Wenn das Leben rückwärts geht
Einmal bitte alles (ARD,
Di., 22.45 Uhr) – „Ich hab’ das Gefühl, mein Leben geht rückwärts“, sagt Isi zu ihrer WG-Freundin Lotte.
Die 27-jährige Illustratorin hat Geldsorgen, weder Freund noch Job und ihr Praktikum bei einem Verlag, wo sie auf eine Stelle gehofft hat, wird gekündigt. Als Lotte schwanger wird, bröckelt Isis ganzes Leben. Sie zieht zu Bekannten, schläft auf der Couch, trinkt zu viel, tanzt ganze Nächte durch.
Regisseurin Helena Hufnagel erzählt in ihrem Spielfilmdebüt die Geschichte der Generation Praktikum oder auch die Geschichte einer veritablen Lebenskrise, für die es sogar einen Fachbegriff gibt. Dass Hufnagel die „verzögerte Adoleszenz“mit 27 selbst erlebt hat, ist spürbar. Der Film ist wie ein Kunstwerk, orientiert sich an einer Erzählung, die Isi eigentlich illustrieren will. Mit Luise Heyer wurde eine perfekte Chaotin gefunden, die zum Glück nicht aufgibt in ihrem Glauben an die Kunst, schließlich doch eine Mappe anfertigt und ihrem Berufsziel und damit auch sich selbst wieder näherkommt.
Ein schöner Film über eine Generation, die so viele Möglichkeiten hat und am Ende an ihren eigenen Ansprüchen zu zerbrechen droht. Ein „nutzloser Mensch“zu sein – Isi über Isi – ist anstrengend. Auch für den Zuschauer. Auf und ab, laut und leise, wild und still: Stimmungen und Bilder wechseln ständig. Das erfordert Durchhaltevermögen. Aber es lohnt sich.