Faires Modebewusstsein in globaler Welt
Referentin spricht in Mundingen über Auswirkungen unseres Konsumverhaltens
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MUNDINGEN - Lust, Frust oder doch auch nur der Bedarf an einem neuen Kleidungsstück veranlassen den modernen Menschen zum Einkaufen. Dass es wie bei Lebensmitteln auch fair gehandelte Kleidungsstücke gibt, darüber sprach Yasna Crüsemann am Mittwochabend mit den Frauen des Frauenkreises der evangelischen Kirchengemeinde Mundingen, der von Esther Häfele und Sonja Brucker geleitet wird. Allerdings seien bei Kleidungsstücken die Labels, die fair gehandelte Kleidung anzeigen, noch nicht sehr weit verbreitet. Das Etikett könne Auskunft geben.
Vielleicht wird es einmal einen Nähkreis der Mundinger Frauen geben. Diese Idee kam im Laufe des Abends im Dorfgemeinschaftshaus auf. Die Referentin vom Ulmer Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung zeigte Strategien auf, den Kleiderberg einzudämmen, der oft viel zu rasch im Altkleidercontainer landet. Die Pfarrerin hat in Lateinamerika Theologie studiert, dort Einblicke in Basisgemeinden, und Menschenrechtsorganisationen erhalten und sich in kirchlich sozialen Projekten in Chile engagiert. Ein schlechtes Gewissen wolle sie den Zuhörerinnen nicht machen, betonte Crüsemann mehrfach, doch ist das bei Lösungen, die Verbote in sich tragen, nicht auszuschließen, erkannten die Zuhörerinnen in Mundingen. Sie seien wohl nicht allein verantwortlich, fragten die Mundingerinnen nach, um zu erfahren, dass die Unternehmen und die Politik mitwirken müssen.
Hilfreiche Regeln lauten: einen Einkauf zu überdenken und sich auch nicht verweigern, vorhandene Kleidungsstücke reparieren und wiederverwerten, zum Beispiel auf dem Flohmarkt zu verkaufen oder aus mehreren Kleidungsstücken ein Neues herzustellen. Allerdings lernen, wie Crüsemann hinwies, junge Leute in der Schule gar nicht mehr das Nähen. Kleidertauschbörsen seien bei den Jungen wohl beliebt.
Hersteller bekommen nur ein Prozent
Die Beziehung zur Kleidung sei durch die Verlagerung der Produktion in ferne Länder und durch niedrige Preisen extrem gesunken, so Crüsemann. Während der Handel 50 Prozent des Verkaufswerts einsteckt, bekämen die Hersteller nur ein Prozent. Fair gehandelte Ware sei aber nicht einmal viel teurer, nur die Prozentsätze der Verteilung leicht geändert. Kundinnen sollten im Laden danach fragen, ab sieben Nachfragen etwa nähmen Einkäufer den Bedarf ernst.
Die Referentin zeigte auf, dass die ständig hohe Nachfrage an Kleidung zu einem mangelnden Arbeitsschutz bei der Massenproduktion führe, was die Arbeiterinnen und Arbeiter gesundheitlich schädige. Beim Sandstrahlen von Jeanshosen habe sich beispielsweise gezeigt, dass die Arbeiter wegen chemischer Zusätze Lungenkrankheiten bekämen. Baumwollanbau hat einen hohen Wasserbedarf, was die weitere Landwirtschaft gefährden kann. Das Referat weckte in Mundingen Parallelen zur heimischen Landwirtschaft mit zu niedrigen Preisen. „Zum Beispiel für Milch“, sagte die Referentin.
Der Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung Ulm ist eine Einrichtung der evangelischen Kirche und bündelt kirchliche Mitarbeiter für kostenfreie Referate.