Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Debbie und ihre Spießgesel­linnen

Sandra Bullock geht im neuen Kinofilm „Ocean’s 8“mit weiblicher Diebesband­e auf unterhalts­amen Raubzug

- Von Stefan Rother

E● ine bekannte Filmreihe nochmal neu auflegen und dabei die männliche Darsteller­riege durch Frauen ersetzen – das kann Ärger geben. So erging es vor zwei Jahren der weiblichen „Ghostbuste­rs“Variante. Die war zwar sicher kein filmisches Meisterwer­k, zog aber solche Mengen an Internet-Hass auf sich, dass man neben berechtigt­er Kritik oft auch hässlichen Sexismus vorfand. Bei „Ocean’s 8“sind dagegen solche Ausbrüche bislang noch nicht in größerem Maße zu verzeichne­n. Das mag daran liegen, dass die ursprüngli­che Reihe zwar immens erfolgreic­h war, aber dann doch nicht über die emotionale Bindekraft der Geisterjäg­er verfügte. Vor allem aber ist die neue Geschichte über einen Meisterrau­b im Vergleich zu „Gostbuster­s“der klar bessere Film.

„Heist“(Englisch für Raubüberfa­ll) heißt das klassische Genre, das sich ungebroche­ner Beliebthei­t erfreut. Hier tut sich eine bunte Truppe an Spezialist­en zusammen, um einen bis ins feinste Detail ausgeklüge­lten Raub durchzufüh­ren. Das Vergnügen beim Zuschauen beruht dabei vor allem auf dem Zusammensp­iel der meist prominent besetzten Charaktere und darauf, mitzuerleb­en, wie ein scheinbar unfehlbare­r Plan sich entfaltet – bis in der Regel dann doch etwas Unerwartet­es passiert. Auf Netflix zeigt derzeit die spanische Serie „Haus des Geldes“, wie solch ein Thema selbst über 22 Folgen hinweg tragen kann. Die „Ocean’s“-Reihe basiert aber auf einem weitaus klassische­ren Vorbild: Im Kern war das 2001 erschienen­e „Ocean’s 11“eine Neuauflage des gleichnami­gen Frank-Sinatra-Films aus dem Jahr 1960, der hierzuland­e unter dem schönen Titel „Frankie und seine Spießgesel­len“in die Kinos kam.

Ein ambitionie­rter Plan

Regisseur Steven Soderbergh hauchte der Geschichte mit einer erstklassi­gen Inszenieru­ng und George Clooney in der Hauptrolle des Daniel „Danny“Ocean frisches Leben ein und schickte noch zwei Fortsetzun­gen hinterher. Bei „Ocean’s 8“hat der handwerkli­ch deutlich geradlinig­er vorgehende Gary Ross („Die Tribute von Panem“) die Regie übernommen. Im Mittelpunk­t steht dieses Mal Dannys Schwester Debbie (Sandra Bullock), die zu Filmbeginn frisch aus dem Knast entlassen wird. Die lange Zeit hinter Gittern hat sie produktiv genutzt, um einen hochambiti­onierten Plan auszuhecke­n: den Raub eines 150 Millionen Dollar teuren Diamantenc­olliers. Das soll die zickige Szene-Celebrity Daphne Kluger (Anne Hathaway) bei einer Spendengal­a im legendären Metropolit­an Museum in Manhattan, kurz „Met“, tragen.

Klar, dass sich so etwas nicht alleine anstellen lässt und so stellt Debbie mit ihrer langjährig­en Partnerin und Freundin Lou (Cate Blanchett) ein ganz besonderes Team zusammen. Das umfasst unter anderem Popstar Rihanna als Meisterhac­kerin Nine Ball, Helena Bomham Carter als verwirrte Modedesign­erin Rose Weil und die hierzuland­e noch wenig bekannte Rapperin Awkwafina als Taschendie­bin Constance. Gerade von letzterer hätte man gerne noch mehr gesehen.

Ohnehin wird die Hintergrun­dgeschicht­e der meisten Charaktere nur angerissen. Eine Schwäche, die sich bei Ensemblefi­lmen nur schwer vermeiden lässt. „Ocean’s 8“setzt aber noch einen drauf und fügt zahlreiche Gastauftri­tte hinzu, darunter ein ganzes Rudel an Prominente­n wie „Vogue“-Chefin Anna Wintour, Kim Kardashian und Heidi Klum.

Über allen thront aber Sandra Bullock. Dass sie neben romantisch­en Komödien auch Action kann, hat sie bereits in Filmen von „Speed“bis „Gravity“bewiesen; hier kommt noch eine coole Autorität als Bandenchef­in hinzu. Und wer mehr von den anderen Figuren wissen will – dafür sind ja schließlic­h Fortsetzun­gen da …

„Ocean’s 8“, Regie: Gary Ross, USA 2018, mit Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway, Rihanna. 110 Minuten, FSK: ab 12.

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FOTO: BARRY WETCHER Debbie (Sandra Bullock, li.) will mit Hilfe von Lou (Cate Blanchett) und anderen Freundinne­n ein Diamantenc­ollier stehlen.

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