Carthagos erfreuliche Bilanz
Der Wohnmobilbauer ist im Premiumsegment Marktführer – und will das bleiben
● AULENDORF - Wohnmobile, selbst die sehr teuren jenseits der 100 000Euro-Marke, bleiben gefragt. Das zeigen die Ergebnisse des Reisemobilbauers Carthago aus dem oberschwäbischen Aulendorf (Landkreis Ravensburg). Das Unternehmen, nach eigenen Aussagen Marktführer im Premiumsegment, hat im Geschäftsjahr 2017/18 den Umsatz um knapp 17 Prozent auf 350 Millionen Euro gesteigert.
Rund 5500 Reisemobile der Marken Carthago und Malibu wurden abgesetzt – womit die Aulendorfer zwar um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen, die ehrgeizigen eigenen Planungen aber nicht erfüllen konnten. Den Betriebsgewinn nannte Firmengründer und Alleininhaber Karl-Heinz Schuler nicht; er sei aber „durchaus auskömmlich“ließ Schuler am Rande der jährlichen Händlertagung am Freitag in Aulendorf wissen. Die Carthago-Gruppe präsentiere sich in guter Form.
Nach etlichen Jahren, in denen die Reisemobil- und Caravanhersteller jeweils satte Zuwachsraten erzielten, kein Wunder. Doch Carthago hat es geschafft, der robusten Branchenkonjunktur immer noch ein Stück voraus zu fahren. Während 2017 die Neuzulassungen von Reisemobilen in Europa um 14,8 Prozent und in Deutschland um 15,4 Prozent stiegen, legte Carthago um 19,6 Prozent zu – eine Entwicklung, die so auch im Jahr 2016 zu beobachten war. Inzwischen reklamiert das Unternehmen in Deutschland einen Marktanteil bei Reisemobilen von 4,5 Prozent für sich.
Wachstumsschmerzen
Der Erfolg spiegelt sich nicht zuletzt in der Bilanz Carthagos wider: Mit einer Eigenkapitalquote von 70 Prozent steht das Stiftungsunternehmen auf höchst soliden Pfeilern, und Firmenchef Schuler frohlockt: „Uns kann so schnell nichts aus der Bahn werfen.“
Doch der Erfolg ist Segen und Fluch zugleich. Denn das Wachstum stellt die Branche mittlerweile vor immer größere Herausforderungen. Mitarbeiter – vor allem in Oberschwaben bei Vollbeschäftigung und dem Branchenführer Erwin Hymer Group in unmittelbarer Nachbarschaft – sind nur noch schwer zu bekommen. Zwischen 60 und 100 Leute brauche Carthago allein am Standort Aulendorf in diesem Jahr, sagt Schuler. Aber auch im slowenischen Odranci, wo die Marke Malibu produziert wird, sei die Situation ähnlich angespannt.
Hinzu kommt, dass viele Zulieferer an der Kapazitätsgrenze arbeiten. „Wenn wir nicht ein Vierteljahr vorher mit Aufträgen kommen, winken die Lieferanten ab“, klagt CarthagoGeschäftsführer
Bernd Wuschak.
Doch diese Vorlaufzeiten beißen sich mit den Wünschen des Marktes, der jedes Jahr neue Modelle verlangt.
Zudem platzt die Verwaltung am Stammsitz Aulendorf aus allen Nähten: Deshalb will Carthago hier anbauen
„Uns kann so schnell nichts aus der Bahn werfen.“Karl-Heinz Schuler, Firmengründer und Alleininhaber von Carthago
und die Flächen „um 60 bis 70 Prozent erweitern“.
Absage an Preiskämpfe
Im laufenden Jahr dürfte das Wachstum nicht mehr so stürmisch weitergehen wie zuletzt. Branchenexperten rechnen über alle Segmente hinweg mit einem Plus von sechs Prozent bei den Zulassungen für Reisemobile. Höhere Wachstumsraten werden bei preiswerten Reisemobilen und Vans (Kastenwagen) erwartet – eine Entwicklung, die der Carthago-Geschäftsführer nicht kritiklos kommentiert: Viele Hersteller hofften, damit jüngere Kundenschichten zu erschließen und an sich zu binden, so Wuschak. Doch stelle sich die Frage, welche Ertragspotentiale in diesen Segmenten für die Hersteller blieben. „Wir machen das nicht mit“, kündigte Wuschak an. An der Unternehmensphilosophie, „Klassenbester zu sein“, werde nicht gerüttelt.
Das Resultat dieses Anspruchs ist dann eben, dass Vans der Marke Malibu für Endverbraucherpreise zwischen 60 000 und 65 000 Euro vom Hof rollen – Preise, die andere Hersteller für vollintegrierte Reisemobile aufrufen. Die Kunden scheint das nicht zu schrecken: Im Segment der Kastenwagen hat Carthago die Zulassungszahlen des Malibu Van 2017 um rund 80 Prozent gesteigert.
Vor diesem Hintergrund ist Wuschak zuversichtlich, dass Carthago seine Marktführerschaft im Premiumsegment ausbauen kann. Mit einem Plus von knapp 20 Prozent beim Auftragseingang sind die Voraussetzungen dafür gut.