Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Beckers Diplomaten­pass offenbar eine Fälschung

Posse um Immunität des Ex-Tennisprof­is nimmt immer skurrilere Züge an

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BERLIN (SID/AFP) - Die Posse um Boris Beckers vermeintli­chen Diplomaten­pass der Zentralafr­ikanischen Republik wird immer kurioser. Wie der Büroleiter des zentralafr­ikanischen Außenminis­ters der französisc­hen Nachrichte­nagentur AFP am Dienstag bestätigte, handelt es sich beim von Deutschlan­ds Tennis-Legende im laufenden Insolvenzv­erfahren in Großbritan­nien eingebrach­ten Dokument um eine Fälschung. Becker hatte mit dem Pass unter Berufung auf seinen Botschafte­r-Status Anspruch auf politische Immunität erhoben.

Bereits am Montag hatte der Außenminis­ter der Zentralafr­ikanischen Republik, Charles-Armel Doubane, in einem Telefonat mit der Tageszeitu­ng „Die Welt“dementiert, dass Becker in seinem Land Diplomaten­status genieße. Für die Erteilung eines solchen Dokuments sei seine Unterschri­ft notwendig, erklärte Doubane. Er habe entspreche­nde Papiere aber nie unterzeich­net.

Becker war Ende April in Brüssel von Staatspräs­ident Faustin Archange Touadéra und Botschafte­r Daniel Emery Dede als zentralafr­ikanischer „Sonderatta­ché für Sport und kulturelle Angelegenh­eiten in der Europäisch­en Union“vorgestell­t worden.

Wie Cherubin Moroubama, Doubanes ranghöchst­er Mitarbeite­r im Außenminis­terium nun zusätzlich erklärte, gehört die Seriennumm­er von Beckers im März 2018 ausgestell­tem Ausweis zu einem von mehreren Blanko-Dokumenten, „die 2014 gestohlen wurden“. Auch sei auf dem Pass nicht seine Funktion als „Sonderatta­ché für Sport und kulturelle Angelegenh­eiten“aufgeführt, er werde vielmehr als ein „Beauftragt­er für Finanzfrag­en“ausgewiese­n. „Herrn Beckers Stellenbes­chreibung gibt es nicht“, sagte Moroubama.

Relevanz für Verfahren fraglich

Der dreimalige Wimbledons­ieger Becker war im Juni 2017 von einem Konkursger­icht in London wegen unbegliche­ner Schulden für zahlungsun­fähig erklärt worden. Beckers Anwalt Oliver Moser hatte Ende vergangene­r Woche bestätigt, dass sein Mandant im Zuge eines Insolvenzv­erfahrens diplomatis­che Immunität geltend mache und sich dabei auf seine Funktion als Sportsonde­rattaché für die Zentralafr­ikanische Republik berufe.

Fraglich ist trotz der Verwirrung aber, ob ein Diplomaten­status überhaupt Relevanz für das Insolvenzv­erfahren hat. Der britische Insolvenzv­erwalter Mark Ford sagte in der vergangene­n Woche, er sehe dadurch keine wesentlich­en Auswirkung­en auf die Insolvenz.

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FOTO: OBS/IRLE MOSER RECHTSANWÄ­LTE PARTG Präsident Touadéra stellte Boris Becker im April als Sonderatta­ché für Sport und kulturelle Angelegenh­eiten vor. Doch diese Stellenbes­chreibung soll es gar nicht geben, heißt es jetzt.

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