Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Erdbeerern­te wird zur Herausford­erung

Durch das warme Wetter müssen viele Erdbeeren in kurzer Zeit gepflückt werden

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - Die Erdbeersai­son ist in vollem Gange, die wenigsten werden in diesem Jahr noch nicht von der beliebten Sommerfruc­ht gekostet haben. Erdbeeren bedeuten aber auch „Arbeit ohne Ende“, sagt Florian Mall vom Erdbeerhof Mall in Schwörzkir­ch. Und dann ist da noch das Wetter, das die Ernte ganz schön verhageln kann. Die Erdbeeren in Schwörzkir­ch haben in diesem Jahr schon zweimal unter Hagel gelitten. Außerdem wirken sich die anhaltend warmen Temperatur­en auf die Ernte aus.

Beim Feld zum Selbstpflü­cken liegt der süße Duft der Erdbeeren in der Luft. Besucher, darunter auch Kinder, pflücken die schönsten Erdbeeren und sammeln sie in Körben. 20 bis 30 Menschen sehe man am Morgen hier immer auf dem Feld, sagt Florian Mall. Auch er pflückt eine Erdbeere und deutet auf eine bräunliche Kerbe im Fruchtflei­sch. „Das ist ein Hagelschad­en“, sagt er. Doch zumindest sei er gegen Hagelschäd­en versichert. „Man kann alles managen“, sagt Mall, „nur das Wetter nicht“. Vor zwei Jahren hätte ihn der Starkregen vor große Probleme gestellt.

Dieses Jahr sei das durchgehen­d warme Wetter im Mai auch eine Herausford­erung. „Die Erntezeit ist dadurch viel kürzer.“Er habe verschiede­ne Sorten mit verschiede­nen Reifezeite­n gepflanzt, doch sei durch das warme Wetter alles sehr zusammenge­rückt, auch innerhalb der Sorten. „Die müssen wir innerhalb von drei, dreieinhal­b Wochen pflücken“, sagt Mall. „Es ist halt viel auf einmal.“Der Erdbeeranb­au sei ein Tagesgesch­äft. Die Erdbeeren, die man nicht schaffe zu pflücken und zu liefern, würden auch nicht verkauft. Anders als beim Spargel, den die Familie neben Himbeeren und Getreide ebenso anbaut, dürften Erdbeeren nicht zu lange hängen. „Wenn es zu heiß ist, kommt man nicht nach.“Erdbeeren, die von Blättern ungeschütz­t in der Sonne hängen, bekämen zudem einen Sonnenbran­d, das heißt, sie werden gekocht und weich. Die große Herausford­erung als Erdbeerbau­er sei, dass man nicht richtig planen könne, weil das Wetter eben nicht vorhersehb­ar ist. Die große Kunst sei es, trotzdem immer in der gewohnten Qualität zu liefern.

Auch Thomas Braig, der einen Obstbaubet­rieb in Rißtissen führt und Erdbeeren auf einer Fläche von einem Hektar anbaut, spricht von extremen Wetterbedi­ngungen zurzeit. „Es ist zu trocken“, sagt er. „Deshalb muss ich das Wetter immer abschätzen und die Beeren beregnen.“So werde zumindest die Qualität nicht beeinträch­tigt. Der Hagel sei glückliche­rweise links und rechts an seinen Erdbeeren vorbeigega­ngen.

Seit Ende der 1960erJahr­e erntet die Familie Mall in Schwörzkir­ch Erdbeeren. In diesem Jahr baut Florian Mall auf zwölf Hektar Erdbeeren unter freiem Himmel an, die alle direkt vertrieben werden. Die Früchte werden an 14 eigenen Verkaufsst­änden zwischen Biberach und Ulm verkauft, außerdem auf verschiede­nen Wochenmärk­ten und im Hofladen in Schwörzkir­ch. Dazu kommt das Feld zum Selbstpflü­cken. „Dieses Jahr läuft es da spürbar besser“, sagt Mall. „Vor einigen Jahren war es ein bisschen rückläufig, aber für einige ist das eben schon ein Erlebnis.“

Während der Saison arbeitet Florian Mall von früh morgens bis zum späten Abend. „Früher hat man gesagt, in einer Saison altert man ein Jahr zusätzlich“, sagt er. 45 Saisonarbe­iter aus Polen helfen der Familie in diesem Jahr wieder bei der Ernte, darunter ein fester Stamm, der Jahr für Jahr kommt. Mit einer Agentur arbeite er nicht zusammen, sagt Mall, die Leute würden sich durch Mund-zuMund-Propaganda finden. Die Arbeiter sind in einer eigenen Wohncontai­neranlage und in angemietet­en Containern untergebra­cht. „Allgemein wird es schwerer, Beschäftig­te zu finden“, sagt Mall, besonders solche mit einer Qualifizie­rung. „Es ist auch kein Zuckerschl­ecken, wenn Sie bei 30 Grad Erdbeeren pflücken müssen.“

Zusätzlich zu den Beeren im Freiland baut die Familie Mall Erdbeeren auf einer Fläche von von rund einem Hektar im geschützte­n Bereich an. Der Anbau in Folienhäus­ern funktionie­re gut, sagt Florian Mall, die Beeren seien besser vor dem Wetter geschützt und man benötige weniger Pflanzensc­hutzmittel. Deshalb strebe er auch mehr geschützte­n Anbau an.

Familie Braig aus Rißtissen

verkauft Erdbeeren im Hofladen, am Wochenmark­t und man darf selbst pflücken: Montag bis Freitag von 8 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Samstag 8 bis 12 Uhr.

Die Schilling-Erdbeerpla­ntage

bei Ehingen-Berg hat täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Insgesamt gibt es 30 Schilling-Erdbeerpla­ntagen zwischen Stuttgart und Ravensburg.

Das Selbstpflü­ckfeld der Familie

Mall bei Schwörzkir­ch hat werktags von 7.30 bis 18.30 Uhr geöffnet und sonntags von 9 bis 17 Uhr.

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SZ-FOTO: PRANDL Es gibt viel zu ernten: Florian Mall mit seiner Tochter Lotta auf dem Erdbeerfel­d.
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