DGB geißelt Überstunden
Gewerkschaft warnt vor „digitalem Proletariat“
BERLIN (AFP/wmu) - Angesichts der Digitalisierung der Wirtschaft hat der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, vor „moderner Sklaverei“gewarnt. Es entstehe „ein digitales Proletariat“, wenn die Spielregeln für den digitalen Kapitalismus nicht grundlegend weiterentwickeln würden, sagte Hoffmann zum Tag der Arbeit am 1. Mai der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Es kann nicht sein, dass der Achtstundentag aufgelöst wird und es keine elfstündigen Ruhezeiten mehr gibt.“
Hoffmann sagte, auch Menschen in der Plattform-Ökonomie brauchten Pausen und müssten sozial abgesichert sein. Dazu müsse die Tarifbindung ausgeweitet werden. Einer Studie des Instituts Zukunft der Arbeit zufolge nutzen Arbeitnehmer im Durchschnitt pro Woche fünf Stunden ihrer Freizeit, um für ihren Arbeitgeber dienstliche Aufgaben zu erledigen.
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BERLIN (AFP) - Knapp 3,7 Millionen Beschäftigte mit Vollzeitjob verdienen weniger als 2000 Euro brutto im Monat. Das entspricht 17,7 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in Deutschland, wie das Arbeitsministerium auf eine Anfrage der Linken mitteilte. Im Westen lag der Anteil bei 14,7 Prozent, im Osten bei 31,2 Prozent.
„Es ist ein Skandal, dass insbesondere der Osten weiterhin so deutlich abgehängt ist“, kritisierte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sabine Zimmermann. „Die Bundesregierung muss sich für die weitere Angleichung der Löhne einsetzen.“
Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für Arbeitnehmerrechte und Arbeitsmarktpolitik der GrünenBundestagsfraktion, forderte, den Mindestlohn „spürbar“anzuheben. Auf dem Arbeitsmarkt gehe es „alles andere als gerecht zu“. „1,16 Millionen Menschen arbeiten und müssen ihren Lohn trotzdem im Jobcenter aufstocken, um über die Runden zu kommen“, kritisierte Müller-Gemmeke.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verwies in ihrem wöchentlichen Podcast darauf, dass die Koalition insgesamt vier Milliarden Euro in die Förderung des sozialen Arbeitsmarkts investieren will – etwa in Form von Lohnkostenzuschüssen für diejenigen, die sonst nicht allein in den ersten Arbeitsmarkt kommen. Zugleich bekräftigte sie das Ziel, bis zum Jahr 2025 Vollbeschäftigung zu erreichen.
Den höchsten Anteil der Vollzeitbeschäftigten mit einem Bruttoverdienst von weniger als 2000 Euro gibt es in Mecklenburg-Vorpommern mit 36,7 Prozent. Dahinter folgen Sachsen mit 34,3 Prozent sowie Thüringen (34,1 Prozent), Sachsen-Anhalt (33,7 Prozent) und Brandenburg (33,6 Prozent). Am niedrigsten ist der Anteil in Baden-Württemberg mit 12,4 Prozent und Hamburg mit 12,8 Prozent.