Alles nur geträumt
„I Feel Pretty“: Komödie wider den Schlankheitswahn verschenkt ihr Potential
W● ie simpel die Botschaft von „I Feel Pretty“sein soll, zeigt sich beim Blick auf den deutschen Untertitel: „Ändere alles, außer dich selbst“steht da. Und tatsächlich wollten die Regisseure Abby Kohn und Marc Silverstein mit ihrer Komödie wohl etwas zur Bewegung rund um positives Körpergefühl beitragen. Die Hauptfigur Renee hat sich nämlich körperlich nicht verändert. Sie besitzt nur plötzlich die innere Größere, über ihren Kurven zu stehen. Doch leider verabschiedet sich auch diese Komödie nicht ernsthaft vom Schlankheitswahn.
Renee (Amy Schumer) ist unglücklich. Während alle um sie herum ein scheinbar perfektes Leben führen, entspricht die Blondine dem Inbegriff des Durchschnitts. Mit ein paar Kilos zu viel auf den Rippen meldet sich die junge Frau eines Tages in einem Fitnessstudio an. Hier passiert es: Nach einem Schlag auf den Kopf ist plötzlich alles anders. Renee vergisst ihre körperlichen Problemzonen, nimmt sich fortan als wunderschöne, begehrenswerte Frau wahr und treibt mit ihrem neu gewonnenen Selbstbewusstsein ihr Umfeld auf die Palme. Sie kündigt ihren Job und heuert bei einem gefragten Modelabel an, wo sie die Karriereleiter immer weiter nach oben klettert. Auch in der Liebe läuft es plötzlich ganz ordentlich. Doch was passiert, wenn sich Renee wieder so wahrnimmt wie sie wirklich ist?
Problematisch ist an „I Feel Pretty“die Tatsache, dass das entspannte Verhältnis zu körperlichen Makeln und weiblichen Kurven nur dann möglich scheint, wenn die Hauptfigur einen Schlag auf den Kopf bekommt. Ebenso schnell verschwindet Renees Selbstbewusstsein, sobald es zu einem nächsten Unfall kommt, der ihr Körpergefühl wieder in die Ausgangsposition versetzt. Die Erkenntnis, dass niemand perfekt ist, handeln die Macher lediglich in den letzten fünf Minuten stiefmütterlich ab. Schauspielerin und Comedian Amy Schumer verpasst es, die verschiedenen Facetten ihrer per se interessanten Figur auszuloten und agiert ausschließlich in körperfixierten Extremen: Vor dem Unfall bemitleidet sie sich permanent selbst, nach dem Unfall versetzt sie ihr Körper andauernd in Ekstase. Das kann so nicht im Sinne der Macher gewesen sein, ebenso wenig wie ein erzählerischer Schlenker, der Renee an einem Bikini-Contest teilnehmen lässt, der sie doch wieder der Lächerlichkeit preisgibt. Da bleibt vom „Ändere alles, außer dich selbst“-Gedanken kaum noch was übrig.
I Feel Pretty. Regie: Abby Kohn und Marc Silverstein. Mit Amy Schumer, Michelle Williams, Naomi Campbell. USA 2018. 110 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.