musikvereins Ersingen