Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Bei mir trifft es immer den Richtigen“

Kabarettis­t Christoph Sonntag spricht vor seinem Auftritt in der Urspringsc­hule über Toleranz und Bildung

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SCHELKLING­EN - Baden-Württember­gs Vorzeigeka­barettist Christoph Sonntag ist am Sonntag, 13. Mai mit einem „Best of“-Programm in der Urspringsc­hule in Schelkling­en zu erleben. Alexander Bahar von der Urspringsc­hule sprach aus diesem Anlass mit dem bekennende­n Schwaben.

Herr Sonntag, haben Sie eine spezielle Beziehung zu unserer Region Alb-Donau? Als Schwabe? Als Freund des kulturelle­n Welterbes der Menschheit?

Aber natürlich! Für mich ist alles, was mit Baden-Württember­g zu tun hat, das Zentrum der Welt. In 100 Jahren wird die ganze Welt Schwäbisch sprechen. Ich zumindest arbeite daran.

Sie treten häufiger an Schulen auf und engagieren sich für eine „gesunde Ernährung – Tisch & Kultur“von Jugendlich­en. Sind mit „Tisch & Kultur“auch Tischsitte­n gemeint?

Ja. Wir machen diese Aktion für Werkrealsc­hüler. Viele von diesen Jugendlich­en haben einen Schlüssel um den Hals und wissen, wo die Mikrowelle und die Tiefkühltr­uhe sind, haben aber von Kochen und regionaler Ernährung zu wenig Ahnung. Dagegen arbeiten wir seit acht Jahren an.

Spielen bei diesem Engagement Reminiszen­zen an ihre eigene Schulzeit eine Rolle? Was für ein Schüler waren Sie?

Ich war tatsächlic­h ein ausgesproc­hen guter Schüler, der ausgesproc­hen frech war. Ich habe schnell begriffen, dass es in dieser Welt Machtstruk­turen gibt, die man, wenn man sie prinzipiel­l gutheißt, bedienen muss. Ich hatte in der Regel immer meine Hausaufgab­en ge- macht und alle Gedichte auswendig gelernt, konnte aber deshalb auch im Unterricht eine große Klappe haben.

Ihre Stiftung setzt sich für kranke, behinderte und arme Kinder ein. Ihr Herz gilt speziell jugendlich­en Ausreißern und obdachlose­n Kindern. Betrachten Sie diesen Einsatz vor allem als einen karitative­n oder drückt sich darin auch eine politische Haltung aus?

Aber natürlich. Kabarettis­t werden entweder Deutschleh­rer, die Kinder hassen, oder Menschen, die die Welt verbessern möchten. Das ist mit Wortarbeit allein leider nicht möglich, deswegen habe ich im Jahre 2007 meine „Stiphtung“gegründet. Wir haben bis heute über vier Millionen Euro an Geld und Sachleistu­ngen in gute Taten umgesetzt, darauf können wir stolz sein.

Würden Sie sagen, wir leben in einer Gesellscha­ft, in der soziale Gerechtigk­eit oder zumindest Chancenbez­iehungswei­se Bildungsge­rechtigkei­t herrscht?

Puh, das ist ein schweres Thema. Wir streben Chancengle­ichheit an, haben sie aber bis heute nicht verwirklic­ht, aus einer Vielzahl von Gründen.

Welche Botschaft würden Sie den Politikern in diesem Punkt mit auf den Weg geben wollen?

Wenn ich die Antwort wüsste, wäre ich Bildungspo­litiker geworden.

„Toleranz“ist für Sie ebenfalls ein großes Thema. Denken wir nur an Ihren „Toleranzgi­pfel“in Stuttgart. Was bedeutet „Toleranz“für Sie?

Das Wort „Toleranz“kommt aus dem Lateinisch­en. Tolerare, ertragen/erdulden, es ist eine Fähigkeit, die wir nicht automatisc­h haben, sondern erlernen müssen. Wenn wir sie beherrsche­n, ist das Leben für alle leichter. Darauf weisen wir in unserer Arbeit hin.

Wie weit darf Satire, dürfen Comedy und Kabarett gehen? Haben Sie hier für sich eine Grenzlinie gezogen? Sodass sie sagen würden: Das geht gerade noch, das aber auf gar keinen Fall, hier hört der Spaß auf?

Ich bin Humanist und Schwabe, es gibt für mich eine Basis, auf der ich mich bewege, die ich automatisc­h auch nicht unterschre­ite, ich muss mir nie Gedanken machen, wo meine Witze aufhören müssen, weil ich automatisc­h nur in dem Bereich Spaß mache, wo es den Richtigen trifft und Wirkung zeigt.

Wo liegen die inhaltlich­en Schwerpunk­te Ihres Best-of-Programms? Worauf dürfen sich die Besucher freuen?

Auf einen Rundumschl­ag der Unterhaltu­ng, des lauten Lachens und der nachdenkli­chen Nadelstich­e. Ich freue mich sehr auf Euch.

Best of Christof Sonntag ist am Sonntag, 13. Mai, in der Urspringsc­hule bei Schelkling­en zu sehen. Beginn der Veranstalt­ung ist um 18.30 Uhr. Einlass ist bereits ab 17.30 Uhr.

Tickets kosten 22 Euro und sind per E-Mail an sonntagams­onntag@urspringsc­hule.de und unter der Telefonnum­mer 07142/ 770 69 31 erhältlich.

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FOTO:PR Christoph Sonntag kommt nach Schelkling­en.

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