Ein und aus – Atmen gegen Stress und Krankheit
Therapien fürs Luftholen erleben wachsende Nachfrage
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BERLIN/ULM (dpa) - Ohne Atem gibt es kein Leben. Doch manchmal gerät dieser natürliche Prozess ins Stocken oder überschlägt er sich geradezu. Atemtherapeuten unterstützen Betroffene dabei, Blockaden zu lösen, sodass sie frei aufatmen können. Ihre Arbeit ist ein zunehmend wichtiger Teil der Physiotherapie.
„Atemtherapie ist ein Pflichtfach in der Physiotherapieausbildung und gehört als Heilmittel zu den Leistungen der privaten und gesetzlichen Krankenkassen“, erklärt Dorothea Pfeiffer-Kascha, Vorsitzende der AG Atemphysiotherapie innerhalb des Deutschen Verbands für Physiotherapie. Es gibt die Therapie also auf Rezept – etwa für Lungenkranke oder Menschen mit angeborenen Krankheiten wie Mukoviszidose.
Immer häufiger sieht Pfeiffer-Kascha Patienten, bei denen keine Erkrankung hinter dem Atemproblem steckt. Leistungssportlerinnen zum Beispiel gewöhnten sich mitunter ein unphysiologisches Atemmuster an, weil sie zum Beispiel permanent den Bauch anspannen und unter hohem Wettbewerbsdruck stehen.
Viele spüren den Rhythmus des eigenen Atems nicht mehr
Pfeiffer-Kascha will dem Patienten zunächst das Problem vor Augen zu führen. Dafür soll er sich auf den Rücken legen, die Hände auf den Bauch und sich einen schönen Geruch aus der Kindheit vorstellen. Er atmet schnuppernd ein – die Bauchdecke bewegt sich in Etappen. „Da merkt er idealerweise: Aha, so fühlt sich Atmung vom Zwerchfell in Richtung Bauch an.“Das sei der erste Schritt.
Neben der Atemphysiotherapie gibt es noch andere Konzepte, die das heilsame Ein und Aus der Luft- ströme befördern. Zum Beispiel bei Susanne Menrad-Barczok. Die Atemtherapeutin aus Ulm richtet sich mit ihrem Angebot an alle, die sich näher mit ihrem Atem beschäftigen wollen. In Gruppen- oder Einzelsitzungen leiten Therapeuten wie sie Übungen im Sitzen, Stehen oder Liegen an. Dabei schwingen die Klienten zum Beispiel die Arme wie beim Schwimmen in moderatem Tempo. Das mobilisiert sämtliche an der Atmung beteiligten Muskeln – der Atem soll frei fließen können. „Wenn Atem zugelassen wird, spürt der Mensch Wohlbefinden“, erklärt Jürg Roffler, Leiter des MIBE Institutes for Breathexperience in Berlin.
Die Krankenkassen übernehmen nicht in allen Fällen die Kosten
Die Arbeit am Atem soll aber nicht kontrollieren oder leiten. „Wir geben keine Empfehlungen, wie Menschen richtig atmen können. Wir helfen den Menschen über den Atem, in sich selbst zu finden, was gut für sie ist“, stellt Roffler klar.
Dass es entspannend wirken kann, wenn man sich auf den eigenen Atem konzentriert – das würde wohl kaum jemand bestreiten. Neben atemtherapeutischen Konzepten arbeiten auch fernöstliche Lehren wie Yoga oder Entspannungstechniken wie die Achtsamkeitslehre damit. Bezahlen müssen Interessierte all diese Angebote allerdings selbst.
Auf Verordnung gibt es nur die sogenannte Krankengymnastik-Atemtherapie, durchgeführt von einem ausgebildeten Physiotherapeuten. Idealerweise hat er eine umfassende Fortbildung im Bereich Atemphysiotherapie absolviert, sagt Pfeiffer-Kascha. Die deutsche Atemwegsliga und der Verein Mukoviszidose etwa listen entsprechend ausgebildete Therapeuten auf.