Aufsteiger verschafft sich Respekt
Fußball, Verbandsliga: Das Spiel des SSV Ehingen-Süd bereitet den Gegnern Probleme
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KIRCHBIERLINGEN - Schritt für Schritt nähert sich der SSV EhingenSüd seinem zweiten Jahr in der Verbandsliga. Durch den 1:0-Sieg gegen Albstadt am fünftletzten Spieltag bei gleichzeitigen Niederlagen der Tabellennachbarn vergrößerten die Kirchbierlinger ihren Vorsprung auf die Abstiegszone. Angesichts des Restprogramms und des Respekts, den sich Süd in den vergangenen Wochen in der Liga erworben hat, ist sehr wahrscheinlich, dass der Aufsteiger sein Ziel erreicht.
Albstadts Trainer Alexander Eberhart wirkte nach Abpfiff des Spiels in Kirchbierlingen fast ein wenig erstaunt, als glaubte er nicht, dass sein Team gegen den SSV Ehingen-Süd verloren hatte. „Ich kenne keine Mannschaft, die so tief steht“, sagte Eberhart. Aber er wusste das, hatte schon zu Beginn der Partie seinen Spielern mehrmals das Wort Geduld zugerufen. Der FC Albstadt verlor auch nicht die Geduld, ließ den Ball über viele Stationen zirkulieren, aber er fand gegen die kompakte Hintermannschaft von Süd keinen Durchschlupf.
Die Gäste riskierten auch nicht viel, weil sie sich einer Gefahr bewusst waren: den Kontern von Süd. „Im Umschaltspiel sind sie gut“, so Eberhart über die Kirchbierlinger. Sindelfingen bekam dies vor wenigen Wochen beim 1:6 in Kirchbierlingen brutal vor Augen geführt und zuletzt auch Calcio Leinfelden-Echterdingen (1:4) auf eigenem Platz. Nach Ballgewinn in der eigenen Hälfte ist Ehingen-Süd in der Lage, den Gegner mit überfallartigen Angriffen zu überrumpeln. Gegen Albstadt reichte ein erfolgreicher Konter: Über Filip Sapina kam der Ball zu Timo Barwan, der ihn etwas mehr als eine Viertelstunde vor Schluss das 1:0-Siegtor erzielt.
Eine Lehre aus der Vorrunde
Damit war der Plan von SSV-Trainer Michael Bochtler einmal mehr aufgegangen. In der Ruhe der Winterpause hatte sich Bochtler Gedanken über das Spiel seiner Mannschaft gemacht, die bis dahin in 16 Spielen 40 Gegentreffer kassiert hatte und auf einem Abstiegsplatz lag. Der Trainer führte die Fünferkette ein, weil er das Gefühl hatte, dass das Team damit besser zurechtkommt. Testspiele verfestigten das Gefühl und die Ergebnisse der Punktspiele bestätigten es. In den bisher zehn Ligaspielen im Jahr 2018 kassierte Ehingen-Süd noch 14 Tore – klammert man das 0:6 in Dorfmerkingen heraus, waren es acht in neun Spielen, im Schnitt weniger als ein Gegentreffer pro Partie.
Trotz der verstärkten Defensive hat der Aufsteiger offensiv kaum an Gefährlichkeit eingebüßt. Bochtler weist darauf hin, dass man immer in der Lage sei, einen Treffer zu erzielen – im Schnitt sogar rund zwei pro Spiel. Seit dem Kreuzbandriss von Kapitän Michael Turkalj springt zwar bei Freistößen weniger heraus, dafür wurden Süds Konter von Spiel zu Spiel zu einer immer schärferen Waffe. Dazu tragen nicht nur die nominellen Offensivkräfte bei, sondern auch die Abwehrspieler – nicht nur die Außenverteidiger Timo Kästle und Lukas Schick, sondern mitunter auch die Innenverteidiger Stefan Hess und Jan Deiss schalten blitzschnell um von Defensive auf Offensive.
Die Gegner wissen das – und sie fürchten es. Die Kirchbierlinger stellen das mit Genugtuung fest. „Albstadt hatte großen Respekt vor uns, sie haben ganz anders gespielt als sonst“, sagte SSV-Trainer Michael Bochtler, der den Gegner von der Aufstellung und der Spielweise schon offensiver gesehen hatte. Ähnlich war es beim TSV Essingen, der Anfang Mai froh über das 1:1 gegen Süd war. „Auch Essingen hat da deutlich defensiver als zuvor gespielt“, so Bochtler. Der Aufsteiger zwingt Gegnern eine andere als deren gewohnte Spielweise auf – was diesen Teams oft nicht schmeckt. „Gegen so eine Mannschaft wie Ehingen-Süd zu spielen, ist sehr schwierig“, sagte Albstadts Trainer Eberhart.
„Vier Punkte brauchen wir noch“
Vier Mannschaften haben noch ein Duell mit dem seit Samstag viertbesten Rückrundenteam der Verbandsliga vor sich – als erste die Sportfreunde Schwäbisch Hall, die als Absteiger bereits feststehen. Außerdem bekommt es Ehingen-Süd (10. Platz/34 Punkte) noch mit den ebenfalls abstiegsgefährdeten SKV Rutesheim (12./31) und VfL Pfullingen (14./27) zu tun sowie mit dem derzeit viertplatzierten FSV Hollenbach, für den es am vorletzten Spieltag womöglich um nichts mehr geht. Das Restprogramm spricht klar für den Verbleib von Süd in der Liga. „Vier Punkte brauchen wir noch“, so die Rechnung von Trainer Bochtler. „Und je früher wir die Punkte holen, desto besser. Deshalb sind wir gut beraten, dranzubleiben.“