Schriftstellerin Dorothea Keuler liest aus ihrem Buch „Beherzte Schwestern“
Im Untermarchtaler Bildungsforum hat sie vor allem über die Fürstäbtissin Katharina von Spaur gesprochen
UNTERMARCHTAL - Mit einer Vortragsreihe über „Literatur von Frauen und Frauen in der Literatur“nimmt das Bildungsforum des Klosters in Untermarchtal am „Literatursommer 2018“teil, den das Land Baden-Württemberg unter das Motto „Frauen in der Literatur“gestellt hat. Am Mittwoch war die Journalistin und Schriftstellerin Dorothea Keuler zu Gast im Untermarchtaler Bildungshaus, um aus ihrem Buch „Beherzte Schwestern“zu lesen.
Darin beschreibt die in Tübingen lebende Autorin die Lebensgeschichten von neun südwestdeutschen Klosterfrauen aus sechs Jahrhunderten. Im Mittelpunkt ihres Vortrags standen am Mittwoch Katharina von Spaur, einst Fürstäbtissin des freiweltlichen Damenstifts Buchau, und Juliane Ernst, Äbtissin im Klarissenkloster in Villingen. „Zwei starke Frauen in der Zeit des 30-jährigen Kriegs“, betonte Schwester Marzella Krieg, Leiterin des Untermarchtaler Bildungshauses.
Zunächst vermittelte Dorothea Keuler den Zuhörern ein Bild der Klöster des 17. Jahrhunderts. „Das waren Festungen der Frömmigkeit. Hinter dicken Mauern führten die Klosterfrauen ein von der Welt abgetrenntes Leben“, so Keuler. Klöster seien die einzige Möglichkeit für Frauen gewesen, Bildung zu erlangen oder als Äbtissin weltliche Macht auszuüben. „Und die Familien waren stolz, wenn ihre Töchter in einem Orden untergebracht waren“, so Keuler. „Vor allem im 30-jährigen Krieg brandeten die weltlichen Ereignisse an die Klostermauern.“
Katharina von Spaur und Juliane Ernst seien Klosterfrauen gewesen, die „den Mund aufmachten oder zur Feder griffen“. So habe die Villinger Klarisse Ernst eine „Kriegschronik geschrieben, die packend die Bedrohung und Ereignisse während der Belagerung durch die Württemberger und die Schweden beschreibt, die, trotz aller Gegenwehr, ein normales Klosterleben unmöglich machten“, erklärte Keuler. Viele Bettelfahrten habe Juliane Ernst unternommen. So konnte unter ihr die im Krieg zerstörte Kirche wieder aufgebaut werden. Außerdem hätten die Klarissen alleinstehende Frauen als Kostgängerinnen bei sich aufgenommen.
Als „Powerfrau im Chormantel“bezeichnete Dorothea Keuler die Buchauer Fürstäbtissin Katharina von Spaur. „Die stammte aus einem Adelshaus, das freiweltliche Damenstift Buchau war eine geistliche-weltliche Melange und die Äbtissin hatte politischen Einfluss“, erklärte Keuler. Den habe Katharina von Spaur genutzt, um Kirche und weltliche Macht gegeneinander auszuspielen, habe sich mehrfach direkt an den Kaiser gewandt und um Hilfe gebeten und habe keine Auseinandersetzung mit den schwäbischen Grafen, aber auch dem Bischof von Konstanz gescheut. „Zwei Klosterfrauen, die jede auf ihre Art sehr stark waren und in ihrem Umfeld viel bewirken konnten“, so Dorothea Keuler.
Der nächste Vortrag des Literatursommers im Kloster Untermarchtal steigt am 20. Juni um 20 Uhr. Dann wird die Stuttgarter Literaturwissenschaftlerin und Frauenforscherin Mascha RieplSchmidt über das Thema „Was bedeutet Frauenemanzipation?“sprechen.