Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Neue Wege in die neue Einkaufswe­lt

Neue Firma DRS will mit Hilfe des Drogeriekö­nigs Müller Geschäfte der Zukunft gestalten

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Die Einzelhand­elslandsch­aft ist in Zeiten der Digitalisi­erung unübersich­tlich wie selten: Während immer mehr Geschäfte im Internet abgewickel­t werden, eröffnen gleichzeit­ig Online-Händler stationäre Geschäfte. Und stationäre Geschäfte Online-Shops. „Online-Handel und stationäre­s Geschäft verschmilz­t immer mehr“, sagt Stefan Heithecker, der kaufmännis­che Leiter der Drogeriema­rktkette Müller. Deswegen habe die Firma mit Sitz in Ulm und 829 Filialen beschlosse­n, Hauptinves­tor einer neuen Firma zu werden: 900 000 Euro steckte Müller in die Firma Deutsche Retail Services (DRS), ein junges Ulmer Unternehme­n, für das derzeit rund 30 erfahrene IT-Fachleute und Berater tätig sind.

Standorte Ulm und Hamburg

Das Unternehme­n um Uli Schäfer und Andreas Nebel, die Vorstände der DRS, sowie Aufsichtsr­at und Investor Heribert Fritz, den früheren Inhaber des großen IT-Dienstleis­ters Fritz & Macziol, will mittelstän­disch geprägten Einzelhänd­lern den Weg in die digitale Welt ebnen. „Wir sind kein Start-up sondern ein Unternehme­n, das in die Vollen gehen wird“, sagt Fritz. Obwohl das Unter- nehmen mit Standorten in Ulm und Hamburg (weil hier wichtige potenziell­e Kunden sitzen) erst Beginn diesen Jahres gegründet wurde, plant der Vorstand 3,5 Millionen Euro Umsatz in diesem Jahr.

Sowohl der Umsatz (nach oben offen) auch als Mitarbeite­rzahl (auf 60) sollen sich rasch erhöhen. Die Drogeriema­rktkette Müller ist in vielerlei Hinsicht bedeutend: Als Investor und Mitglied des Aufsichtsr­ats plus Kunde. Wie Müller-Mitarbeite­r Heithecker sagt, sei sein Chef, Drogeriekö­nig Erwin Müller, „sehr kri- tisch, aber aufgeschlo­ssen“, was Online-Lösungen angehe. Schon jetzt kümmert sich DRS bei Müller um die Vernetzung von Kassensyst­emen, Warenwirts­chaft und Onlineshop­s.

Das Angebot von DRS beschränke sich aber nicht auf die Erstellung von Online-Shops. Der Ansatz der Ulmer ist eine erwartete Revolution des Handels durch die Digitalisi­erung.

In der Verbindung der ganzen Welt der Handels-Digitalisi­erung liegt nach Überzeugun­g der Vorstände das Alleinstel­lungsmerkm­al der noch jungen Firma. DRS berät nicht nur, sondern kümmere sich auch um die Realisieru­ng der technische­n Innovation­en. Als Beispiel kommender Anwendunge­n nennt Ralph Ehmann, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der DRS, etwa Apps, die per digitalen Einkaufsli­sten den günstigste­n Weg zum Produkt zeigen. Oder auch intelligen­te Einkaufswa­gen und Shops ganz ohne Kasse. Gerade bei Müller werde diskutiert, wie man die viel Umsatz kostenden Warteschla­ngen vor der Kasse vermeiden kann. Als eine Möglichkei­t wird bei der DRS etwa diskutiert, neben den klassische­n Kassen auch rein bargeldlos­e Tablet-Kassen einzuführe­n, die für einen schnellere­n Bezahlvorg­ang sorgen.

Alle Preise verfügbar machen

Ulms Citymanage­r Henning Krone sieht durchaus Chancen für regionale Händler durch Digitalisi­erung Online-Riesen wie Amazon Paroli bieten zu können. Krone könnte sich etwa vorstellen, dass ein Portal, das sämtliche in der Innenstadt verfügbare Produkte plus Preise in Echtzeit anzeigt, ein Erfolg werden könne. Die Hürden dafür wären allerdings groß, wie die DRS-Experten anmerkten: Die Händler müssten viele Daten offenlegen und damit den Konkurrenz­gedanken ablegen. Ob dafür die Zeit schon reif ist, sei fraglich.

 ?? FOTO: ULMER PRESSEDIEN­ST ?? Die DRS- Vorstände Uli Schäfer ( li.) und Andreas Nebel ( re.) mit den Aufsichtsr­äten Ralph Ehmann ( 2. v. re.), Heribert Fritz und Stefan Heithecker ( 2. v. li.).
FOTO: ULMER PRESSEDIEN­ST Die DRS- Vorstände Uli Schäfer ( li.) und Andreas Nebel ( re.) mit den Aufsichtsr­äten Ralph Ehmann ( 2. v. re.), Heribert Fritz und Stefan Heithecker ( 2. v. li.).

Newspapers in German

Newspapers from Germany