Erdbeerernte wird zur Herausforderung
Durch das warme Wetter müssen viele Erdbeeren in kurzer Zeit gepflückt werden
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EHINGEN - Die Erdbeersaison ist in vollem Gange, die wenigsten werden in diesem Jahr noch nicht von der beliebten Sommerfrucht gekostet haben. Erdbeeren bedeuten aber auch „Arbeit ohne Ende“, sagt Florian Mall vom Erdbeerhof Mall in Schwörzkirch. Und dann ist da noch das Wetter, das die Ernte ganz schön verhageln kann. Die Erdbeeren in Schwörzkirch haben in diesem Jahr schon zweimal unter Hagel gelitten. Außerdem wirken sich die anhaltend warmen Temperaturen auf die Ernte aus.
Beim Feld zum Selbstpflücken liegt der süße Duft der Erdbeeren in der Luft. Besucher, darunter auch Kinder, pflücken die schönsten Erdbeeren und sammeln sie in Körben. 20 bis 30 Menschen sehe man am Morgen hier immer auf dem Feld, sagt Florian Mall. Auch er pflückt eine Erdbeere und deutet auf eine bräunliche Kerbe im Fruchtfleisch. „Das ist ein Hagelschaden“, sagt er. Doch zumindest sei er gegen Hagelschäden versichert. „Man kann alles managen“, sagt Mall, „nur das Wetter nicht“. Vor zwei Jahren hätte ihn der Starkregen vor große Probleme gestellt.
Dieses Jahr sei das durchgehend warme Wetter im Mai auch eine Herausforderung. „Die Erntezeit ist dadurch viel kürzer.“Er habe verschiedene Sorten mit verschiedenen Reifezeiten gepflanzt, doch sei durch das warme Wetter alles sehr zusammengerückt, auch innerhalb der Sorten. „Die müssen wir innerhalb von drei, dreieinhalb Wochen pflücken“, sagt Mall. „Es ist halt viel auf einmal.“Der Erdbeeranbau sei ein Tagesgeschäft. Die Erdbeeren, die man nicht schaffe zu pflücken und zu liefern, würden auch nicht verkauft. Anders als beim Spargel, den die Familie neben Himbeeren und Getreide ebenso anbaut, dürften Erdbeeren nicht zu lange hängen. „Wenn es zu heiß ist, kommt man nicht nach.“Erdbeeren, die von Blättern ungeschützt in der Sonne hängen, bekämen zudem einen Sonnenbrand, das heißt, sie werden gekocht und weich. Die große Herausforderung als Erdbeerbauer sei, dass man nicht richtig planen könne, weil das Wetter eben nicht vorhersehbar ist. Die große Kunst sei es, trotzdem immer in der gewohnten Qualität zu liefern.
Auch Thomas Braig, der einen Obstbaubetrieb in Rißtissen führt und Erdbeeren auf einer Fläche von einem Hektar anbaut, spricht von extremen Wetterbedingungen zurzeit. „Es ist zu trocken“, sagt er. „Deshalb muss ich das Wetter immer abschätzen und die Beeren beregnen.“So werde zumindest die Qualität nicht beeinträchtigt. Der Hagel sei glücklicherweise links und rechts an seinen Erdbeeren vorbeigegangen.
Seit Ende der 1960erJahre erntet die Familie Mall in Schwörzkirch Erdbeeren. In diesem Jahr baut Florian Mall auf zwölf Hektar Erdbeeren unter freiem Himmel an, die alle direkt vertrieben werden. Die Früchte werden an 14 eigenen Verkaufsständen zwischen Biberach und Ulm verkauft, außerdem auf verschiedenen Wochenmärkten und im Hofladen in Schwörzkirch. Dazu kommt das Feld zum Selbstpflücken. „Dieses Jahr läuft es da spürbar besser“, sagt Mall. „Vor einigen Jahren war es ein bisschen rückläufig, aber für einige ist das eben schon ein Erlebnis.“
Während der Saison arbeitet Florian Mall von früh morgens bis zum späten Abend. „Früher hat man gesagt, in einer Saison altert man ein Jahr zusätzlich“, sagt er. 45 Saisonarbeiter aus Polen helfen der Familie in diesem Jahr wieder bei der Ernte, darunter ein fester Stamm, der Jahr für Jahr kommt. Mit einer Agentur arbeite er nicht zusammen, sagt Mall, die Leute würden sich durch Mund-zuMund-Propaganda finden. Die Arbeiter sind in einer eigenen Wohncontaineranlage und in angemieteten Containern untergebracht. „Allgemein wird es schwerer, Beschäftigte zu finden“, sagt Mall, besonders solche mit einer Qualifizierung. „Es ist auch kein Zuckerschlecken, wenn Sie bei 30 Grad Erdbeeren pflücken müssen.“
Zusätzlich zu den Beeren im Freiland baut die Familie Mall Erdbeeren auf einer Fläche von von rund einem Hektar im geschützten Bereich an. Der Anbau in Folienhäusern funktioniere gut, sagt Florian Mall, die Beeren seien besser vor dem Wetter geschützt und man benötige weniger Pflanzenschutzmittel. Deshalb strebe er auch mehr geschützten Anbau an.
Familie Braig aus Rißtissen
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verkauft Erdbeeren im Hofladen, am Wochenmarkt und man darf selbst pflücken: Montag bis Freitag von 8 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Samstag 8 bis 12 Uhr.
Die Schilling-Erdbeerplantage
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bei Ehingen-Berg hat täglich von 8 bis 19 Uhr geöffnet. Insgesamt gibt es 30 Schilling-Erdbeerplantagen zwischen Stuttgart und Ravensburg.
Das Selbstpflückfeld der Familie
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Mall bei Schwörzkirch hat werktags von 7.30 bis 18.30 Uhr geöffnet und sonntags von 9 bis 17 Uhr.