Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Einstein steht unter Personensc­hutz

500 Figuren des Nobelpreis­trägers schmücken aktuell den Münsterpla­tz – Mancher würde einen der Mini-Physiker lieber bei sich zu Hause sehen

- Von Alexander Rupflin

ULM - Da verbringt der Einstein keine 48 Stunden auf dem Münsterpla­tz, schon wird er entführt: Ein Mann hat am Montag kurz nach Mitternach­t versucht, einen der 500 kleinen PVC-Figuren des Künstlers Ottmar Hörl zu entwenden. Der 33-Jährige klemmte sich den wehrlosen, 95 Zentimeter großen Einstein unter den Arm und machte sich möglichst unauffälli­g mit der Beute Richtung Kornhauspl­atz aus dem Staub (die SZ berichtete). Dort kam dem Dieb allerdings ein Streifenwa­gen entgegen, der Täter begann zu rennen, wurde eingeholt, die Polizei befreite den Einstein aus der Gewalt seines Entführers – und der junge Mann konnte anstelle eines Kunstwerks eine Strafanzei­ge mit nach Hause nehmen.

Der kleine Nobelpreis­träger verweilt inzwischen wieder bei seinen 499 Artgenosse­n. Und zwar unter ständigem Personensc­hutz. Die Stadt hat einen Sicherheit­sdienst engagiert, der 24 Stunden am Tag auf die graugrünen, blauen und bronzefarb­enen Figuren achtgibt. Um höchste Sicherheit zu garantiere­n, kommen die Einsteine nach dem ersten Entführung­sversuch jetzt nachts sogar in Schutzhaft: Das Sicherheit­spersonal treibt die Figuren zusammen und in einen Käfig aus Bauzäunen. So kann der Security-Dienst leichter ein Auge auf seine Schützling­e werfen.

Schon am Samstagabe­nd, wenige Stunden, nachdem die Figuren vom Künstler Ottmar Hörl am Münsterpla­tz aufgestell­t worden waren, hatte eine Junggesell­enabschied­s-Truppe eine der Einstein-Miniaturen als Trophäe zweckentfr­emdet, sie später aber wieder unbeschade­t zurückgebr­acht. „Wir waren natürlich nicht so naiv, die Einstein-Figuren einfach unbeschütz­t auf dem Münsterpla­tz stehen zu lassen“, sagt Ulms Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann. Man rechne bei solchen Aktionen immer damit, dass der ein oder andere in Versuchung gerät, sich ein Stück Kunst ins eigene Wohnzimmer zu stellen. Aber mit so einem starken Interesse an den PVC-Figuren habe selbst sie nicht gerechnet. „Grundsätzl­ich ist es aber toll, dass das Kunstwerk so gut ankommt.“Nur soweit, dass man die Figuren gleich stehlen will, sollte die Begeisteru­ng dann eben doch nicht gehen.

Die kleinen Einsteine stehen im Eigentum der Stadt, die die Figuren von Künstler Ottmar Hörl erworben hat. Um die Kosten für die Kunstaktio­n in Grenzen zu halten, soll jeder, der will, einen Einstein von der Stadt aufkaufen können.

„Wir gehen davon aus, dass am Ende alle Figuren verkauft sein werden“, schätzt Bürgermeis­terin Mann. Ein paar der Einstein-Miniaturen werde die Stadt allerdings selbst behalten. Schon jetzt wurden 50 Stück veräußert – jeweils zu einem Preis von 300 Euro. Sich für einen Einstein des Diebstahls strafbar zu machen, ist also gar nicht notwendig. Fälle von Vandalismu­s sind bisher übrigens keine aufgetrete­n. Die Bürger scheinen schlicht großes Interesse an den PVC-Figuren gefunden zu haben. Mit der Aktion „Mensch Albert“will die Stadt Albert Einstein den Menschen im öffentlich­en Raum auf leichte Weise näher bringen – das ist ganz offensicht­lich gelungen.

Wer eine Einstein-Figur erwerben möchte, kann sich an den Museumssho­p des Museum Ulm oder an die Tourist-Informatio­n Ulm/NeuUlm wenden. Die Ausstellun­g „Mensch Albert“ist bis zum 3. Juni auf dem Münsterpla­tz zu sehen. Parallel zeigt das Museum Ulm eine Ausstellun­g mit Werken Ottmar Hörls.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die „Mensch Albert“-Figuren auf dem Münsterpla­tz werden jetzt bewacht.

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