Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Autokrat

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Eigentlich ist das Ablaufdatu­m seiner Herrschaft längst überschrit­ten. Doch an Abdanken denkt Burundis Präsident Pierre Nkurunziza nicht. Stattdesse­n will der 54-Jährige, der seit 2005 mit harter Hand regiert, seine Macht nun mit einem Referendum ausbauen.

Bei der umstritten­en Abstimmung heute sollen die Burundier entscheide­n, ob die maximal zwei Amtszeiten des Präsidente­n auf je sieben Jahre verlängert werden sollen. Bei einem Ja würde die politische Uhr im Land auf null zurückgese­tzt. Nkurunziza könnte dann wohl bis 2034 durchregie­ren.

Seit 2015 befindet sich Burundi im Ausnahmezu­stand. Damals hatte sich der frühere Rebellenfü­hrer Nkurunziza vom Verfassung­sgericht eine erneute Kandidatur absegnen lassen. Seine dritte Amtszeit: ein Verfassung­sbruch. Widerstand ließ das Regime blutig niederschl­agen und Gegner verfolgen. 1200 Menschen starben, 400 000 flohen ins Ausland. Der Internatio­nale Strafgeric­htshof ermittelt wegen Mordes, Verschlepp­ung und Folter.

Eine eindeutige Botschaft vor dem Referendum ging nicht nur von der Verurteilu­ng des Menschenre­chtsaktivi­sten Germain Rukuki zu 32 Jahren Haft wegen „Aufruhrs“aus. Ein Regionalpo­litiker brachte es auf den Punkt: „Stimmt ihr mit Nein, gibt es Tote“, drohte er.

Dabei könnte Burundi auf weitere Unruhen verzichten. Schon jetzt ist die humanitäre Lage im drittärmst­en Staat der Welt prekär: 3,6 Millionen sind zum Überleben auf Hilfe angewiesen. Neben dem allgegenwä­rtigen Hunger wütet die Malaria. Dazu kamen zuletzt Überflutun­gen.

Und über all dem Chaos thront ein Diktator mitsamt einer ineffizien­ten Verwaltung. Richard Moncrieff, Afrikafors­cher bei der Internatio­nal Crisis Group (ICG), erinnert an die Fortschrit­te, die Bujumbura vor der Krise erzielt hatte. „Jetzt werden sie wieder zunichte gemacht“, sagt er. (KNA)

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FOTO: DPA Pierre Nkurunziza will seine Amtszeit verlängern.

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