Falsche Polizisten nutzen Ängste aus
Die Zahl der Betrugsdelikte in der Region steigt stark an. Mit welchen Tricks die Täter vorgehen
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LANDKREIS NEU-ULM - Es war kurz vor Weihnachten. Ein Mann ruft bei einer Rentnerin aus Neu-Ulm an. Er sei Polizist und müsse dringend ihren Schmuck überprüfen und schicke gleich einen Kollegen vorbei, der diesen abholt. Die Frau glaubt dem Anrufer, immerhin zeigt das Telefondisplay die Nummer 110 an – nichts weiter als eine technische Manipulation, wie sich später herausstellen sollte.
Die Frau überreicht dem vermeintlichen Beamten der Polizei Neu-Ulm Schmuck im Wert von 20 000 Euro. Der Betrüger taucht daraufhin mit den Wertgegenständen unter.
Betrugsfälle wie diese kommen in der Region immer häufiger vor, wie das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West mitteilt, das auch für den Landkreis Neu-Ulm zuständig ist. Während in den ersten vier Monaten des vergangenen Jahres noch 107 solcher Delikte angezeigt wurden, sind es dieses Jahres bereits 322 Fälle.
Die Kriminellen gehen dabei äußerst professionell vor: Teils über Wochen halten sie Kontakt zu ihren Opfern und bauen allmählich ein Vertrauensverhältnis zu ihnen auf.
Die Geschichten, die sich die Täter ausdenken, um an die Wertsachen der Leute zu kommen, fallen dabei durchaus kreativ aus. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte vom drohenden Einbruch: Die Polizei habe erfahren, dass in die Wohnung des Opfers bald eingebrochen werden soll. Darum müssten Schmuck und Geld sicherheitshalber den angeblichen Polizeibeamten übergeben werden.
Oder die Betrüger behaupten, in einem fernen Land würden Behörden gegen das Opfer ermitteln. Eine Auslieferung könne der Angerufene nur durch eine Geldzahlung verhindern. Ebenfalls eine beliebte Masche: Das Opfer könne bei der Aufklärung eines Verbrechens helfen. Ein Bankangestellter bringe nämlich Falschgeld in Umlauf. Darum solle man rasch seine Ersparnisse abheben und dem vermeintlichen Beamten von verschiedenen Scheinen die Seriennummern übermitteln. Dieser stellt dann fest, dass die Scheine allesamt gefälscht seien und die Polizei den Rest des Geldes zum Zwecke der Überprüfung abholen müsse.
Betroffene schämen sich
Für die Betroffenen dieser Betrugsmasche geht der Schaden oft über das rein Finanzielle hinaus. Viele schämen sich dafür, auf die Täter hereingefallen zu sein und scheuen sich, die Betrüger anzuzeigen. „Besonders erschreckend und zutiefst verwerflich ist, wie vor allem ältere Personen über Monate in Angst und Schrecken versetzt werden. Für sie bricht eine Welt zusammen“, sagt Polizeipräsident Werner Strößner.
Die Polizei rät beim Kontakt mit den falschen Polizisten, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und keine Auskünfte über das Vermögen zu verraten. Und besonders ist zu beachten: Die Polizei ruft niemals unter der Nummer 110 an.