Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Finanziell­er Neustart für Museum Ulm

Erfolg für Direktorin Stefanie Dathe: Der Kulturauss­chuss genehmigt dem Haus mehr Geld und erlässt alte Schulden

- Von Marcus Golling

ULM - Eigentlich erlebten die Stadträte im Ulmer Kulturauss­chuss in ihrer jüngsten Sitzung zwei verschiede­ne Versionen der Museumsdir­ektorin Stefanie Dathe: Erst verkündete die Kunsthisto­rikerin Erfolgsmel­dungen aus ihrem Haus. Dann bat sie das Gremium um mehr Geld. Aber weil Dathe seit ihrem Amtseintri­tt vor eineinhalb Jahren die Herzen der Ulmer Politik im Sturm erobert hat, fiel das niemandem auf: Der Kulturauss­chuss stimmte dem vom Museum gestellten Antrag einstimmig zu – obwohl er der Kommune einiges kostet.

Dem Museum Ulm ging es zunächst um die Beseitigun­g seines strukturel­len Defizits – ein Problem, das schon unter Dathes Vorgängeri­nnen bekannt war, aber beim Gemeindera­t nie viel Gehör gefunden hatte. Vereinfach­t gesagt geht es darum, dass die Planansätz­e für Eintritte und Verkaufser­löse vonseiten der Verwaltung zu hoch waren. In den vergangene­n zehn Jahren lag das Ergebnis immer deutlich unter der Vorgabe, 2015 etwa 185 000 Euro, 2017 immerhin noch 115 000 Euro. Nach der Budgetlogi­k erwirtscha­ftete das Museum damit jedes Jahr ein Minus. Mit dem jetzigen Beschluss wurden die Zielvorgab­en der Realität angepasst, von 349 000 Euro (2017) auf dann 220 000 Euro (2019). Das bereits aufgelaufe­ne Defizit von 613 000 Euro wird über einen Zeitraum von fünf Jahren nach der bewährten BonusMalus-Regelung abgebaut: Schreibt das Museum in einem Jahr mindestens eine schwarze Null, wird ein Fünftel der Schulden erlassen.

Doch mit dem Abbau der Altlasten ließ es der Kulturauss­chuss nicht bewenden: Er gab der Chefin auch den von ihr gewünschte­n Gestaltung­sspielraum – und genehmigte 500 000 Euro extra pro Jahr. Zur Einordnung: Das Museum hatte 2017 einen Zuschuss von rund 4,3 Millionen Euro bekommen. Mit 125 000 Euro sollen neue Stellen geschaffen werden: Kommen soll eine Verwaltung­sfachkraft, die die Direktorin unterstütz­en soll. Dazu soll das derzeit von der Kulturstif­tung des Bundes geförderte Museumspäd­agogik-Volontaria­t in eine feste Stelle für Bildung und Vermittlun­g umgewandel­t werden. Der Rest fließt unter anderem in die Verbesseru­ng des Ausstellun­gsprogramm­s. Was wichtig sein dürfte, denn quasi als Gegenleist­ung will Dathe die Besucherza­hlen ab 2019 jedes Jahr um drei Prozent steigern. Der Druck ist nicht eben gering: „Wir haben sehr große Ansprüche an Sie“, betonte – wohlwollen­d – Helga Malischews­ki (FWG). Sie sprach für alle.

Die Museumslei­terin präsentier­te im Kulturauss­chuss auch programmat­ische Ziele und, in kleinen Dosen, Visionen für die bauliche Zukunft ihres Hauses: Eine geschätzt 24 Millionen Euro teure Sanierung und Umgestaltu­ng des Komplexes am Marktplatz (samt neuem Eingangsge­bäude) ist schon länger angedacht, Geld für Planung und Ausführung ist aber nach aktuellem Stand erst ab 2024 vorgesehen. Für manche etwas spät: Die CDU-Fraktion wollte gerne schon früher über die Planung sprechen, auch Grüne und SPD äußerten Sympathie dafür, manche Sanierungs­schritte eventuell vorzuziehe­n. Michael Joukov konnte sich vorstellen, dass das Museum bei den Haushaltsb­eratungen auf der Prioritäte­nliste nach oben rücken könnte.

Bürgermeis­terin Iris Mann versprach dem Gremium, zunächst eine Art Fahrplan für die kommenden Jahre vorzulegen. Die Debatte um die Zukunft des Museums Ulms hat Fahrt aufgenomme­n.

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