Walter Trout lässt es bei seinem Auftritt mächtig krachen
Der heute 67 Jahre alte Amerikaner gehört zur ersten Garde der Bluesrocker und lässt das Ulmer Zelt erbeben
ULM (kümm) Wer glaubt, der gute alte Blues sei Vergangenheit, wurde am vergangenen Freitagabend im Ulmer Zelt eines Besseren belehrt: Zumindest bei den älteren Musikfreunden lebt der Blues. Und wie er lebte, als Walter Trout mit seiner Band Free Radicals im bestens gefüllten Zelt auftrat. Der heute 67 Jahre alte Amerikaner gehört zur ersten Garde der Bluesrocker, spielte früher mit John Lee Hooker, bei Canned Heat oder mit John Mayall – alles Meister der Bluesmusik. Und er nahm insbesondere mit seiner Stammband Free Radicals jede Menge Platten auf. Im Ulmer Zelt ließ er es, abgesehen von ein paar ruhigeren Stücken wie einem Song für seine Frau („Please take me home“), die ihm vor vier Jahren auf ihre Weise mit das Leben gerettet hat, mächtig krachen.
2014 litt Walter Trout an einer medikamentös nicht behandelbaren Leberkrankheit, war dem Tode nahe. „Ich lag acht Monate in der Klinik und es ging mir sehr schlecht“, erzählte er dem Publikum. „Ich habe oft meine Frau und meine Kinder nicht erkannt. Irgendwann habe ich die Hoffnung verloren und den Willen weiter zu leben.“Doch seine Frau gab nicht auf, unterstützte ihn weiterhin – und dann fand sich für den Musiker ein Spenderorgan. Trout kam wieder auf die Beine, erinnert sich aber: „Ich musste erst wieder reden und laufen lernen und ich konnte nicht mehr Gitarre spielen.“
Aber er übte und übte und schon im Jahr darauf veröffentlichte er das Album „Battle Scars“. Es ging mit Trout weiter bergauf und wer sein Album vom vergangenen Jahr „We’re all in this together“hört und ihn im Ulmer Zelt erlebte, erkennt, dass er wieder ganz der Alte ist. Die Spielfreude war ihm in jeder Minute des über zwei Stunden dauernden Konzerts anzumerken. Im Publikum konnte es sich keiner verkneifen, zumindest mit den Füßen mit zu wippen.
Sein eindringlicher Gesang und sein mitunter durch lange, spannende Soli geprägtes virtuoses Gitarrenspiel riss die Besucher mit, wie auch die Mitglieder der Free Radicals zu ihren gekonnten Soloauftritten kamen. Und diese Musik soll alt oder gar langweilig sein? Kein bisschen! Mit dem Appell, jeder im Zelt solle etwas für die Menschlichkeit tun und einem „God bless you“entließ Trout seine glückliche und aufgewühlte Zuhörerschaft in den milden Abend.