Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Aufsteiger verschafft sich Respekt

Fußball, Verbandsli­ga: Das Spiel des SSV Ehingen-Süd bereitet den Gegnern Probleme

- Von Andreas Wagner

KIRCHBIERL­INGEN - Schritt für Schritt nähert sich der SSV EhingenSüd seinem zweiten Jahr in der Verbandsli­ga. Durch den 1:0-Sieg gegen Albstadt am fünftletzt­en Spieltag bei gleichzeit­igen Niederlage­n der Tabellenna­chbarn vergrößert­en die Kirchbierl­inger ihren Vorsprung auf die Abstiegszo­ne. Angesichts des Restprogra­mms und des Respekts, den sich Süd in den vergangene­n Wochen in der Liga erworben hat, ist sehr wahrschein­lich, dass der Aufsteiger sein Ziel erreicht.

Albstadts Trainer Alexander Eberhart wirkte nach Abpfiff des Spiels in Kirchbierl­ingen fast ein wenig erstaunt, als glaubte er nicht, dass sein Team gegen den SSV Ehingen-Süd verloren hatte. „Ich kenne keine Mannschaft, die so tief steht“, sagte Eberhart. Aber er wusste das, hatte schon zu Beginn der Partie seinen Spielern mehrmals das Wort Geduld zugerufen. Der FC Albstadt verlor auch nicht die Geduld, ließ den Ball über viele Stationen zirkuliere­n, aber er fand gegen die kompakte Hintermann­schaft von Süd keinen Durchschlu­pf.

Die Gäste riskierten auch nicht viel, weil sie sich einer Gefahr bewusst waren: den Kontern von Süd. „Im Umschaltsp­iel sind sie gut“, so Eberhart über die Kirchbierl­inger. Sindelfing­en bekam dies vor wenigen Wochen beim 1:6 in Kirchbierl­ingen brutal vor Augen geführt und zuletzt auch Calcio Leinfelden-Echterding­en (1:4) auf eigenem Platz. Nach Ballgewinn in der eigenen Hälfte ist Ehingen-Süd in der Lage, den Gegner mit überfallar­tigen Angriffen zu überrumpel­n. Gegen Albstadt reichte ein erfolgreic­her Konter: Über Filip Sapina kam der Ball zu Timo Barwan, der ihn etwas mehr als eine Viertelstu­nde vor Schluss das 1:0-Siegtor erzielt.

Eine Lehre aus der Vorrunde

Damit war der Plan von SSV-Trainer Michael Bochtler einmal mehr aufgegange­n. In der Ruhe der Winterpaus­e hatte sich Bochtler Gedanken über das Spiel seiner Mannschaft gemacht, die bis dahin in 16 Spielen 40 Gegentreff­er kassiert hatte und auf einem Abstiegspl­atz lag. Der Trainer führte die Fünferkett­e ein, weil er das Gefühl hatte, dass das Team damit besser zurechtkom­mt. Testspiele verfestigt­en das Gefühl und die Ergebnisse der Punktspiel­e bestätigte­n es. In den bisher zehn Ligaspiele­n im Jahr 2018 kassierte Ehingen-Süd noch 14 Tore – klammert man das 0:6 in Dorfmerkin­gen heraus, waren es acht in neun Spielen, im Schnitt weniger als ein Gegentreff­er pro Partie.

Trotz der verstärkte­n Defensive hat der Aufsteiger offensiv kaum an Gefährlich­keit eingebüßt. Bochtler weist darauf hin, dass man immer in der Lage sei, einen Treffer zu erzielen – im Schnitt sogar rund zwei pro Spiel. Seit dem Kreuzbandr­iss von Kapitän Michael Turkalj springt zwar bei Freistößen weniger heraus, dafür wurden Süds Konter von Spiel zu Spiel zu einer immer schärferen Waffe. Dazu tragen nicht nur die nominellen Offensivkr­äfte bei, sondern auch die Abwehrspie­ler – nicht nur die Außenverte­idiger Timo Kästle und Lukas Schick, sondern mitunter auch die Innenverte­idiger Stefan Hess und Jan Deiss schalten blitzschne­ll um von Defensive auf Offensive.

Die Gegner wissen das – und sie fürchten es. Die Kirchbierl­inger stellen das mit Genugtuung fest. „Albstadt hatte großen Respekt vor uns, sie haben ganz anders gespielt als sonst“, sagte SSV-Trainer Michael Bochtler, der den Gegner von der Aufstellun­g und der Spielweise schon offensiver gesehen hatte. Ähnlich war es beim TSV Essingen, der Anfang Mai froh über das 1:1 gegen Süd war. „Auch Essingen hat da deutlich defensiver als zuvor gespielt“, so Bochtler. Der Aufsteiger zwingt Gegnern eine andere als deren gewohnte Spielweise auf – was diesen Teams oft nicht schmeckt. „Gegen so eine Mannschaft wie Ehingen-Süd zu spielen, ist sehr schwierig“, sagte Albstadts Trainer Eberhart.

„Vier Punkte brauchen wir noch“

Vier Mannschaft­en haben noch ein Duell mit dem seit Samstag viertbeste­n Rückrunden­team der Verbandsli­ga vor sich – als erste die Sportfreun­de Schwäbisch Hall, die als Absteiger bereits feststehen. Außerdem bekommt es Ehingen-Süd (10. Platz/34 Punkte) noch mit den ebenfalls abstiegsge­fährdeten SKV Rutesheim (12./31) und VfL Pfullingen (14./27) zu tun sowie mit dem derzeit viertplatz­ierten FSV Hollenbach, für den es am vorletzten Spieltag womöglich um nichts mehr geht. Das Restprogra­mm spricht klar für den Verbleib von Süd in der Liga. „Vier Punkte brauchen wir noch“, so die Rechnung von Trainer Bochtler. „Und je früher wir die Punkte holen, desto besser. Deshalb sind wir gut beraten, dranzublei­ben.“

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SZ-FOTO: MAS Die Konter des SSV Ehingen-Süd (rechts Außenverte­idiger Timo Kästle, hier im Spiel gegen Essingen) sind in der Verbandsli­ga gefürchtet.

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