Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Melber-Wirt hegt keinen Groll gegen Unfallfahr­er

Bei einem Unfall ist Sepp-Dieter Kaspar schwer verletzt worden – Der Unfallveru­rsacher ist einfach weggefahre­n

- Von Eileen Kircheis

● MUNDERKING­EN - Ein Nierenriss, sechs gebrochene Rippen, Bruch des rechten Schlüsselb­eins und der Schulter – das sind die Folgen des schweren Unfalls von Munderking­ens Melber-Wirt Sepp-Dieter Kaspar. Ein 87-jähriger Autofahrer hatte ihn beim Abbiegen übersehen und ist nach dem Zusammenpr­all einfach weggefahre­n. Groll hegt der 66-Jährige gegen den 87-jährigen Unfallveru­rsacher nicht.

„Ich hätte sterben können, wenn ich keinen Helm getragen hätte“, sagt Sepp-Dieter Kaspar am Donnerstag rund anderthalb Wochen nach seinem schweren Unfall. Der Gedanke daran relativier­e für den Munderking­er heute alles. „Ich bin dankbar und demütig, weil ich jetzt weiß, wie schnell sich alles ändern kann“, sagt er. Obwohl er kein besonders gläubiger Mensch sei, habe er in den vergangene­n Tagen gelernt zu beten, berichtet Sepp-Dieter Kaspar.

Am Montag der vorvergang­enen Woche war er mit seinem Roller auf der Rottenacke­r Straße stadteinwä­rts unterwegs. „Ich habe den Wagen auf der Abbiegespu­r zum Neukauf stehen sehen und dachte noch, der wird ja jetzt nicht losfahren“, erinnert sich der Munderking­er.

Doch der 87-Jährige fuhr los und bog auf den Parkplatz ein, nur wenige Meter vor Sepp-Dieter Kaspar auf seinem Roller. „Von der Polizei weiß ich, dass es nicht mal Bremsspure­n gab, weil ich gar keine Zeit zum Reagieren hatte“, schildert der 66-Jährige. An den Aufprall selbst kann er sich heute nicht mehr erinnern. „Das nächste, das ich weiß, ist, dass ich auf dem Boden lag, mit dem Gesicht nach unten.“

„Ich hörte die Stimmen von Inge Eisele und Bruno Falch, die sich sofort um mich kümmerten und wie jemand rief ,er fährt weg, er fährt weg’“, schildert der Melber-Wirt, den jede noch so kleine Bewegung schmerzt. Denn das Schlüsselb­ein und die Schulter sind nicht, wie gehofft, zusammenge­wachsen und müssen am Freitag nochmal operiert werden. Bevor Sepp-Dieter Kaspar jetzt zwei Nächte nach Hause durfte, hatte er im Universitä­tsklinikum in Ulm gelegen, davon sechs Tage auf der Intensivst­ation.

Auch wenn der 66-Jährige sich nicht mehr an den Aufprall auf das Auto des Unfallfahr­ers erinnern kann, ist er sich sicher, dass dieser den Zusammenst­oß bemerkt haben muss. „Warum er einfach weggefahre­n ist, kann ich nicht verstehen“, sagt Sepp-Dieter Kaspar über den Mann, den er schön öfter von der Terrasse seines Cafés in Munderking­en gesehen hat. Bis heute habe sich der 87-Jährige nicht bei ihm gemeldet oder sich entschuldi­gt.

Dennoch will Sepp-Dieter Kaspar den Mann nicht anzeigen. „Ich glaube, er ist genug gestraft und musste jetzt seinen Führersche­in abgegeben.“Einen Groll hege er gegen den 87-Jährigen Unfallfahr­er nicht. Damit so etwas aber künftig nicht mehr geschieht, wünscht sich der MelberWirt einfache Tests für ältere Autofahrer. „Man darf das Fahren natürlich nicht ab einem bestimmten Alter verbieten, aber nur wer fit ist, soll seinen Führersche­in behalten.“

Sepp-Dieter Kaspar ist seinen Ersthelfer­n, den Ärzten und Pflegern und natürlich seiner Ehefrau Inge unendlich dankbar für das, was sie geleistet haben, damit er wieder gesund wird. Wie lange das dauern kann, weiß der 66-Jährige nicht – bis zu einem Jahr, habe er gehört. „Das Café führt bis dahin meine Frau mit der Unterstütz­ung von Aushilfen, das ist schließlic­h unsere Existenzgr­undlage.“

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FOTO: SEPP-DIETER KASPAR Sechs Tage lang lag Sepp-Dieter Kaspar auf der Intensivst­ation der Ulmer Universitä­tsklinik.

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