Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Unter besonderer Beobachtun­g

Lothar Matthäus, Mario Basler und Co schießen sich auf Mesut Özil ein – zu Recht?

- Von Filippo Cataldo und Agenturen

RAVENSBURG - Für Lothar Matthäus ist die Sache klar. Mesut Özil muss das erste Opfer des Fehlstarts der DFB-Elf in die WM sein. „Da ist kein Herz, keine Freude, keine Leidenscha­ft“, schrieb der Rekordnati­onalspiele­r in seiner „Bild“-Kolumne: „Ich habe bei Özil auf dem Platz oft das Gefühl, dass er sich im DFB-Trikot nicht wohlfühlt, nicht frei ist, ja fast: als ob er gar nicht mitspielen möchte.“

Özil also am Samstag im allzu frühzeitig­en Tod-oder-GladiolenS­piel der DFB-Elf gegen Schweden also auf die Bank? Nicht nur für Matthäus, den Weltmeiste­rkapitän von 1990, eindeutig: Mario Basler ist ebenfalls kein Özil-Freund. Er leistete sich am Montagaben­d bei „Hart aber fair“eine verbale Entgleisun­g unter der Gürtellini­e. Özil habe „die Körperspra­che eines toten Frosches“, meinte der 1996er-Europameis­ter, der einst unbedingt einen Eckball mit Pepita-Hut ausführen wollte, erkannt zu haben. Und weiter: „Das ist jämmerlich! Seit Jahren spielt er nur Pässe auf fünf Meter. Als Mittelfeld­spieler sollte er auch mal einen Zweikampf gewinnen!“

Özil versuchte, Khediras Fehler auszubügel­n

Tatsächlic­h setzte Özil, der in allen 26 WM- oder EM-Spielen unter Bundestrai­ner Joachim Löw in der Startelf stand, beim 0:1 gegen Mexiko zu wenig Akzente. Es würde nicht verwundern, wenn er am Samstag Platz machen muss in der Startelf für Marco Reus, von Löw schon als Spieler für die wichtigen Spiele ausgemacht. Doch es könnte auch Julian Draxler oder Timo Werner treffen. Oder Thomas Müller, dem gegen Mexiko auch nicht viel einfiel.

Für Özils Verbleib in der Startelf spricht, dass er als einer der wenigen am Sonntag auf die offensicht­lichen Probleme im Spielaufba­u reagierte. Er ließ sich immer wieder in den rechten Halbraum zurückfall­en, holte sich dort Bälle und störte den Spielaufba­u der Mexikaner.

Özil war gegen Mexiko zweifellos nicht auf der Höhe seines Schaffens und wirkte eher wie ein entfernter Cousin des Spielers, der in 91 Länderspie­len an 63 Toren beteiligt war. Doch er versuchte wenigstens, die teils eklatanten Fehler im Stellungsu­nd Passspiel von Sami Khedira und Toni Kroos, gegen Mexiko beide völlig von der Rolle, auszubügel­n.

Stefan Effenberg gehört zu den expertiere­nden Ex-Nationalsp­ielern, die das erkannt haben. „Für Khedira sollte Ilkay Gündogan spielen. Er ist auch ein Taktgeber. Die Mannschaft braucht einfach gefährlich­e Bälle aus dem zentralen Raum in die Spitze – das hat gegen Mexiko komplett gefehlt“, schrieb Effenberg in seiner WM-Kolumne bei t-online.de.

Noch vor einer Woche hatte Effenberg übrigens den Rauswurf Gündogans aus dem DFB-Team gefordert – wegen dessen Propaganda­besuchs beim türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan. So schnell ändern sich die Zeiten.

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FOTO: DPA Engagiert, aber auch nicht gut: Mesut Özil (li.) gegen Mexikos Hector Moreno.

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