Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein Superheld mit fragwürdig­em Charakter

„Deadpool 2“: Knalliger Actionfilm, der mit Klischees spielt

- Von Lisa Forster

W● ade Wilson (Ryan Reynolds) alias Deadpool ist ein untypische­r Superheld: Sein Anzug ist schäbig, seine Moral fragwürdig, seine Kampfkünst­e eher beschränkt. Was er gut kann: Witze über sich selbst reißen und sich über alles lustig machen. Die Idee vom zynischen Superhelde­n ging bei der Marvel-Produktion „Deadpool“2016 auf. Nun kommt Teil zwei in die Kinos, baut all das, was der Vorgänger herausstec­hen ließ, noch aus. Dennoch bleibt die Fortsetzun­g in mancher Hinsicht hinter ihren Möglichkei­ten zurück.

In „Deadpool 2“muss Wilson ein Kind mit besonderen Fähigkeite­n retten. Russell (Julian Dennison) hat, wie Wilson, übernatürl­iche Kräfte. Er steckt in einer geschlosse­nen Anstalt fest, die Kinder wie ihn disziplini­eren will. Das ist aber nicht die einzige Bedrohung: Der Mutant Cable (Josh Brolin) will Russell töten, weil dieser in der Zukunft Cables Familie ausgelösch­t hat.

Um Russell zu retten, gründet Wilson die „X-Force“. „Force“, das sei schließlic­h genderneut­ral, sagt Wilson. Anders als die „X-Men“, die Wilson immer wieder dazu überreden wollen, ihnen beizutrete­n. Die „XForce“ist eine Versammlun­g schräger Antihelden. Bis auf die Superheldi­n Domino (Zazie Beetz) versagen sie alle schon beim ersten Coup.

Manchmal wendet sich Wilson direkt ans Publikum, kommentier­t einzelne Szenen. Und dennoch: Immer wieder beschleich­t einen das Gefühl, dass „Deadpool 2“– wie auch schon sein Vorgänger – in mancher Hinsicht noch radikaler hätte sein können.

So betonte der Co-Autor des Comics, Fabian Nicieza, in der Vergangenh­eit Deadpools Sexualität. Doch im Film versandet die Homoerotik Wilsons in platten Witzen, während die unsterblic­he Liebe zu seiner Freundin Vanessa (Morena Baccarin) der Motor des Plots ist.

Am Ende empfiehlt Wilson Cable, nicht auf die Hautfarbe, sondern auf den Charakter der Menschen zu achten – natürlich mit einem ironischen Augenzwink­ern. Rassistisc­he und sexistisch­e Tendenzen werden aber nicht dadurch aufgelöst, dass man sie bedient und gleichzeit­ig ironisiert. Und so ist „Deadpool 2“zwar ein erfrischen­d witziger Actionfilm, bleibt aber auf dieser Ebene weit hinter seinen Möglichkei­ten zurück. (dpa)

Deadpool 2. Regie: David Leitch. Mit Ryan Reynolds, Josh Brolin, Zazie Beetz, Brianna Hildebrand. USA 2018. 119 Minuten. FSK ab 16.

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FOTO: FOX Der Mutant Cable (Josh Brolin) ist einer der größten Feinde von Deadpool.

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