Greenpeace informiert in Erbach über die letzten Rotbuchenwälder
Kooperation der Ulmer Volkshochschule und der Erbacher Stadtbücherei bringt Vortrag zum Thema „Wald“auch in die junge Donaustadt
ERBACH (somm) - Einige Mitglieder der Ulmer Greenpeacegruppe hielten in der Erbacher Stadtbücherei einen Vortrag unter dem Motto „Deutschlands letzte Rotbuchenwälder“. Zehn Zuhörer nahmen teil und erfuhren, was die Rotbuche und ihren Lebensraum ausmacht. Rotbuchen könnten 300 Jahre lang stehen und als CO2-Verwerter fungieren, würden heute aber nach etwa 140 Jahren gefällt. Junge Bäume könnten nicht so viel CO2 in Sauerstoff umwandeln, weshalb die Bilanz zwischen 1990 und 2011 in diesem Punkt drastisch gesunken sei, sagten die Ulmer. Zum Wildtierbestand in Rotbuchenwäldern hieß es, dass dieser zum Beispiel vom Buntspecht über den Halsbandschnepper, Juchtenkäfer und Luchs bis zur Wildkatze reichen könne.
Mehr widmete sich der Vortrag einem von den Greenpeace-Aktivisten als falsch eingeschätzten Umgang mit dem Nutzwald und ihrem Wunsch nach der Ausweitung von Nationalparks und Waldschutzgebieten in Deutschland. „Es wäre eine Vorbildfunktion, anstatt dass Angela Merkel sagt: Brasilien, ihr könnt eure Urwälder schützen, und Deutschland macht gar nichts“, sagt Gerlinde Arand. Wobei das Wort „gar nichts“nicht stimmt, wie eine Folie der Ulmer selbst zeigte. Demnach gibt es 16 Nationalparks mit 75 Prozent Kernzone, 711 Naturwaldreservate mit 100 Prozent Kernzone, 17 Biosphärenreservate mit drei Prozent Kernzone, 8766 Naturschutzgebiete und noch 103 Naturparks ohne Kernzonen. Ein bis 1,9 Prozent des deutschen Waldes seien „urwaldnah belassen“.
Die drei Gruppenmitglieder mit Gerlinde Arand an der Spitze gingen konkret auf den Kellerwald in Hessen, den Spessart in Bayern und Hessen sowie den Hambacher Forst bei Köln ein und zeigten möglichen falschen Umgang beim Holzeinschlag auf. In den vergangenen Jahren war es speziell zum Spessart zu Beschwerden durch Greenpeace wegen der Abholzung gekommen. Mehrfach fiel in Erbach das Wort „Kahlschlag“und einige Fotos und Videos wurden gezeigt. Greenpeace führte Kartierungen und ein Waldcamp durch. Wie im Internet nachzulesen ist, wies die zuständige bayrische Forstbehörde im Jahr 2012 einmal in zwei Fällen die Beschwerde zurück und begründete das Vorgehen im Wald mit einer regulären Neuaufforstung durch Eichen, bei einem Bestand „von reichlich Buchen“. Im weiteren Fall sei sie durch Greenpeace auf ein Fehlverhalten des Waldnutzers aufmerksam geworden. Allerdings wiederholten sich scheinbar Meinungsverschiedenheiten über die weitere Waldnutzung, auch an einem ausländischen und angeblich rücksichtslos einschlagenden Forstunternehmen und am Holzverkauf nach China. Zwischenzeitlich schien eine Ausweisung des Spessartwaldes als dritter bayrischer Nationalpark möglich, doch sei dies derzeit aufgeschoben.
Die Vortragenden äußerten, dass vielfach die nicht in Mitteleuropa heimische Douglasie als Ersatzpflanzung angesiedelt werde. Dabei sei unklar, ob sie gegen mögliche Krankheiten resistent sei und heimische Bestände verdränge. Gefahr für den Hambacher Forst sei der fortschreitende Braunkohleabbau, für den Greenpeace sich ein endgültiges Abbau-Ende wünscht, was laut einem Ulmer die „Arbeiter- und Kohlepartei SPD“nicht ernsthaft unterstütze. Dörfer und eine Autobahn wurden verlegt und die Kirche im Dorf Manheim abgerissen. Der Kohleabbau verursache aber auch ein Feinstaubproblem.