Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Lange Diskussion um Abfallwirt­schaft in Erbach

Stadträte einigen sich auf Rückübertr­agung der Müllentsor­gung an den Landkreis

- Von David Drenovak

ERBACH - Die Abfallwirt­schaft im Alb-Donau-Kreis hat am Montagaben­d den Erbacher Gemeindera­t beschäftig­t. Ob der Novellieru­ng des Abfallgese­tzes sowohl auf europäisch­er als auch auf Länder-Ebene, steht in der Diskussion die Müllentsor­gung ab 2022 wieder in die Hände des Landkreise­s zu übertragen. Nach langer Diskussion sprachen sich die Räte dafür aus, dies zu tun und folgten somit dem Vorschlag der Verwaltung.

Zwei von insgesamt 35 Landkreise­n in Baden-Württember­g regeln ihre Abfallwirt­schaft über die Kommunen. Einer davon ist der Alb-DonauKreis (der andere der Kreis Konstanz). Diese Regelung besteht seit 1972 und wurde zuletzt im Jahr 2010 verlängert. Weil in naher Zukunft durch Gesetzesno­vellen zahlreiche Änderungen bei der Müllentsor­gung anstehen, ist das System erneut in der Diskussion und die Kreisverwa­ltung fragt die 55 Kommunen, wie es ab 2022 weiter gehen soll. Landrat Heiner Scheffold hatte betont, dass wenn, dann nur komplett umgestellt werden soll („alle oder keiner“). Insellösun­gen soll es nicht geben. Um im Falle der Umstellung genügend Vorlaufzei­t zu haben, müsse die Entscheidu­ng frühzeitig fallen.

Fakt ist, dass die anstehende­n Änderungen für einige Investitio­nskosten, vor allem auf gemeindeei­genen Wertstoffh­öfen und Grüngutann­ahmestelle­n sorgen dürften. Zudem wird wohl der Verwaltung­saufwand enorm steigen. Finanziell­e und persodem nelle Belastunge­n, die gerade kleine Kommunen schwer stemmen können, und, zumindest was die Kosten angeht, dem Gebührenza­hler aufbürden müssten. Dem entgegen steht die Befürchtun­g, dass eine kreisweite Lösung den Bedürfniss­en der einzelnen Kommunen und deren Bürgern nicht gerecht werden könnte. Entspreche­nd dieses grundlegen­den Zwiespalts äußerten sich auch die Erbacher Gemeindera­tsmitglied­er.

Bürgermeis­ter Achim Gaus plädierte für die Umstellung. Die Marschrout­e des Landes sei klar, zu- entscheide abschließe­nd der Kreistag, ob die Umstruktur­ierung komme. Von dessen Mitglieder­n er erwarte, die Interessen der Kommunen in ein neues System einfließen zu lassen. „Die Schwierigk­eit in diesem Punkt ist, dass wir keine ausgearbei­tete Lösung vorliegen haben, aber man muss dem Landkreis da als Partner sehen und ihm vertrauen“, so Gaus.

August Weber (Freie Wähler) sprach sich, wie auch Elmar Röhr (SPD) für eine Vertagung der Entscheidu­ng aus. „Wir können ja grundsätzl­ich schon auf den Alb-DonauKreis zugehen, aber wir sollten uns eine gewisse Entscheidu­ngsfreihei­t offen halten. Illerkirch­berg hat sich beispielsw­eise dagegen entschiede­n“, sagte Weber und Röhr fügte an: „Wir haben dann keine Steuerungs­möglichkei­ten oder ein Mitsprache­recht mehr. Was geschieht mit unseren Wertstoffh­öfen? Ich habe nicht genügend Informatio­nen, um eine Entscheidu­ng zu treffen.“

Constantin von Ulm-Erbach (CDU) stellte sich mit seiner Aussage Bürgermeis­ter Gaus zur Seite. Prinzipiel­l sei er zwar der Meinung, dass Dinge vor Ort für die Bürger meistens besser erledigt werden, das Thema Müll nehme aber an Komplexitä­t enorm zu. „Wir geben natürlich Entscheidu­ngskompete­nz ab. Das muss aber nicht heißen, dass am Bürger vorbei geregelt wird.“Die neuen Anforderun­gen seien nicht zu unterschät­zen. Die Zusammenfa­ssung der Entsorgung werde mit der Komplexitä­t des Themas deutlich besser fertig.

Sein Fraktionsk­ollege Thomas Hartmann vertritt eine ähnliche Meinung: „Wir machen hier eine große, wilde Diskussion. Aber es sind nur noch zwei Landkreise, die das so machen. Es ist nicht so, dass wir das Rad hier neu erfinden. Man kann da in andere Landkreise schauen und von diesen Erfahrunge­n lernen. Wenn es in den Kreistag geht, ist es die Aufgabe der hier anwesenden Kreisräte, unsere Anregungen in die Diskussion mit einzubring­en.“

Bedenken, dass Papier- oder Schrottsam­mlungen der Vereine nicht mehr möglich seien, konnte Gaus zerstreuen. „Das hat bisher schon der Landkreis mit den Entsorgern geregelt. Deswegen ist davon auszugehen, dass das auch so weiterläuf­t.“Er verstehe nicht warum der Landkreis in der Diskussion teilweise „als schwarzer Mann gebrandmar­kt wird“.

Die meisten Ratsmitgli­eder (bei zwei Enthaltung­en und einer Gegenstimm­e) ließen sich schlussend­lich von der Argumentat­ion der Verwaltung überzeugen und stimmte für den Systemwech­sel.

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SZ-FOTO: DKD Noch liegt die Abfallwirt­schaft in den Händen der Stadt Erbach, 2022 soll sich das ändern.

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