„Der Mensch, nicht das Lehramt, steht im Mittelpunkt!“
SEITINGENOBERFLACHT Die Linie von Papst Franziskus ist auch an der Basis angekommen. Man könne jetzt auch mal „fünf gerade sein lassen“, berichtet Pastoralreferent und Papstkenner Alexander Krause (Foto: pm), der in der Seelsorgeeinheit Konzenberg im Landkreis Tuttlingen tätig ist, im Gespräch mit Ludger Möllers.
Wie erleben Sie, als Seelsorger und Theologe, Papst Franziskus?
Der Papst erreicht bei vielen Menschen die Herzen. Mit seinen Aktionen, mit seinen Symbolen und Gesten, bewirkt er viel. Die Menschen sind froh, dass er da ist. Sie spüren, dass er als Südamerikaner locker, spontan mit den Menschen umgeht. Er bringt eine ganz andere Persönlichkeit mit, viele vergleichen ihn mit Papst Johannes XXIII.
Was wird von Franziskus dauerhaft bleiben?
Man wird auch in der Kirche ab und zu „fünf gerade sein lassen“. Das ist seit diesem Papst anders, das wird bleiben. Weiter wird es dabei bleiben, dass der einzelne Mensch im Mittelpunkt der Kirche steht, weniger die lehramtliche Aussage. Franziskus bringt diese Haltung ja selbst zum Ausdruck, wenn er im Gästehaus des Vatikans wohnt, nicht, wie seine Vorgänger, im Apostolischen Palast. Er entzieht sich damit dem Apparat der Kurie und dem Hofstaat des Vatikans.
Welche Erwartungen haben die Gemeinden an den Papst?
Wir erwarten, dass Franziskus seine Glaubwürdigkeit behält und uns den Glauben und die Liebe zu Gott in der Welt vorlebt. Er sollte offen bleiben und seine Offenherzigkeit nicht verlieren. Und wir hoffen natürlich, dass er bei seiner Linie bleibt, die Ortskirchen zu stärken, ihnen zu vertrauen und auf sie zu setzen. Bei dem Streit der deutschen Bischöfe um den Kommunionempfang evangelischer Partner in konfessionsverschiedenen Ehen hat Franziskus ja bereits deutlich gemacht, dass er seine Linie durchzieht und möchte, dass dieser Konflikt in Deutschland gelöst wird.
Wie wird denn in der Praxis dieses Problem gelöst? Wie gehen Sie in den Gemeinden mit evangelischen Christen um, die die Kommunion empfangen möchten?
Im Alltag kommt diese Frage gar nicht vor, sie stellt sich nicht. Entweder kommen die Leute nicht in die Kirche. Und wer in die Kirche kommt und die Kommunion empfangen möchte, der bekommt sie auch. Niemand wird weggeschickt.
Ihr persönlicher Wunsch?
Dass wir unsere Erwartungen an ihn nicht überfrachten, damit er seine Leichtigkeit behält!