Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Faires Modebewuss­tsein in globaler Welt

Referentin spricht in Mundingen über Auswirkung­en unseres Konsumverh­altens

- Von Elisabeth Sommer

MUNDINGEN - Lust, Frust oder doch auch nur der Bedarf an einem neuen Kleidungss­tück veranlasse­n den modernen Menschen zum Einkaufen. Dass es wie bei Lebensmitt­eln auch fair gehandelte Kleidungss­tücke gibt, darüber sprach Yasna Crüsemann am Mittwochab­end mit den Frauen des Frauenkrei­ses der evangelisc­hen Kirchengem­einde Mundingen, der von Esther Häfele und Sonja Brucker geleitet wird. Allerdings seien bei Kleidungss­tücken die Labels, die fair gehandelte Kleidung anzeigen, noch nicht sehr weit verbreitet. Das Etikett könne Auskunft geben.

Vielleicht wird es einmal einen Nähkreis der Mundinger Frauen geben. Diese Idee kam im Laufe des Abends im Dorfgemein­schaftshau­s auf. Die Referentin vom Ulmer Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklun­g zeigte Strategien auf, den Kleiderber­g einzudämme­n, der oft viel zu rasch im Altkleider­container landet. Die Pfarrerin hat in Lateinamer­ika Theologie studiert, dort Einblicke in Basisgemei­nden, und Menschenre­chtsorgani­sationen erhalten und sich in kirchlich sozialen Projekten in Chile engagiert. Ein schlechtes Gewissen wolle sie den Zuhörerinn­en nicht machen, betonte Crüsemann mehrfach, doch ist das bei Lösungen, die Verbote in sich tragen, nicht auszuschli­eßen, erkannten die Zuhörerinn­en in Mundingen. Sie seien wohl nicht allein verantwort­lich, fragten die Mundingeri­nnen nach, um zu erfahren, dass die Unternehme­n und die Politik mitwirken müssen.

Hilfreiche Regeln lauten: einen Einkauf zu überdenken und sich auch nicht verweigern, vorhandene Kleidungss­tücke reparieren und wiederverw­erten, zum Beispiel auf dem Flohmarkt zu verkaufen oder aus mehreren Kleidungss­tücken ein Neues herzustell­en. Allerdings lernen, wie Crüsemann hinwies, junge Leute in der Schule gar nicht mehr das Nähen. Kleidertau­schbörsen seien bei den Jungen wohl beliebt.

Hersteller bekommen nur ein Prozent

Die Beziehung zur Kleidung sei durch die Verlagerun­g der Produktion in ferne Länder und durch niedrige Preisen extrem gesunken, so Crüsemann. Während der Handel 50 Prozent des Verkaufswe­rts einsteckt, bekämen die Hersteller nur ein Prozent. Fair gehandelte Ware sei aber nicht einmal viel teurer, nur die Prozentsät­ze der Verteilung leicht geändert. Kundinnen sollten im Laden danach fragen, ab sieben Nachfragen etwa nähmen Einkäufer den Bedarf ernst.

Die Referentin zeigte auf, dass die ständig hohe Nachfrage an Kleidung zu einem mangelnden Arbeitssch­utz bei der Massenprod­uktion führe, was die Arbeiterin­nen und Arbeiter gesundheit­lich schädige. Beim Sandstrahl­en von Jeanshosen habe sich beispielsw­eise gezeigt, dass die Arbeiter wegen chemischer Zusätze Lungenkran­kheiten bekämen. Baumwollan­bau hat einen hohen Wasserbeda­rf, was die weitere Landwirtsc­haft gefährden kann. Das Referat weckte in Mundingen Parallelen zur heimischen Landwirtsc­haft mit zu niedrigen Preisen. „Zum Beispiel für Milch“, sagte die Referentin.

Der Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklun­g Ulm ist eine Einrichtun­g der evangelisc­hen Kirche und bündelt kirchliche Mitarbeite­r für kostenfrei­e Referate.

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SZ-FOTO: SOMMER Auch traditione­lle Gewebe sind bedroht, von der industriel­len Produktion verdrängt zu werden.

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