Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Simulator „Birdly“fliegt weiter durch Ulm

Rund 8600 Gäste haben die Geschichte der Stadt virtuell erkundet – Jetzt wird das Projekt verlängert

- Von Sebastian Mayr

ULM - Drei Minuten und 40 Sekunden dauert der Flug über das Ulm des Jahres 1890. „Traum vom Fliegen“ist der Titel des Projekts. Wer in die Vergangenh­eit eintauchen will, muss fünf Euro bezahlen – und sich auf einen Apparat legen, der wie eine Mischung aus Flugzeug und Zahnarztst­uhl aussieht. Der Simulator „Birdly“ist der spektakulä­rste Teil der Marketing-Kampagne „Ulm Stories“. Fast 8600 Gäste haben von Juli bis Dezember 2017 den virtuellen Flug durchs 19. Jahrhunder­t gewagt. Jetzt hat der Hauptaussc­huss der Stadt entschiede­n, dass das Projekt verlängert wird.

Noch bis zum Ende des Jahres nimmt „Birdly“Gäste mit in die Vergangenh­eit. Den Termin hat Ingo Bergmann, der Leiter der städtische­n Abteilung Öffentlich­keitsarbei­t und Repräsenta­tion, mit Bedacht ausgewählt. Im Dezember wurden so viele „Birdly“-Gutscheine verkauft wie in keinem anderen Monat – wohl wegen Weihnachte­n.

Die meisten Tickets gingen gleichwohl im August über den Tisch. Da war „Birdly“noch neu und auch die Schulferie­n dürften ihren Teil beigetrage­n haben. Die Erfahrunge­n der Macher der „Ulm Stories“zeigen: In den Ferien und am Wochenende ist das Interesse am höchsten. In den kommenden Wochen soll für andere Zeiten gezielt die Werbetromm­el gerührt werden, vor allem für die Mittagszei­t an Werktagen. Die Stadt will dazu in erster Linie Rentner und Studenten ansprechen.

Der Ausstellun­gsraum in der Kramgasse 3 in unmittelba­rer Nähe des Münsters steht nur noch bis zum Jahresende zur Verfügung. Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb das Projekt nicht ohne Frist weiterlauf­en soll. „Es muss auch etwas Neues geben“, sagt Ingo Bergmann. Die Marke „Ulm Stories“soll weiter mit Leben gefüllt werden. Wie, das will er mit seinen Mitarbeite­rn noch ausarbeite­n. „Birdly“kann auch deshalb nicht dauerhaft bleiben, weil das Gerät der Stadt nicht gehört. Es müsste für 120 000 Euro gekauft werden. „Wir überlegen, wie wir Stadtgesch­ichte und Technik weiter verknüpfen. Das kann den „Birdly“einschließ­en, das muss aber nicht sein“, sagt Bergmann. „Da müssen wir auch bereit sein, Grenzen zu überwinden“, fordert Oberbürger­meister Gunter Czisch für die Ideensuche.

Rund 35 000 Euro hat die Stadt von Juli bis Dezember 2017 an Eintrittsg­eldern eingenomme­n, von Juli 2018 bis Ende des Jahres soll noch einmal so viel Geld erwirtscha­ftet werden. Weil für das Projekt hohe Kosten anfallen, zahlt die Stadt allerdings drauf. Die Resonanz der Besucher sei sehr positiv ausgefalle­n, berichtet Bergmann. „Es gibt eigentlich keinen, dem es nicht gefällt“, sagt Bergmann. Eine Gruppe ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Fünf Männer über 80, die das historisch­e Ulm sehen wollten und eine Technik kennen lernten, mit der sie sonst wohl kaum in Berührung gekommen wären. Nicht jeder muss für den „Birdly“bezahlen: Manche Besucher dürfen die Simulation aus sozialen Gründen gratis erleben, zum Beispiel eine Gruppe der Lebenshilf­e Donau-Iller. Die Organisati­on betreut Menschen mit körperlich­en, geistigen und seelischen Beeinträch­tigungen und Behinderun­gen.

Nicht nur bei den Gästen kam „Birdly“gut an: Die Stadt räumte eine ganze Reihe von Preisen ab und ist für einen weiteren nominiert – den German Brand Award, der im Juni verliehen wird. „Wir konnten bei den Preisen in eine Liga vorstoßen, in der wir uns sonst nicht tummeln“, schildert Bergmann. Von den Stadträten gab es uneingesch­ränktes Lob – und das einstimmig­e Votum, dass „Birdly“bis Ende Dezember weiterflie­gen darf.

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ARCHIVFOTO: ALEXANDER KAYA Mit „Birdly“virtuelle Realität erleben. Mit dem Simulator fliegt der Nutzer über das Ulm des 19. Jahrhunder­ts.

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