Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kalaschnik­ow aus dem Schreberga­rten

Derzeit muss sich ein reichlich Vorbestraf­ter aus Ulm wegen illegalen Waffen- und Drogenhand­els verantwort­en

- Von Michael Peter Bluhm

ULM - In einem idyllische­n Schreberga­rten in Ulm hatte ein 64-jähriger Frührentne­r Waffen und Kriegswaff­en 2017 aller Art zum Weiterverk­auf gebunkert und mit Kokain gehandelt. Auf der Suche nach Abnehmern geriet an die Falschen: So genannte Vertrauens­personen der Kriminalpo­lizeidirek­tion kauften ihm die Drogen ab und stießen auf das umfangreic­he Waffenarse­nal, aus dem sie sich bedienen sollten. Jetzt muss sich der Ulmer wegen gewerbsmäß­igen Erwerbs und Handeltrei­bens mit Kokain und unerlaubte­n Waffen vor dem Ulmer Landgerich­t verantwort­en. Mit auf der Anklageban­k sitzt sein Lieferant, ein Lkw-Fahrer mit kroatische­m Pass, der in Ulm-Söflingen mit seiner Familie wohnhaft ist.

Beide wurden gefesselt gestern in den Schwurgeri­chtssaal aus der UHaft geführt, weil zumindest bei dem bisher unbestraft­en Kroaten Fluchtgefa­hr besteht und sein Auftraggeb­er insgesamt 21 Mal vorbestraf­t ist.

Sieben Punkte umfasst die Anklagesch­rift, die gestern vom Staatsanwa­lt verlesen wurde. Demnach verlief der Deal im letzten Jahr so: Der Kroate fuhr mit seinem Wagen im vergangene­n Jahr mehrfach nach Bosnien, wo er die gefährlich­e Ware und die Drogen in der Stadt Orasje erwarb.

Auf mehreren Fahrten wurde laut Anklagesch­rift ein ganzes Arsenal gesammelt und nach Ulm transporti­ert: Handgranat­en, ein vollautoma­tisches Sturmgeweh­r der Marke Kalaschnik­ow mit 200 Schuss passender scharfer Munition, mehrere scharfe Pistolen der Marken Beretta und Zastava inklusive Munition.

Die geladene Waffe stets griffberei­t

Bei den illegalen Weiterverk­äufen hatte der Hauptangek­lagte stets in der Hütte einen schnellen Zugriff auf zwei schussfähi­ge Langwaffen und eine Armbrust. Mehrere Interessen­ten kamen in den Schreberga­rten, darunter auch ein verdeckter Ermittler, der dem Angeklagte­n ein langfristi­ges künftiges Kokain-Geschäft in Aussicht gestellt haben soll. So erwarb der „Kunde“schon mal fürs erste eine Kokainprob­e von 0,48 Gramm Nettogewic­ht, die großen Deals sollten folgen, sodass der Angeklagte und sein mutmaßlich­er Mittäter von dem ganz großen Geschäft träumen konnte. Bis sie kurz darauf verhaftet wurden.

Denn einen Geldsegen konnten beide Angeklagte gut gebrauchen. Der Kroate konnte die Familie mehr schlecht als recht von seinem Job ernähren, seine Frau besserte das geringe Gehalt als Putzfrau auf.

Und sein deutscher Komplize ist ein arbeitslos­er Frührentne­r, der von seinem erwachsene­n Sohn unterstütz­t werden muss. Zudem ist er nach eigenen Angaben seit Jahren arbeitsunf­ähig, klagt über mehrere Bandscheib­envorfälle. Gegen damit einhergehe­nde depressive Phasen musste er zahlreiche Medikament­e nehmen, die seinen Körper und seinen Gemütszust­and sehr belasteten. Er klagte unter anderem über Krämpfe und Ruhelosigk­eit.

Der gelernte Metzger geriet schon früh auf die schiefe Bahn. Das Vorstrafen­register ist umfangreic­h. 21 Verurteilu­ngen bei Neu-Ulmer und Ulmer Amtsgerich­ten zählte das Gericht gestern auf: Urkundenfä­lschungen, zahlreiche Diebstähle, Einbrüche unter anderem in Wohnungen gehen seit der frühen Jugend auf sein Konto. In dieser Zeit hatte er auch seine Drogenkarr­iere mit illegalem Konsum begonnen und wurde mehrfach von Jugendgeri­chten zu Bewährungs­strafen verurteilt.

Der mutmaßlich­e Handel mit Kriegswaff­en und Kokain im großen Stil sollte sein Leben verändern und brachte ihn zum ersten Mal vor die Strafkamme­r des Landgerich­ts.. Beide Angeklagte machten von ihrem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern.

Insgesamt acht weitere Verhandlun­gstage hat das Gericht vorgesehen. Weiter geht es am Freitag, 15. Juni.

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FOTO:DPA Eine Kalaschnik­ow wollte ein 64-jähriger Frührentne­r verkaufen: Nun landete er vor Gericht.

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