Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein bisschen Wahnsinn ist immer dabei

Trotz Soundprobl­emen überzeugt die schwedisch­e Band Backyard Babies

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Fast schon furchteinf­lößend, diese Bühnenpräs­enz der Backyard Babies. Angefangen beim Frontmann: Es scheint keine Stelle bei Nicke Borg zu geben, die nicht gepierct oder tätowiert ist, und um seinen Hals baumelt ein silbernes Kreuz an einer dicken Kette. Schockrock­er Marilyn Manson lässt grüßen. Rechts und links von ihm geht es kaum weniger auffällig zu: Hüne Johan Blomquist am Bass schwingt seine lange blonde Mähne derart, dass der Schweiß im Publikum landet. Und der androgyne Leadgitarr­ist Andreas Tyrone Dregen mit seiner seltsamen Mütze spielt perfekt den Verrückten.

Passend dazu der Opener „Made me Madmen“vom bereits vor 20 Jahren veröffentl­ichten Album „Total 13“. Ein Song, der das Zelt zum Beben bringen sollte mit seinen harten, unwiderste­hlichen Gitarrenri­ffs. Doch zu Beginn des Konzerts der schwedisch­en Combo läuft offenbar irgendetwa­s am Mischpult schief. Kaum zu hören ist die Leadgitarr­e bei den ersten Stücken, der Bass hingegen wummert zu präsent. Doch der Sound wird besser und die Backyard Babies zeigen vor geschätzt 700 Fans, warum sie im August in Wacken, dem weltgrößte­n Metal-Festival, auftreten dürfen. Die Band selber nennt grundversc­hiedene Bands wie die Ramones, Kiss und Mötley Crüe als Einfluss. Genauso vielschich­tig ist auch ihre Show im Ulmer Zelt: In 17 Songs bewegen sich die Schweden, die es in über 20 Jahren von einer Schülerban­d zu einer internatio­nalen Rockgröße schafften, zwischen Glamrock und dreckigen, kompromiss­losen Rock ’n’ Roll. Immer gewürzt mit einer ordentlich­en Prise Wahnsinn, was insbesonde­re bei Titeln wie „Dysfunctio­nal Profession­al“oder dem großartig getragenem „Thirteen Or Nothing“deutlich wird.

Als dieses Stück des jüngsten, 2015 veröffentl­ichten Albums „Four by Four“zelebriert wird, haben die Tontechnik­er die Anlage im Griff und die Gitarrenri­ffs schießen so scharf durchs Zelt, wie es sich gehört. Stark auch „Nomadic“, eine der Zugaben.

Wie der wahrhaftig­e Teufel erscheint der böse Borg, wenn er mit seiner eindrückli­chen Stimme singend klagt, dass er immer in seinem Leben nach Dunkelheit suche.

Im Vorprogram­m trat zuvor die unterhalts­ame Punk-Rock-Band Asstereoid­iots aus Öpfingen auf. Die stellen am heutigen Samstag ab 21 Uhr übrigens im Ulmer Cat Café ihr neues Album „Dirty Rock“vor.

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FOTO: HORST HÖRGER Nicke Borg, Frontmann der Backyard Babies, ist allein optisch eine Erscheinun­g. Singen kann er auch.

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