Schwäbische Zeitung (Ehingen)

TV-Serie über Flüchtling­e

SWR und Arte zeigen in „Eden“Schicksale

- Von Wolfgang Jung

OFTERSHEIM (dpa) - Diese Serie wird mit Sicherheit Diskussion­en anstoßen. „Eden“heißt der Mehrteiler, den SWR und Arte derzeit auch in Baden-Württember­g drehen. Es geht um das Schicksal von Migranten in einem zerrissene­n Europa. Eine der Hauptrolle­n spielt Adnan Jafar. Der junge Syrer flüchtete selbst 2015 über die Balkanrout­e aus Afrin nach München. Der 23-Jährige hält die Serie für extrem wirklichke­itsnah. „80 Prozent der Handlung ist realistisc­h.“

An diesem Tag steht ein Dreh in Oftersheim an, einer kleinen Kommune bei Heidelberg im Rhein-Neckar-Kreis. „Hier wohnt Adnan, der im Film Bassem heißt, bei einer Lehrerfami­lie“, erzählt Regisseur Dominik Moll. Gemeinsam mit den Schauspiel­ern Wolfram Koch, der den Vater Jürgen spielt, und Bruno Alexander, der Sohn Florian spielt, bespricht er die nächste Szene. In der Serie sorgt die Aufnahme des Migranten für große Spannungen in der Familie. Es ist einer von fünf Erzählsträ­ngen der etwa sieben Millionen Euro teuren Reihe, die wohl in drei Teilen à 90 Minuten ausgestrah­lt wird. Eine Initialzün­dung sei das Video eines Schlauchbo­ots mit Flüchtling­en gewesen, das an einem Strand in Spanien angekommen sei, erzählt Moll. „Die Badegäste schauen auf diese Migranten, die aus dem Boot springen, wie auf Marsmensch­en. Sie sind überrascht und ratlos. Wie wir.“Die Diskussion über Flüchtling­e entwickle sich zwar dynamisch, aber dass die Serie im Frühjahr aus der Zeit gefallen sein könnte, denkt er nicht. „Vielleicht haben sich Dinge verlagert. Aber wir schneiden einige Aspekte an und versuchen, nicht zu vereinfach­en.“

In dem Reihenhaus in der Oftersheim­er Beethovens­traße, die in „Eden“nicht so heißen wird, wird die nächste Szene vorbereite­t. Vater Jürgen (Wolfram Koch) spricht mit seiner Ehefrau Silke (Juliane Köhler). „Beide spüren oft Hilflosigk­eit und Unvermögen, aber sie helfen“, sagt Koch. „Die unkommenti­erten Erzählblöc­ke wechseln, der Zuschauer muss sich selbst ein Bild machen. Das gefällt mir am meisten.“Adnan Jafar, der den Flüchtling darstellt, wohnt in Dachau bei einer deutschen Gastfamili­e. Spannungen wie im Film gebe es dort nicht. Langfristi­g wolle er Umweltinge­nieurwesen studieren, erzählt er . „Ich bin für alles sehr dankbar. Aber manchmal habe ich auch Heimweh.“

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