Duell zweier Angeschlagener
Im Champions-League-Finale trifft Boll auf Ovtcharov
DÜSSELDORF (SID) - Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov greifen kurz nach ihrem vergeblichen gemeinsamen Anlauf auf den WM-Thron nach Europas Vereinskrone – gegeneinander. Im Hinspiel des Champions-League-Finales diesen Sonntag zwischen Bolls Club Borussia Düsseldorf und Ovtcharovs Fakel Orenburg müssen die deutschen Tischtennisstars ihre Freundschaft wieder einmal vorübergehend vergessen.
Den Wechsel vom Trainingspartner und Teamkollegen zum Gegner können Boll und Ovtcharov, die jüngst auch in der Weltrangliste ihre Plätze zwei und drei getauscht haben, inzwischen geradezu automatisch vollziehen. „Wir haben ja mittlerweile sehr oft auf anderen Seiten des Tisches gestanden. Wir kennen das und können gut damit umgehen“, sagt Rekordeuropameister Boll zur immer wieder „speziellen Situation“. Auch Weltcupsieger Ovtcharov sieht keine Probleme in der Konfrontation mit seinem einstigen Vorbild: „Natürlich spielen wir lieber gegen andere, aber wenn es sich nicht vermeiden lässt, ist es eben unser Beruf und unsere Leidenschaft. Jeder gibt dann sein Maximum, aber danach ist alles wieder gut.“
Das Maximum verlangen und brauchen ihre Mannschaften auch von den Vizeweltmeistern. Dabei ist mindestens fraglich, ob für Boll und Ovtcharov momentan 100 Prozent überhaupt möglich sind: Boll plagte sich bei der WM in der Vorwoche in Schweden vorübergehend mit Rückenbeschwerden, Ovtcharov kämpft mit einer hartnäckigen Entzündung am Oberschenkelhals.
Immerhin gab Boll jetzt Entwarnung: „Mir geht es gut, mein Ischias ist wieder okay.“Ovtcharov hingegen, der bei der WM praktisch nur die Rückhand wie gewohnt spielen und im WM-Finale gegen China (0:3) nur zuschauen konnte, sehnt das Saisonende herbei: „Ich versuche noch, die Champions-League-Endspiele so ähnlich zu bestreiten wie die Matches bei der WM. Danach muss ich das in Ruhe auskurieren.“Ovtcharovs Leid kann Düsseldorfs Freud werden. Ohne den Weltranglistenzweiten in Topform scheint Orenburg für den deutschen Branchenführer– anders als vor Jahresfrist und 2015 – angreifbar zu sein. Zumal ein Ausfall des Prestigeduells zwischen Boll und Ovtcharov nicht ausgeschlossen scheint, wenn die Russen ihren Deutschen nur für ein Spiel an Nummer 3 aufstellen. Timo Boll allerdings leitet aus Ovtcharovs Problemen keinen Vorteil ab: „Auch wenn ,Dima‘ nicht vollkommen fit ist: Er kennt jeden von uns genau und weiß, was passiert. Deswegen ist er für uns weiter gefährlich.“