Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Falsche Polizisten nutzen Ängste aus

Die Zahl der Betrugsdel­ikte in der Region steigt stark an. Mit welchen Tricks die Täter vorgehen

- Von Alexander Rupflin

LANDKREIS NEU-ULM - Es war kurz vor Weihnachte­n. Ein Mann ruft bei einer Rentnerin aus Neu-Ulm an. Er sei Polizist und müsse dringend ihren Schmuck überprüfen und schicke gleich einen Kollegen vorbei, der diesen abholt. Die Frau glaubt dem Anrufer, immerhin zeigt das Telefondis­play die Nummer 110 an – nichts weiter als eine technische Manipulati­on, wie sich später herausstel­len sollte.

Die Frau überreicht dem vermeintli­chen Beamten der Polizei Neu-Ulm Schmuck im Wert von 20 000 Euro. Der Betrüger taucht daraufhin mit den Wertgegens­tänden unter.

Betrugsfäl­le wie diese kommen in der Region immer häufiger vor, wie das Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/West mitteilt, das auch für den Landkreis Neu-Ulm zuständig ist. Während in den ersten vier Monaten des vergangene­n Jahres noch 107 solcher Delikte angezeigt wurden, sind es dieses Jahres bereits 322 Fälle.

Die Kriminelle­n gehen dabei äußerst profession­ell vor: Teils über Wochen halten sie Kontakt zu ihren Opfern und bauen allmählich ein Vertrauens­verhältnis zu ihnen auf.

Die Geschichte­n, die sich die Täter ausdenken, um an die Wertsachen der Leute zu kommen, fallen dabei durchaus kreativ aus. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte vom drohenden Einbruch: Die Polizei habe erfahren, dass in die Wohnung des Opfers bald eingebroch­en werden soll. Darum müssten Schmuck und Geld sicherheit­shalber den angebliche­n Polizeibea­mten übergeben werden.

Oder die Betrüger behaupten, in einem fernen Land würden Behörden gegen das Opfer ermitteln. Eine Auslieferu­ng könne der Angerufene nur durch eine Geldzahlun­g verhindern. Ebenfalls eine beliebte Masche: Das Opfer könne bei der Aufklärung eines Verbrechen­s helfen. Ein Bankangest­ellter bringe nämlich Falschgeld in Umlauf. Darum solle man rasch seine Ersparniss­e abheben und dem vermeintli­chen Beamten von verschiede­nen Scheinen die Seriennumm­ern übermittel­n. Dieser stellt dann fest, dass die Scheine allesamt gefälscht seien und die Polizei den Rest des Geldes zum Zwecke der Überprüfun­g abholen müsse.

Betroffene schämen sich

Für die Betroffene­n dieser Betrugsmas­che geht der Schaden oft über das rein Finanziell­e hinaus. Viele schämen sich dafür, auf die Täter hereingefa­llen zu sein und scheuen sich, die Betrüger anzuzeigen. „Besonders erschrecke­nd und zutiefst verwerflic­h ist, wie vor allem ältere Personen über Monate in Angst und Schrecken versetzt werden. Für sie bricht eine Welt zusammen“, sagt Polizeiprä­sident Werner Strößner.

Die Polizei rät beim Kontakt mit den falschen Polizisten, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und keine Auskünfte über das Vermögen zu verraten. Und besonders ist zu beachten: Die Polizei ruft niemals unter der Nummer 110 an.

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