Conti zieht von Ulm nach Neu-Ulm um
Dem Technologieunternehmen wird es auf dem Eselsberg zu eng - 700 Menschen arbeiten künftig in einem Neubau nahe der Ratiopharm Arena
● ULM/NEU-ULM - Der Autozulieferer Continental zieht von Ulm nach Neu-Ulm. Wie Pressesprecher Sören Pinkow mitteilt, werde das Unternehmen 2021 einen neuen Standort in Neu-Ulm an der Memminger Straße beim Autobahndreieck nahe der Ratiopharm Arena beziehen. „Unser Geschäftsbereich Fahrerassistenzsysteme, der in Ulm und Neu-Ulm bereits drei Standorte hat, wächst stark. Wir stoßen hier an Kapazitätsgrenzen und wollen die Standorte konzentrieren“, sagt Pinkow.
Aus diesem Grund habe das Unternehmen, das durch Reifen bekannt wurde, entschieden, einen gemeinsamen Standort mit einem Neubau zu erschließen. Mit dem Bau eines neuen Gebäudes in der Stadt Neu-Ulm werden die bisherigen Standorte zusammengeführt und ein gemeinsamer neuer Campus erschlossen. Die Planung des Neubaus werde noch das gesamte restliche Jahr 2018 andauern. Laut der vorläufigen Planung sei der Bezug des neuen Campus für Januar 2021 angedacht.
Der neue Campus in Neu-Ulm wird Platz für mehr als 700 Arbeitsplätze bieten. Das Neu-Ulmer Rathaus ist laut Pressestelle noch nicht offiziell informiert worden. Deswegen gebe es zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch keine Stellungnahme.
„Kein Rückschlag für Ulm“
Im Ulmer Rathaus betrachtet man die Entscheidung von Conti mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Natürlich hätten wir es gerne gehabt, wenn Conti auf dem Eselsberg geblieben wäre“, sagt Christian Bried von der Ulmer Projektentwicklungsgesellschaft. Aber ein Rückschlag für Ulm sei die Entscheidung nicht, weil Ulm und NeuUlm ihre Gewerbeflächen gemeinsam vermarkten. Schließlich habe sich das Unternehmen entschieden in der Doppelstadt zu bleiben. Conti sei auch ein Grundstück auf dem Eselsberg angeboten worden: Und zwar an der neuen Straßenbahnwendeschleife an der Albert-Einstein-Allee beim Energon, dem weltweit größten Bürogebäude im Passivhaus-Standard. Dieses Gebäude gehört genauso wie das Noch-ContiGebäude der Software AG-Stiftung, der Stiftung des nach eigenen Angaben Weltmarktführers für Softwarelösungen für Unternehmen und verbundene Dienstleistungen.
Bried befürchtet nicht, dass es ein Problem sein wird, eine neue HighTech-Firma als Mieter für die bis zu 4000 frei werdenden Quadratmeter zu finden. „Wir haben immer wieder Anfragen, die wir nicht bedienen können.“
Wie derzeit noch in Ulm wird sich Conti auch in Neu-Ulm auf Fahrerassistenzsysteme konzentrieren. In Ulm forscht das weitverzweigte Technologieunternehmen unter dem Titel „Vision Zero“an einer Zukunft ohne Verkehrsunfälle. Die Grundlage für das Erreichen der Vision von „Null Unfällen“bilde das assistierte Fahren. Vertrauen in die Technologie ist aus Sicht von Continental die Basis für den Erfolg des Automatisierten Fahrens. Die Basis des Ganzen sind Sensorik, Fahrzeugrechner, Bediensysteme und Software.
Conti eröffnete den Standort im ehemaligen Nokia-Haus im Februar 2013. Mit 120 Menschen – hauptsächlich Ingenieuren – startete Conti.
Der Wegzug von Conti ist nicht einzige kommende Veränderung in der Wissenschaftsstadt auf dem Eselsberg: Daimler will, wie berichtet, das Forschungszentrum auflösen und an andere Standorte verlagern. Im Gegenzug will die Daimler-Sparte ISS, die Software für Fahrzeuge und die Produktion entwickelt, ausbauen.