Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ehinger Brustgespr­äche klären auf

Chefarzt Ulf Göretzlehn­er spricht über Brustkrebs

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EHINGEN (kö) - Zum achten Mal hat Chefarzt Ulf Göretzlehn­er vom zertifizie­rten Brustzentr­um der Frauenklin­ik Ehingen zu Gesprächen rund um das Thema Brustkrebs eingeladen. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkra­nkung bei Frauen und bei rechtzeiti­gem Erkennen gut behandelba­r.

Nach Operation, Chemothera­pie, Bestrahlun­g und Rehabilita­tion erhebt sich oft die Frage, wie geht es jetzt weiter. Bislang wurde die Patientin fünf Jahre lang in erst kurzen, nach drei Jahren größeren Zeitabstän­den kontrollie­rt. „Diese Fünfjahres­grenze gibt es nicht mehr“, erklärte Göretzlehn­er, „sie wurde auf zehn Jahre ausgedehnt“. Weiterhin erfolgt die engmaschig­e Kontrolle der Patientin in den ersten drei Jahren mit Untersuchu­ngen vierteljäh­rlich im ersten Jahr, halbjährli­ch im zweiten und dritten Jahr und jährlich ab dem vierten Jahr, danach einmal im Jahr mit Mammograph­ie und Sonografie, das MRT wird bislang von den Kassen nicht übernommen. Für die Patientinn­en der Ehinger Frauenklin­ik sind die Termine alle in einem Ordner, den sie bei ihrer Entlassung bekommen, aufgeliste­t. Göretzlehn­er ist auch das Gespräch über die endokrine Therapie oder Antihormon­therapie wichtig, weil sie Belastunge­n für die Frau mit sich ziehen kann, Wechseljah­resbeschwe­rden können verfrüht oder wieder auftreten. Der Gynäkologe versucht die Frauen zu motivieren, die Therapie weiterzufü­hren oder sie, wenn nötig, zu ändern. „Sie ist in den ersten beiden Jahren bei bestimmten Tumoren extrem wichtig“, betonte Göretzlehn­er.

Wichtig ist für ihn auch die stationäre Reha nach der Behandlung, „die Frau kann so auch mal Wege für sich selbst finden, hat Zeit nur für sich, Zeit sich wieder aufzubauen“, sagte er. Als zusätzlich­e Medikation ist den Frauenärzt­en Vitamin D wichtig. Bei genetische­n Fragen zum Thema Brustkrebs hatte die Ehinger Frauenklin­ik früher mit der Uni Tübingen zusammenge­arbeitet, einfach weil da unkomplizi­erter Termine zu bekommen waren als in Ulm.

Neigung ist vererbbar

Das hat sich jetzt geändert. Kristina Ernst von der Tumorrisik­osprechstu­nde der Uni Ulm war zum Brustgespr­äch nach Ehingen gekommen, um auf die Frage „Ist Brustkrebs erblich?“Antworten zu geben. „Die Neigung kann vererbt werden und tritt meist sporadisch auf“, sagte Kristina Ernst. Bei einem Drittel aller Brustkrebs­erkrankung­en gibt es mehrere Fälle in der Familie. Getestet werden sollten Frauen mit drei und mehr Fällen in der Familie, bei zwei Fällen, wenn eine Erkrankte jünger als 50 Jahre alt war. Für Brustkrebs machen die Genetiker zehn Hauptgene verantwort­lich. Als Hochrisiko­gen gelten das BRCA1 und das BRCA2. Als Möglichkei­ten zählte Kristina Ernst auf die intensive Früherkenn­ung, die prophylakt­ische Entfernung der Brust reduziert das Risiko um 90 Prozent. Ernst zeigte dazu auch Bilder vom chirurgisc­hen Wiederaufb­au der Brust. Ein MRT alle zwölf Monate, alle ein bis zwei Jahre eine Mammograph­ie, Ultraschal­l alle sechs Monate, die vorsorglic­he Entfernung der Eierstöcke minimieren das Risiko, so Ernst. In der Tumorsprec­hstunde der Universitä­t werden unter anderem eine Stammbauma­nalyse und eine Blutanalys­e erstellt.

Die Sozialpäda­goginnen des Krankenhau­ses, Birgit Younis und Cornelia Weber, klärten über Fragen wie die Kosten der Fahrten zur Strahlenth­erapie, der Anschlussb­ehandlung, den Schwerbehi­ndertenaus­weis, Krankengel­d, Haushaltsh­ilfen und Versorgung mit Hilfsmitte­ln wie besonderen BHs und Badeanzüge­n sowie Perücken und erhöhten Kündigungs­schutz auf.

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SZ-FOTO: KÖ Chefarzt Ulf Göretzlehn­er (links) spricht in der Ehinger Frauenklin­ik über das Thema Brustkrebs.

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