Schwäbische Zeitung (Ehingen)

AfD-Streit: Ex-Kreisvorsi­tzender wehrt sich

Daniel Hummel hat seiner Partei den Rücken gekehrt und erklärt jetzt die Gründe - Er erhebt Vorwürfe gegen seinen Nachfolger

- Von Ronald Hinzpeter

NEU-ULM - Der Führungskr­ise innerhalb der Kreis-AfD war doch ein politische­r Richtungss­treit vorangegan­gen. Das bestätigte jetzt der damalige Vorsitzend­e Daniel Hummel. Er sei von Gerhard Großkurth, der erneut die Führung des Kreisverba­ndes übernommen hat, immer wieder persönlich massiv kritisiert, attackiert und beleidigt worden. Das habe sehr wohl politische Gründe gehabt, sagt Hummel, denn er zählte sich damals zum liberalen Flügel seiner Partei, die er im März verlassen hat. Großkurth ordnete er hingegen dem rechtsnati­onalen Flügel der AfD zu.

Wie berichtet, muste die AfD einen neuen Kreisvorst­and wählen, nachdem der Vorsitzend­e Hummel und sein Stellvertr­eter Frank Gansauge sowie Schatzmeis­ter Josef Kreitmair von ihren Posten zurückgetr­eten waren. Gerhard Großkurth hatte verlauten lassen, die Mitglieder seien massiv unzufriede­n gewesen mit ihrer Führungssp­itze, die erst Anfang des Jahres gewählt worden war. Von einem politische­n Richtungss­treit könne aber keine Rede sein Doch Daniel Hummel schildert die Dinge anders.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte er, damals sei er gegen den Widerstand von Großkurth, der selber nicht mehr angetreten war, zum Kreisvorsi­tzenden gewählt worden. Dass der Mediziner Frank Gansauge Stellvertr­eter wurde, habe Großkurth ebenfalls nicht gepasst, denn der habe angeblich zu viele muslimisch­e Patienten behandelt. Mit Kreitmair sei ebenfalls ein Vertreter des liberalen Flügels in den Vorstand eingerückt.

Mehrmals in der Woche polemische Mails

Kurz nach der Wahl sei es losgegange­n mit polemische­n Mails, so Hummel, die er mehrmals die Woche erhalten habe. Am Ende seien sie nur noch voller persönlich­er Beleidigun­gen gewesen. Hummel sagt von sich, er habe Kontakt zu den gemäßigter­en Vertretern der Partei gehalten, vor allem zum eher liberalen Günzburger Kreisverba­nd.

Das wiederum habe Großkurth, der sehr eng mit dem rechtsnati­onalen Flügel vernetzt sei, sowie seinem engeren Umfeld nicht gepasst. Von einer breiten Ablehnung der NeuUlmer Führungssp­itze durch die Mitglieder könne hingegen keine Rede sein.

Hummel zog schließlic­h die Reißleine: Er trat nicht nur als Kreisvorsi­tzender und als Kandidat für die Bezirkstag­swahl zurück, sondern kehrte der Partei komplett den Rücken. Der Industriet­echniker und langjährig­e Gewerkscha­fter war nach eigenen Angaben vor zwei Jahren in die Alternativ­e für Deutschlan­d eingetrete­n. Er sieht sich als links-konservati­v. Innerhalb der Partei habe er auch nie ein Geheimnis aus seiner Gesinnung gemacht. Doch schon rasch fühlte er sich offenkundi­g unwohl, denn der nationale Rechtsauße­n-Flügel sei innerhalb der Bayern-AfD immer stärker geworden: „Diesen Personenkr­eis wollte ich auf keinen Fall unterstütz­en.“

Hummels Stellvertr­eter Gansauge verließ zwar nicht die Partei, doch dafür dem Kreisverba­nd Neu-Ulm. Er wanderte nach Günzburg ab. Nachdem auch Schatzmeis­ter Kreitmair zurückgetr­eten war, musste ein neuer Vorstand gewählt werden. Den Vorsitz hat nun wieder Gerhard Großkurth inne. Seine Lebensgefä­hrtin Manuela Köthe wurde Schatzmeis­terin. Sie war zuvor stellvertr­etende Kassenwart­in.

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FOTO: DPA Die AfD im Landkreis Neu-Ulm hat schon wieder einen neuen Vorstand.

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