Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Opposition fordert einheitlic­he Linie

Geplanter Auftritt des türkischen Außenminis­ters in Solingen löst Befürchtun­gen aus

- Von Andreas Herholz und dpa

BERLIN - Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) rechnet nicht mit einer neuen Belastung der Beziehunge­n zur Türkei durch den bevorstehe­nden türkischen Wahlkampf. „Ich bin sehr zuversicht­lich, dass auch in der Türkei niemand ein Interesse daran hat, die Beziehunge­n zu Deutschlan­d noch einmal zu verkompliz­ieren“, mahnte der SPD-Politiker nach einem Gespräch mit seinem Amtskolleg­en Mevlüt Cavusoglu in New York bei den Vereinten Nationen. Indes gibt es Befürchtun­gen, der geplante Auftritt Cavusoglus bei der Gedenkfeie­r zum

25. Jahrestag des Brandansch­lages von Solingen Ende Mai werde zu einer verkappten Wahlkundge­bung.

Maas und Cavusoglu sprachen auch über den türkischen Wahlkampf. Der deutsche Außenminis­ter hatte zuvor deutlich gemacht, dass in Deutschlan­d seit vergangene­m Jahr ein Auftrittsv­erbot für ausländisc­he Politiker drei Monate vor Wahlen in ihrem Land gilt. Am 24. Juni findet in der Türkei die Präsidents­chaftswahl statt, in Deutschlan­d leben 1,4 Millionen türkische Wahlberech­tigte.

Maas sagte, dass die Gedenkvera­nstaltung in Solingen von dem gesetzlich geregelten Auftrittsv­erbot ausgenomme­n sei. „Das ist für uns keine Wahlkampfv­eranstaltu­ng, denn sie hat einen ganz anderen Hintergrun­d“, sagte er. „Das ist eine Veranstalt­ung, die regelmäßig stattfinde­t und dort wird der Opfer dieses schrecklic­hen Brandansch­lags gedacht.“In Solingen waren vor 25 Jahren fünf Mitglieder einer türkischen Familie Opfer eines Brandansch­lages geworden.

Erdogan kündigt Treffen an

Der türkische Präsident Erdogan plant bereits Auftritte im Ausland. „Im Mai werden wir wieder, so Gott will, unser erstes europäisch­es Treffen in einer überdachte­n Turnhalle in einem Land in Europa abhalten“, sagte Erdogan vor seiner islamisch-konservati­ven AKP in Ankara. „Ich will noch nicht sagen um welches Land es sich handelt“, sagte er.

Die FDP fordert, die Bundesregi­erung müsse sich gemeinsam mit den europäisch­en Partnern auf eine einheitlic­he Linie verständig­en. „Bisher hat die Große Koalition schweigend zugesehen, wie Wahlkampfa­uftritte türkischer Minister für Zwist bei unseren türkischst­ämmigen Mitbürgern gesorgt haben, anstatt den Kommunen und Ländern beizusprin­gen“, sagte FDP-Fraktionsv­izechef Alexander Graf Lambsdorff. gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Kritik kommt auch von Sevim Dagdelen, der Vorsitzend­en der deutsch-türkischen Parlamenta­riergruppe im Bundestag. „Es ist ein falsches Verständni­s von Integratio­n, bei der Gedenkvera­nstaltung zum 25. Jahrestag der Mordanschl­äge in Solingen die Rede eines Ministers einer ausländisc­hen Regierung einzuplane­n, aber keine Ansprache von Bundeskanz­lerin Angela Merkel, eines Bundesmini­sters oder der Landesregi­erung“, sagte die stellvertr­etende Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion im Bundestag. „Maas irrt gewaltig, wenn er meint, der Auftritt seines türkischen Amtskolleg­en in Solingen habe nichts mit dem Wahlkampf für die vorgezogen­en Parlaments- und Präsidents­chaftswahl­en in der Türkei zu tun. Die Bürgerinne­n und Bürger in unserem Land sind doch nicht die fünfte Kolonne einer ausländisc­hen Regierung.“

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FOTO: IMAGO Treffen in New York: Mevlüt Cavusoglu (li.), Heiko Maas.

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