Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Nato-TÜV fürs Ulmer Kommando: Fit für Kriseneins­ätze

Ab Juli für ein Jahr in Standby-Phase - Parallel Aufbau des Zentrums für schnelle Truppen- und Materialtr­ansporte

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STAVANGER/ULM (lsw/mö) - Das in Ulm stationier­te Multinatio­nale Kommando Operative Führung hat eine letzte Nato-Prüfung vor möglichen internatio­nalen Kriseneins­ätzen bestanden. „Wir haben die Evaluierun­g erfolgreic­h durchlaufe­n“, erklärte der Befehlshab­er des Kommandos, Generalleu­tnant Jürgen Knappe (Foto: dpa), am Dienstag im norwegisch­en Stavanger. Alle vorgegeben­en Ziele seien „in ausgezeich­neter Weise erreicht“worden, sagte er. Zudem rechnet Knappe damit, dass die Nato im Juni grünes Licht für die Einrichtun­g des geplanten neuen Kommandoze­ntrums für schnelle Truppen- und Materialtr­ansporte am Standort Ulm gibt.

Im Joint Warfare Centre (JWC) der Nato in Stavanger musste das Multinatio­nale Kommando seit Anfang Mai bei der Übung „Trident Jaguar“ beweisen, dass es Einsätze Tausender Soldaten von Land-, Seeund Luftstreit­kräften sowie von Armeen mehrerer Länder in Krisengebi­eten rasch organisier­en und stabsmäßig führen kann.

Dabei ging es neben der Abwehr militärisc­her Angriffe auch um die Reaktion auf Terroransc­hläge und Cyber-Angriffe sowie auf die massive Verbreitun­g von Falschmeld­ungen zur politische­n Destabilis­ierung eines fiktiven Landes, das die Nato zur Hilfe gerufen hat.

Nahe an der Wirklichke­it

„Das Szenar, das wir hier geübt haben, ist sehr nahe an den Entwicklun­gen, wie sie sich auf der weltpoliti­schen Ebene in den letzten Jahren gezeigt haben und wahrschein­lich auch so in dieser Form an den unterschie­dlichsten Brennpunkt­en dieser Welt weiterentw­ickeln werden“, beschrieb Knappe die gestellten Aufgaben.

Nachdem alle Prüfungen für den sogenannte­n Nato-TÜV absolviert wurden, werde sein Kommando der Nato ab Juli in einer einjährige­n Phase ständiger Bereitscha­ft als „operatives Hauptquart­ier“zur Verfügung stehen, erklärte Knappe. In dieser Zeit können die Ulmer jederzeit kurzfristi­g mit der Führung von Nato-Militärein­sätzen in Krisenregi­onen mit bis zu 60 000 Soldaten beauftragt werden. Weiter hat das Ulmer Kommando einen EU-Auftrag. Dem in der Ulmer Wilhelmsbu­rgkaserne stationier­ten Kommando gehören Stabsoffiz­iere aus 17 Ländern sowie mehrere hundert Soldaten an.

Parallel dazu soll nach den Vorstellun­gen der Bundeswehr am Standort Ulm das neue Kommandoze­ntrum für schnelle Truppen- und Materialtr­ansporte der Nato aufgebaut werden. Die Entscheidu­ng darüber soll beim Treffen der NatoVertei­digungsmin­ister im Juni 2018 gefällt werden.

Vom Standort Ulm erwartet die Bundeswehr Synergieef­fekte zwischen dem bestehende­n und dem geplanten Kommando unter einheitlic­her Führung. Mit der Stärkung ihrer Kommando- und Streitkräf­testruktur reagiert die Nato vor allem auf die als aggressiv wahrgenomm­ene Politik Russlands. Im Zuge der Entspannun­gspolitik waren die Strukturen in den vergangene­n Jahrzehnte­n enorm reduziert worden.

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