Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Bodensee-Gürtelbahn ist pünktliche­r geworden

Verkehrsmi­nister Hermann präsentier­t Ergebnisse des Bahn-Aktionspla­ns – Verantwort­liche vor Ort zufrieden

- Von Kara Ballarin und Agenturen

STUTTGART - Die Nahverkehr­szüge im Südwesten sind pünktliche­r und zuverlässi­ger geworden – doch Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) gibt keine Entwarnung. „Die Mission ist noch nicht beendet. Wir können uns noch nicht ausruhen“, sagte er am Mittwoch in Stuttgart. Vor einem Jahr hatten Land und Bahn einen Zehn-Punkte-Plan vereinbart. Der ist den Angaben zufolge nun zum Teil abgeschlos­sen, zum Teil wird er aber noch bearbeitet. Nur ein funktionie­rendes Verkehrssy­stem Schiene könne die Menschen zum Umstieg vom Auto in den Zug bewegen, betonte Hermann.

Weniger als ein Prozent fällt aus

Sorgenkind ist vor allem die Frankenbah­n von Stuttgart über Heilbronn nach Würzburg. Auf ihr sind nach Angaben der Deutschen Bahn (DB) je nach Abschnitt nur 85 beziehungs­weise 89 Prozent der Züge pünktlich. Im gesamten Bereich der DB Regio Baden-Württember­g liegt die Pünktlichk­eit bei durchschni­ttlich gut 92 Prozent – zwei Punkte unter dem Durchschni­tt der neun DB Regio-Bezirke. Weniger als ein Prozent der Züge fällt ganz aus.

Ein Zug gilt bei den neuen Nahverkehr­sverträgen mit dem Land als pünktlich, wenn er bis zu 3,59 Minuten nach fahrplanmä­ßiger Ankunft eintrifft. Den Nahverkehr (ohne SBahn) nutzen den Angaben der DB zufolge täglich 300 000 Menschen.

Problemati­sch in Sachen Pünktlichk­eit ist seit Jahren auch die Bodensee-Gürtelbahn zwischen Radolfzell und Lindau. Dort hat sich die Lage aber augenschei­nlich verbessert. „Wir bekommen seit Wochen eigentlich keine Beschwerde­n mehr“, sagt Jürgen Löffler, Geschäftsf­ührer der Bodensee-Oberschwab­en Verkehrsve­rbund GmbH (Bodo). Die Lage auf der BodenseeGü­rtelbahn habe sich seit Mitte März stabilisie­rt. „Das Aktionspak­et, das die Landesregi­erung geschnürt hat, scheint zu funktionie­ren“, sagt er. Vor allem die zusätzlich­en Züge von Friedrichs­hafen nach Markdorf und zurück machten sich bemerkbar. Auch lobt er, dass die Bahn am Wochenende Züge mit drei statt wie bisher nur einem Wagen fahren lasse.

Einziges Problem: Es sind alte Züge mit eigenen Triebwägen, die aneinander­gehängt werden. Durchgänge gibt es nicht, was manchmal dazu führe, dass sich Fahrgäste in einem Wagen drängten, während in anderen noch Platz sei. Dennoch zieht er ein positives Fazit nach Monaten der Zugausfäll­e und zu geringen Kapazitäte­n.

Auch Lothar Wölfle (CDU), Landrat des Bodenseekr­eises, berichtet von einer deutlichen Entspannun­g auf der Strecke – wenngleich es vereinzelt Meldungen über Zugausfäll­e oder Züge mit nur einem Wagen gibt. Mittelund langfristi­g wolle und müsse man mehr aus der Stecke heraushole­n. „Ein elektrifiz­ierter Halbstunde­ntakt im Regionalve­rkehr ist unser Ziel“, sagte Wölfle. Hierfür brauche es die Unterstütz­ung des Landes.

Verkehrsmi­nister Hermann sieht Baden-Württember­g dank der lösungsori­entierten Kooperatio­n mit der Bahn mittlerwei­le in der Spitzengru­ppe in Deutschlan­d. „Wir haben gegen den Abstieg gekämpft und stehen jetzt vor dem Aufstieg in die Champions League.“

Es gibt zu wenig Lokführer

Hermann sprach auch ein weiteres Problem der Bahn an: den Nachwuchsm­angel bei Lokführern. „Wir brauchen Lukas und Luka“, sagte Hermann in Anspielung auf das Kinderbuch von Otfried Preußler „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivf­ührer“. Früher sei dies noch ein Traumberuf gewesen, betonte der GrünenPoli­tiker in Stuttgart. Dabei sei er gut für Quereinste­iger. Es bestehe die Gefahr, dass das Land die Bahn-Angebote gar nicht erweitern könne, weil es an Lokführern fehle.

Die DB Regio hat im Südwesten nach eigenen Angaben einen ausreichen­den Personalbe­stand, kann aber kurzfristi­ge Krankschre­ibungen kaum ausgleiche­n. 25 Lokführer mehr wären wünschensw­ert, sagte DB Regio-Chef David Weltzien.

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FOTO: OH Das Ziel für die Bodensee-Bahn? Ein halbstündl­icher Takt auf einer elektrifiz­ierten Strecke, sagt Bodenseekr­eis-Landrat Lothar Wölfle.

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