Würziges aus der Balkan-Küche
Ulmer Zelt II: Dunkelbunt aus Wien feiert mit seinen Fans eine Weltmusik-Elektro-Party
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ULM - Nach dem Konzert, am Merchandise-Stand, wird Ulf Lindemann alias Dunkelbunt über das Kochen, seine andere große Leidenschaft sprechen. Das Musikmachen sei für ihn wie Kochen und umgekehrt, die Zutaten machten den Unterschied. Ob er nun Gewürze oder Instrumente verwendet, er suche immer nach einer Art Goldener Schnitt, nach der guten Mischung zwischen Harmonie und Dissonanz. Er mache seine Musik in der Küche und er koche mit Musik.
Eine würzige Mischung ist seine Musik allemal. Der gebürtige Hamburger, der seine Karriere mit Drum’n’Bass startete, lebt seit 2001 in Wien lebt – und entdeckte dort seine Liebe zum Balkan und dessen Musik. Sein internationaler Durchbruch gelang ihm 2006 mit dem Album „Morgenlandfahrt“, einer Mischung aus Balkan, Gypsy-Swing und Elektro. 2010 gründete er sein eigenes Label, seit 2011 tourt er mit einer Live-Band durch die Länder – jetzt führte ihn die jüngste Reise ins Ulmer Zelt.
Zunächst ist Lindemann allein auf der Bühne, dezent im Hintergrund. natürlich mit der Schiefermütze, die ihn auszeichnet. Er sitzt an seinen elektronischen Geräten, spielt Piano, steuert Beats, Samples und Effekte bei.
Erst nach und nach kommen die Musiker dazu, greifen zu Sopran-Saxofon, E-Gitarre oder Mikrofon. Erst als ein weiterer Rapper klatschend auf die Bühne läuft, kommt das Publikum richtig in Stimmung – und beginnt zu tanzen. Der Bann ist nun gebrochen. Gelacht wird auch, als „Mr. Dunkelbunt“sagt, er fühle sich bei „Ulm“immer angesprochen, schließlich heiße er heiße Ulf. Ab jetzt sei er „UlmF“. Bei „Swingy Mama“feiern schließlich alle, angeheizt vom MC. Umjubelt wird auch der Gesang der einzigen Frau auf der Bühne, der bei einem Stück an die israelische Sängerin Ofra Haza erinnert. Denn derzeit wuchtet die Band fünfzehn verschiedene Sprachen auf die Bühne.
Mitreißend sind die Tanzeinlagen zu Electro-Swing – den Sport macht das Publikum mit und geht auch in die Knie, um dann schnell aufzustehen und zu hüpfen. Egal ob zu orientalischen anmutenden Klängen, zu deutschem Hip-Hop, zu Ragga. Die Mischung fasziniert. Und Lindemann selbst lässt seine Finger über die Tasten flitzen. In Ulm sei er schon einige Male gewesen, sagt er, und grüßt spontan die Ulmer Drum’n’Bass-Formation NME Click. Und tatsächlich: Die alten Freunde sind da und Dunkelbunt holt sie auf die Bühne. Nach rund zwei Stunden Konzert.
Da sind viele Besucher schon auf dem Weg zum Merchandise-Stand. Dort gibt es nicht nur Platten und CDs, sondern auch kleine Gläser mit Gewürzmischungen, von Lindemann selbst hergestellt.