Kalaschnikow aus dem Schrebergarten
Derzeit muss sich ein reichlich Vorbestrafter aus Ulm wegen illegalen Waffen- und Drogenhandels verantworten
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ULM - In einem idyllischen Schrebergarten in Ulm hatte ein 64-jähriger Frührentner Waffen und Kriegswaffen 2017 aller Art zum Weiterverkauf gebunkert und mit Kokain gehandelt. Auf der Suche nach Abnehmern geriet an die Falschen: So genannte Vertrauenspersonen der Kriminalpolizeidirektion kauften ihm die Drogen ab und stießen auf das umfangreiche Waffenarsenal, aus dem sie sich bedienen sollten. Jetzt muss sich der Ulmer wegen gewerbsmäßigen Erwerbs und Handeltreibens mit Kokain und unerlaubten Waffen vor dem Ulmer Landgericht verantworten. Mit auf der Anklagebank sitzt sein Lieferant, ein Lkw-Fahrer mit kroatischem Pass, der in Ulm-Söflingen mit seiner Familie wohnhaft ist.
Beide wurden gefesselt gestern in den Schwurgerichtssaal aus der UHaft geführt, weil zumindest bei dem bisher unbestraften Kroaten Fluchtgefahr besteht und sein Auftraggeber insgesamt 21 Mal vorbestraft ist.
Sieben Punkte umfasst die Anklageschrift, die gestern vom Staatsanwalt verlesen wurde. Demnach verlief der Deal im letzten Jahr so: Der Kroate fuhr mit seinem Wagen im vergangenen Jahr mehrfach nach Bosnien, wo er die gefährliche Ware und die Drogen in der Stadt Orasje erwarb.
Auf mehreren Fahrten wurde laut Anklageschrift ein ganzes Arsenal gesammelt und nach Ulm transportiert: Handgranaten, ein vollautomatisches Sturmgewehr der Marke Kalaschnikow mit 200 Schuss passender scharfer Munition, mehrere scharfe Pistolen der Marken Beretta und Zastava inklusive Munition.
Die geladene Waffe stets griffbereit
Bei den illegalen Weiterverkäufen hatte der Hauptangeklagte stets in der Hütte einen schnellen Zugriff auf zwei schussfähige Langwaffen und eine Armbrust. Mehrere Interessenten kamen in den Schrebergarten, darunter auch ein verdeckter Ermittler, der dem Angeklagten ein langfristiges künftiges Kokain-Geschäft in Aussicht gestellt haben soll. So erwarb der „Kunde“schon mal fürs erste eine Kokainprobe von 0,48 Gramm Nettogewicht, die großen Deals sollten folgen, sodass der Angeklagte und sein mutmaßlicher Mittäter von dem ganz großen Geschäft träumen konnte. Bis sie kurz darauf verhaftet wurden.
Denn einen Geldsegen konnten beide Angeklagte gut gebrauchen. Der Kroate konnte die Familie mehr schlecht als recht von seinem Job ernähren, seine Frau besserte das geringe Gehalt als Putzfrau auf.
Und sein deutscher Komplize ist ein arbeitsloser Frührentner, der von seinem erwachsenen Sohn unterstützt werden muss. Zudem ist er nach eigenen Angaben seit Jahren arbeitsunfähig, klagt über mehrere Bandscheibenvorfälle. Gegen damit einhergehende depressive Phasen musste er zahlreiche Medikamente nehmen, die seinen Körper und seinen Gemütszustand sehr belasteten. Er klagte unter anderem über Krämpfe und Ruhelosigkeit.
Der gelernte Metzger geriet schon früh auf die schiefe Bahn. Das Vorstrafenregister ist umfangreich. 21 Verurteilungen bei Neu-Ulmer und Ulmer Amtsgerichten zählte das Gericht gestern auf: Urkundenfälschungen, zahlreiche Diebstähle, Einbrüche unter anderem in Wohnungen gehen seit der frühen Jugend auf sein Konto. In dieser Zeit hatte er auch seine Drogenkarriere mit illegalem Konsum begonnen und wurde mehrfach von Jugendgerichten zu Bewährungsstrafen verurteilt.
Der mutmaßliche Handel mit Kriegswaffen und Kokain im großen Stil sollte sein Leben verändern und brachte ihn zum ersten Mal vor die Strafkammer des Landgerichts.. Beide Angeklagte machten von ihrem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern.
Insgesamt acht weitere Verhandlungstage hat das Gericht vorgesehen. Weiter geht es am Freitag, 15. Juni.