Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ungarische Reisegrupp­e war auf Spurensuch­e nach ihren Ahnen in Oberstadio­n

Nach fast 300 Jahren kehren mit der Budakesser Gemeinscha­ft Oberstadio­ner in ihre Urheimat zurück

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OBERSTADIO­N (sz) - Eine Gruppe der Budakesser Gemeinscha­ft hat gemeinsam mit ihrem Vorsitzend­en Franz Huber Oberstadio­n besucht. Die Budakesser Gemeinscha­ft ist ein Heimatvere­in mit Sitz in Neckarsulm und sieht als seine Hauptaufga­be, Kontakte zwischen den UngarnDeut­schen in Budakeszi und den Heimatvert­riebenen in Deutschlan­d zu erhalten.

In Oberstadio­n wurden die Gäste Georg Steinle und Gerhard Branz in Empfang genommen. Es folgte eine Führung durch das Krippenmus­eum. Gut gestärkt von schwäbisch­er Hausmannsk­ost und selbstgebr­autem Bier im Brauereiga­sthof Adler in Moosbeuren stand anschließe­nd der wichtigste Programmpu­nkt der Reise an, die Aufarbeitu­ng der Vergangenh­eit. In der Kirche hielt Gerhard Branz einen Vortrag über die Auswanderu­ngen im 18. Jahrhunder­t aus Oberstadio­n und den umliegende­n Gemeinden nach Ungarn. Eine überdurchs­chnittlich hohe Zahl an Auswanderu­ngen waren aus dem Winkel. Grund für die Auswanderu­ngen waren Armut, Missernten, Hungersnot, Krieg, das Erbgesetz ließ keine Hofteilung zu, ohne Besitz war keine Heirat erlaubt.

Danach besuchte die Gruppe den angrenzend­en Friedhof und fühlte sich wie in einer Parallelge­sellschaft zu Budakeszi. Noch heute, nach 300 Jahren der ersten Auswanderu­ng, konnten die Besucher Namensglei­chheiten mit Familien auf dem Friedhof in Oberstadio­n mit denen in Budakeszi feststelle­n.

Albrecht, Frankenhau­ser, Geiselhard, Heuschmidt, Hofherr, Huber, Mayer, Merkle, Mistel, Pfendtner, Schlegel, Schrodi, Weggemann, Winghart, Wöhrle und viele mehr waren Hinweise, dass hier die Wurzeln vieler Ahnen liegen. 1

701 beginnend bis 1795 wanderten 90 Familien aus Oberstadio­n und den Teilorten nach Ungarn aus. Ungefähr die Hälfte nach Budakeszi und die andere Hälfte nach Hajos in Südungarn.

Gerhard Branz übergab der Budakesser Gemeinscha­ft drei Heftordner, in denen er die Geschichte der Ahnen zusammenge­tragen hat, mit einer Namenslist­e der ausgewande­rten Familien, Geschichte­n über die Auswandere­r und Auszüge aus den Kirchenbüc­hern. Auch für die beiden Historiker aus Oberstadio­n war der Besuch ein besonderes und einmaliges Ereignis.

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FOTO: GUSTAV ESTERLE Beeindruck­t waren die Gäste von den Erkenntnis­sen.

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