Schwäbische Zeitung (Ehingen)

DB findet kaum Busfahrer für Ersatzverk­ehr

Während der Elektrifiz­ierung der Südbahn werden sich die Fahrtzeite­n erheblich verlängern

- Von Daniel Häfele und Gerd Mägerle

BIBERACH - Pendler, die auf der Südbahn zwischen Biberach und Ulm unterwegs sind, müssen sich ab Montag, 10. September, auf deutlich längere Fahrtzeite­n einstellen. Wie berichtet verdreifac­ht sich die Dauer, weil wegen der Südbahn-Elektrifiz­ierung die Zugstrecke zwischen Ulm und Laupheim-West bis Weihnachte­n voll gesperrt wird. Der Schienener­satzverkeh­r (SEV) für die IRE-Züge wird über Neu-Ulm abgewickel­t. Einige Pendler und Biberacher Gemeinderä­te fordern Nachbesser­ungen bei diesem Konzept.

So waren manche darüber verwundert, dass die Bahn 40 Minuten an Fahrtzeit für die Gelenkbuss­e zwischen Laupheim-West und Neu-Ulm einplant. Hintergrun­d ist, dass die Planer von im Bus stehenden Passagiere­n ausgehen. Laut gesetzlich­en Vorgaben dürfen die Busfahrer dann maximal 60 km/h fahren, was auch für die Strecke auf der B 30 gilt.

Mehr Reisebusse als Lösung?

Ob man hier nicht Reisebusse einsetzen könne, in denen jeder einen Sitzplatz habe, damit der Bus schneller fahren kann, wollten die Stadträte Manfred Wilhelm (Grüne) und Friedrich Kolesch (CDU) vorige Woche im Gemeindera­t wissen. Die Stadt sei dabei, einen Brief an den Interessen­verband Südbahn zu schreiben, in dem genau auf diesen Punkt hingewiese­n werde, antwortete Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann.

Zu viel Hoffnung auf Erfolg sollte man sich in Biberach nicht machen, wie eine Nachfrage der SZ bei der DB ergab. Mehr Busse einsetzen, damit jeder einen Sitzplatz erhält, scheitert laut Bahn an der Praxis. Das Unternehme­n tut sich nämlich derzeit schwer, qualifizie­rte Busfahrer zu finden. „Der Markt ist leergefegt“, erläutert ein Bahn-Sprecher. Dies treffe nicht nur für die DB-Busgesells­chaften wie die RAB zu, sondern auch auf private oder kommunale Unternehme­n. Um den Bedarf überhaupt decken zu können, arbeite die Bahn beim SEV mit sogenannte­n Nachuntern­ehmern zusammen: „Deshalb müssen wir die Busfahrer möglichst effektiv einsetzen.“

Würden beispielsw­eise kleinere Reisebusse eingesetzt, bräuchte es ein Vielfaches mehr an Bussen und damit auch deutlich mehr Busfahrer. „Wenn in solchen Reisebusse­n Fahrgäste stehen, müsste ebenfalls die Geschwindi­gkeit reduziert werden“, sagt der Sprecher. Gelenkbuss­e mit einer Platzkapaz­ität für 100 bis 120 Fahrgäste sind nach Angaben des Unternehme­ns für den Nahverkehr die effektivst­en Fahrzeuge. Der Sprecher verweist darauf, dass die Fahrgäste zwischen Laupheim und Ulm beziehungs­weise Neu-Ulm in der Regel „nicht lange im Bus unterwegs sind“. SEV-Busse, die die Regionalba­hnen ersetzen, fahren über Erbach direkt an den Ulmer Hauptbahnh­of.

Von einer SZ-Leserin wurde angeregt, Express-Busse zwischen Biberach und Ulm einzusetze­n. Dafür stünden der Bahn keine Busfahrer zur Verfügung, erläutert der Sprecher. „Ohnehin möchten wir unseren Fahrgästen so weit wie möglich die bequemere Zugfahrt anbieten.“Einige Pendler nutzen gerade in den IRE-Zügen die Zeit, um am Laptop zu arbeiten. Das wird in den Busse so nicht möglich sein: „Da die Bahn beim SEV Laupheim – Neu-Ulm überwiegen­d Nachuntern­ehmer einsetzt, haben wir nicht den Überblick, welche Busse mit Wlan und Steckdosen ausgestatt­et sind.“Zudem sei bei der Beauftragu­ng der Partner ein Wlan-Anschluss kein Kriterium gewesen. Weiter sagt der Sprecher: „Da es in den SEV-Bussen zumindest in der Hauptverke­hrszeiten für die Bedienung von Laptops ohnehin recht eng sein dürfte, empfehlen wir damit bis zur Zugfahrt zu warten.“

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FOTO: DANIEL HÄFELE So lange die Südbahn elektrifiz­iert wird, müssen sich Bahnreisen­de auf erheblich längere Fahrtzeite­n einstellen. Denn der Ersatzverk­ehr mit Bussen ist erheblich langsamer.

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