Die Première Dame ist unentbehrlich
Für ihren Ehemann spielt Brigitte Macron auch politisch eine wichtige Rolle
PARIS (lon) - Hinter den Kulissen spielt Brigitte Macron eine wichtige Rolle im französischen Präsidentenpalast. „Die Unentbehrliche“nennt der „Parisien“die einstige Französisch-Lehrerin, die mehr ist als nur eine First Lady. „Je härter ihr Mann auftritt, desto wichtiger werden das Lächeln und das ruhige Wohlwollen der Première Dame“, kommentiert die Zeitung.
„Das ist nicht nur ein Paar, sondern auch ein Team“, sagt der Fernsehmoderator Stéphane Bern, der zu den Vertrauten der Macrons gehört. „Er testet seine Ideen an ihr. Sie hat ihn aufgebaut und sie ist sein erster Sparringspartner“, ergänzt ein Minister. Brigitte Trogneux hatte das Talent ihres hochbegabten Schülers schnell entdeckt und begleitete seine politische Karriere von Anfang an. Dabei musste die dreifache Mutter und siebenfache Großmutter, die seit elf Jahren mit dem einstigen Investmentbanker verheiratet ist, viel Häme wegen ihres Alters über sich ergehen lassen. Besonders erniedrigend war die Bemerkung von Donald Trump, der im vergangenen Jahr machohaft sagte: „Du bist noch gut in Schuss.“Brigitte Macron nimmt solche Kommentare äußerlich ruhig hin.
In Frankreich ist sie beliebter als ihre Vorgängerinnen Valérie Trierweiler und Carla Bruni. Rund 200 Briefe bekommt die First Lady jeden Tag von Menschen, die über ihre Nöte berichten. Einmal pro Woche fährt Brigitte Macron von den Medien unbeobachtet aufs Land, um sich über die Probleme der Menschen zu informieren. Meist geht es bei den Besuchen um die Themen Bildung und Behinderung, die ihr besonders am Herzen liegen. Ansonsten begleitet die 65-Jährige ihren Mann häufig auf Auslandsreisen wie zuletzt in die USA. In Frankreich war das Präsidentenpaar im ersten Amtsjahr nur zweimal offiziell zusammen unterwegs – und zwar immer dann, wenn der Präsident in den Umfragen etwas absackte. In Zahlen hat Macron durchaus erste Erfolge vorzuweisen. So ging die Arbeitslosenquote auf 8,9 Prozent zurück und die Wachstumsprognose für 2018 liegt bei satten 2,2 Prozent. Ein Effekt, den der Präsident zum Teil noch seinem Vorgänger Hollande zu verdanken hat. Seine eigenen Sparanstrengungen bewirkten allerdings, dass das Haushaltsdefizit in diesem und nächstem Jahr unter der von der EU geforderten Marke von drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegt. „Wir stehen heute ganz anders da. Wir haben Klarheit geschaffen und mit den Reformen begonnen“, sagt Macron im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Genau deshalb fordert der überzeugte Europäer, dass auch Deutschland sich bewegt und zumindest einen Teil seiner EU-Reformen mitträgt. Die hatte der Staatschef im Herbst in einer leidenschaftlichen Rede an der Sorbonne vorgestellt, die allerdings bisher ohne Konsequenzen blieb.
Dennoch bescheinigen die Franzosen ihrem Präsidenten in der Außenpolitik durchaus Erfolg. 59 Prozent sind der Meinung, dass Macron die Rolle Frankreichs in der Welt gestärkt habe. Der Slogan „France is back“(Frankreich ist zurück), den der Staatschef gerne auf Englisch ausspricht, scheint zumindest im eigenen Land zu verfangen. Bei seinen Auftritten im Ausland setzt Macron vor allem auf die Macht der Bilder. Das reicht von seiner Rede in Athen bis zur Eiche, die er zusammen mit Donald Trump vor dem Weißen Haus pflanzte.
Überhaupt ist der Präsident einer, der in Sachen Kommunikation nichts dem Zufall überlässt. So richtete er sich in den ersten Monaten seiner Amtszeit kaum an seine Landsleute, um dann in den Wochen vor seinem einjährigen Jubiläum gleich mehrere Interviews zu geben. Was davon hängen bleibt? Ein Präsident, der entschlossen ist, seinen Reformweg weiterzugehen. Wie zufrieden die Franzosen damit sind, können sie im nächsten Jahr zeigen. Dann ist Europawahl.