Ehingen baut Schulsozialarbeit aus
Ab dem kommenden Schuljahr kümmern sich Schulsozialarbeiter auch um Grundschulkinder in den Teilorten
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EHINGEN - Der Kultur- und Sozialausschuss der Stadt Ehingen hat am Donnerstag einstimmig einem Ausbau der Schulsozialarbeit zugestimmt. Ab September 2018 wird es eine Erhöhung des Stellenanteils um 0,2 Stellen am Längenfeld-Campus geben. Darin sind auch erstmals Kontingente für die Grundschulen in den Teilorten vorgesehen.
Es habe in letzter Zeit Anfragen von den Schulen in den Teilorten nach Schulsozialarbeit gegeben, erklärte Bürgermeister Sebastian Wolf. Bislang war für sie keine Schulsozialarbeit vorgesehen. Laut Aussagen der Schulleiter könnten die Lehrer den steigenden Ansprüchen aus zeitlichen Gründen und aus Gründen fehlender Professionalität nicht gerecht werden. Und auch an der Längenfeldund Hermann-Gmeiner-Schule gebe es einen erhöhten Bedarf, was vor allem mit mehr Ganztagesschülern zu tun habe. Einsparungsmöglichkeiten gebe es hingegen keine. Auch im Hinblick auf die Flüchtlingsklassen sei die Arbeit wichtig. Durch die Stellen- anpassung entstehen jährliche Mehrkosten von rund 14 800 Euro, doch gibt es Zuschüsse vom Land und Landkreis.
Insgesamt gibt es in Ehingen ab dem kommenden Schuljahr dann 3,1 Stellen für die Schulsozialarbeit. „Wir haben ein bedarfsgerechtes An- gebot aufgebaut“, erklärte Wolf. Der Einsatz der Schulsozialarbeiter wirke sich positiv auf das Schulklima aus. Die Schulsozialarbeit in Ehingen befindet sich in der Trägerschaft des Vereins Oberlin Ulm. Bereichsleiterin Kathrin Modsching stellte Zahlen zur Arbeit in Ehingen vor.
Demnach wurden im vergangenen Schuljahr knapp 250 Ehinger Schüler beraten und 150 Eltern. Fünf Schulsozialarbeiter sind in den Ehinger Schulen im Einsatz, zwei haben am Donnerstag aus ihrem Alltag berichtet. Jenny Schremmer, am Längenfeld-Campus tätig, sprach von einer Wertschätzung ihrer Arbeit seitens der Schüler. „Teilweise kommen sie in der Pause zu mir und fragen: ,Kann ich einen Termin haben?’“. Kay Kählig, an der Michel-BuckSchule im Einsatz, zählte die Themenfelder auf, mit denen er zu tun habe: Liebeskummer, familiäre Probleme bis hin zu Gewalt, Schwierigkeiten, weil die Eltern sich streiten, oder Mobbing. „In letzter Zeit kommt auch Ritzen häufig bei Schülern vor – früher waren es immer nur Schülerinnen“, erklärte er.
„Wir sind regelmäßig mit dem Jugendamt, aber auch mit der Polizei, der Jugendgerichtshilfe, Suchtberatungsstelle oder Caritas in Kontakt“, sagte Kählig. Die Fälle von Kindeswohlgefährdungen seien zurückgegangen – elf waren es im vergangenen Schuljahr, erklärte Modsching. Gebe es einen Missbrauchsverdacht, setze man sich sofort zusammen und berate, wen man informiere. „Bei konkreten Verdachtsfällen gehen zwei Mitarbeiter des Jugendamts in die Familien, die Kinder müssen dann nicht nach Hause.“Im vergangenen Schuljahr habe es auch rund 30 Gruppenund 55 Klassenprojekte gegeben. Dies mache etwa bei Mobbing-Fällen Sinn, die ganze Klassen betreffen, so Schremmer.
Ausschussmitglied Rüdiger Rombach erkundigte sich nach Problemen im Bereich Integration. „Es gibt Einzelfälle, wobei Schüler aufgrund ihrer Nationalität angegriffen wurden“, erklärte Kählig. Doch solche Dinge hätten auch oft mit den Eltern und dem gesamten Umfeld zu tun. In den nächsten Tagen gebe es ein erstes gemeinsames Gespräch mit dem Integrationsmanager des Alb-Donau-Kreises – es solle darüber beraten werden, wie man zusammenarbeiten kann.
„Wichtig ist, dass die Kinder einen Ansprechpartner haben und sich anvertrauen“, so Modsching. „Nur dann kann man helfen.“