Bier und Leistungssport
Alexander Niemela lernt Brauer und ist ein absolutes Läufer-Talent.
●
EHINGEN - Bier und Leistungssport sind auf den ersten Blick eine nicht alltägliche Kombination. Dass man beides aber perfekt vereinen kann, zeigt der 17-jährige Alexander Niemela. Seit September macht er eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer in der Berg Brauerei, parallel möchte der junge Mann zur deutschen Läufer-Elite aufschließen.
Der laufende Brauer oder zwischen Edelmetall und flüssigem Gold – es gibt viele Bezeichnungen, die Alexander Niemela in den vergangenen Monaten über sich gehört hat. „Ich liebe es, beides zu tun. Der Beruf des Brauers ist mein Traumberuf und das Laufen meine große Leidenschaft“, sagt der 17-Jährige, der eigentlich in Ochsenwang im Landkreis Esslingen lebt, aber seit September bei seinen Großeltern Oswald und Gudrun Niemela in Allmendingen wohnt, wo seine Wurzeln liegen.
Schon in der Grundschule hat Niemela mit der Leichtathletik begonnen, schnell stellte sich dabei sein großes Lauftalent heraus. „Ich habe mal ein 3000-Meter-Rennen gemacht, das hat dann ganz gut geklappt“, sagt Niemela, der für die LG Teck bei seinen Rennen an den Start geht. Mittlerweile gehört der brauende Läufer zur Elite in Baden-Württemberg. „Ich trainiere sechs bis acht Mal in der Woche. Im Schnitt kommen da rund 75 Kilometer zusammen. Mal sind es Dauerläufe, mal Tempoläufe, mal Sprinttraining oder einfach ein Lauf im Gelände“, erklärt der 17-Jährige, der jeden Mittwoch zum Stützpunkttraining nach Stuttgart fährt und dort von WLV-Landestrainer Jens Boyde „zusammen mit den schnellsten Jungs im Land“trainiert wird. „Unter der Woche trainiere ich alleine, allerdings nach einem festen Trainingsplan. Rund um Allmendingen gibt es tolle Strecken“, sagt Niemela, der gerne auf die Lichse läuft, oder die gerade Strecke zwischen Allmendingen und Berkach für Sprints nutzt.
All den Aufwand betreibt der Läufer, der momentan im U20 Kader ist, um eines Tages zur deutsche LaufElite zu gehören. „Klar möchte ich mich eines Tages für die deutschen Meisterschaften qualifizieren. Allerdings weiß ich noch nicht, in welcher Disziplin. Ich kann mir zwischen 800 und 5000 Meter eigentlich alles vorstellen“, sagt Niemela, der die 5000 mit einer Zeit von 16:37,95 Minuten und die 800 mit einer Zeit von 2:01,71 Minuten hinter sich bringt.
Richtige Vorbilder hat der junge Brauer eigentlich nicht, allerdings ist er beeindruckt von der Leistung, die der britische Langstreckenläufer Sir Mohamed „Mo“Farah an den Tag legt. „Zudem war ich an Ostern im Trainingslager in Italien und habe dort im gleichen Hotel gewohnt, wie Dieter Baumann. Wir haben ein paar Worte gewechselt“, erzählt Niemela von seiner Begegnung mit dem Olympiasieger von 1992 über die 5000 Meter.
Als nächstes Ziel möchte Alexander Niemela nicht Olympiasieger werden, sondern sich für die Crosslauf-Europameisterschaft qualifizieren. „Mal schauen, was meine Laufkarriere so bringt. Aber mein Beruf geht da natürlich immer vor.“
In die Wiege gelegt
Und diesen Beruf, nämlich aus Malz, Hopfen, Hefe und Wasser Bier zu machen, wurde Alexander Niemela quasi in die Wiege gelegt. „Mein Opa Oswald Niemela hat mir immer von seinem Vater erzählt, der Brauer in der Waldburg-Brauerei in Bad Waldsee gewesen ist. Das hat mich so fasziniert, dass ich mit 14 Jahren ein Praktikum in einer Brauerei gemacht habe. Ab da war mir klar, dass ich Brauer werden möchte“, sagt Niemela und hat sich nach seinem Realschulabschluss bei der Berg Brauerei beworben. „Ich wollte unbedingt nach Berg. Die Brauerei hat in der Szene einen super Ruf, verwendet nur regionale Rohstoffe und hält an Traditionen fest“, erklärt Niemela. „Zudem gibt es in Berg noch die offene Obergärung, die mich fasziniert. Das macht kaum mehr eine Brauerei.“
Sein erstes Bier hat das Lauftalent übrigens mit 15 Jahren getrunken, sein Lieblingsbier ist das Uli-Bier. „Nach dem Laufen gönne ich mir schon manchmal ein Bier. Denn Bier ist isotonisch, reich an Mineralien und viel Kohlenhydrate“, sagt Niemela, der sogar zuhause in seiner Freizeit Bier braut. „Im Bier sind zwar nur vier Rohstoffe, doch der Ablauf des Brauens ist sehr komplex. Es gibt so viele Stellschrauben und Parameter, die den Geschmack verändern – das fasziniert mich.“