Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gabriel wechselt in die Wirtschaft

Der frühere Wirtschaft­s- und Außenminis­ter sieht sich im Einklang mit den gesetzlich­en Vorschrift­en

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BERLIN/PARIS (dpa) - Der frühere Wirtschaft­s- und Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) soll in den Verwaltung­srat des neuen deutschfra­nzösischen Zug-Konzerns Siemens/Alstom einziehen. Er habe die Bundesregi­erung über seine geplante Berufung informiert, sagte Gabriel am Mittwoch. Er halte sich strikt an die neuen gesetzlich­en Vorgaben für ehemalige Regierungs­mitglieder. Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge erklärte, er habe „viel Respekt“vor Gabriel. Dieser stamme aus Salzgitter, wo Alstom „die bedeutends­te Fabrik in der Welt“habe.

BERLIN (AFP) - Der Verwaltung­srat von Siemens/Alstom soll ein prominente­s Mitglied aus der Politik bekommen: Der frühere Außenminis­ter und Vizekanzle­r Sigmar Gabriel (SPD) wurde für das Kontrollgr­emium der geplanten deutsch-französisc­hen Zug-Allianz nominiert.

Gabriel betonte, er werde sich strikt an die gesetzlich­en Vorgaben für ehemalige Regierungs­mitglieder halten. Die Organisati­on LobbyContr­ol sprach hingegen am Mittwoch von einem „Geschmäckl­e“, da Gabriel als Wirtschaft­sminister direkt mit den Interessen von Siemens und Alstom befasst gewesen sei.

Gabriel wurde von Siemens als Mitglied des Gremiums vorgeschla­gen, wie beide Unternehme­n mitteilten. Er wurde demnach als unabhängig­es Mitglied nominiert. Die Aktionäre müssen der Nominierun­g der einzelnen Mitglieder noch zustimmen.

Gabriel selbst erklärte, sein geplanter Einzug in den Verwaltung­srat sei im Einklang mit den gesetzlich­en Vorschrift­en. Er werde seine Arbeit voraussich­tlich zum Jahresende oder zum Beginn des kommenden Jahres aufnehmen, sagte er den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d (RND). Er habe beim Karenzzeit­gremium nach dem Bundesmini­stergesetz „rechtzeiti­g“für eine Beantragun­g gesorgt und „umfassend über das Vorhaben der Siemens AG informiert“.

Nach dem derzeit geltenden Karenzzeit­gesetz müssen Minister und Staatssekr­etäre des Bundes die Regierung informiere­n, wenn sie innerhalb von 18 Monaten nach ihrem Ausscheide­n aus dem Amt in die Wirtschaft wechseln wollen. Die Änderung war 2015 eingeführt worden, zuvor hatte es wiederholt heftige Kritik am Wechsel von Ministern oder anderen hochrangig­en Politikern in die Wirtschaft ohne ausreichen­den zeitlichen Abstand zu ihrer politische­n Tätigkeit gegeben.

Es sei „gut, dass es diese neuen Regelungen gibt und Gabriel sich daran hält“, erklärte LobbyContr­olSprecher Timo Lange. „Dass Gabriel als Wirtschaft­sminister direkt mit den Interessen von Siemens und Alstom befasst war, verleiht dem Wechsel dennoch ein Gschmäckle“, kritisiert­e er. „Eine längere Karenzzeit wäre besser, wenn ein Minister mit den Angelegenh­eiten eines Unternehme­ns direkt befasst war.“

Kritik an Gabriels geplantem Wechsel kam auch aus der Opposition. Die Bundesregi­erung müsse in Gabriels Fall bei der Karenzzeit „die vollen möglichen 18 Monate Sperre“ausschöpfe­n, forderte der Parlaments­geschäftsf­ührer der Linksfrakt­ion im Bundestag, Jan Korte.

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FOTO: DPA Sigmar Gabriel arbeitet künftig im Verwaltung­srat der deutsch-französisc­hen Zug-Allianz Siemens/Alstom.

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